Am Donnerstag musste „Die Mannschaft“ nach ihrem Ausscheiden in der Vorrunde der Fußballweltmeisterschaft endgültig ihre Zelte in Katar abbrechen. Nachdem sich die gesamte Republik vorher wochenlang über mangelnde Frauenrechte und Queerfeindlichkeit in jenem nahöstlichen Land sowie schließlich über das Nichttragen der „One Love“-Binde während der Spiele echauffiert hatte, blieb keine Zeit mehr übrig, um sich auf Fußball zu konzentrieren. Die Prioritäten müssen eben stimmen. Und was könnte bei einem Sportwettkampf auch wichtiger sein als die Rechte von LGBTQIA+-Personen?
Während Länder wie Japan oder Marokko in Sachen Wokeness nicht mit der Bundesrepublik mithalten können, schafft es die einstige Fußballnation umgekehrt längst nicht mehr, über Tunierrvorrunden hinauszukommen. Wenigstens mangelte es nicht an der Einstellung. Denn wenn es um Courage, Toleranz sowie humorbefreite Komiker geht, bleibt die Bundesrepublik unangefochtener Weltmeister. Dies stellte Jan Böhmermann am vergangenen Wochenende erneut unter Beweis.
Im Ersten Deutschen Fernsehen erschien anlässlich des 80. Geburtstags von Alice Schwarzer ein Zweiteiler über ihr Leben und Werk, im Zweiten Deutschen Fernsehen hingegen gab sich Jan Böhmermann in der Show „ZDF Magazin Royale“ die Blöße und wetterte gegen sogenannte TERFs. TERFs sind Transexkludierende Radikal-Feministen, zu denen auch Schwarzer gezählt wird. Der moderne Dritte-Welle-Feminismus ist in den letzten Jahren mehr und mehr zur Lobby all jener geworden, die keine Frauen sind, aber trotzdem gerne deren Rechte in Anspruch nehmen würden.
Feministinnen wie Alice Schwarzer, die mit Kampagnen und Protesten wie „Wir haben abgetrieben!“ in den 1970er Jahren den Verfall und die Entwurzelung der modernen Familie befeuerten, dürfen heute von der Ersatzbank aus zuschauen, welches Ausmaß die von ihnen maßgeblich vorangetriebene „sexuelle Befreiung“ mit sich brachte. Die Zweite-Welle-Feministen schufen das Fundament für den modernen Queer-Feminismus. Nun stellen sie mit Entsetzen fest, wie ihr Kampf gegen die Frau als „Gebärmaschine“ schließlich dazu führte, dass Frauen rund 50 Jahre später zu „gebärenden Elternteilen“ oder „Menschen mit Uterus“ degradiert wurden.
In den letzten Jahren wurden beinahe alle Frauenschutzräume zugunsten sogenannter FLINTA*-Personen, also zugunsten von Frauen, Lesben, Intersexuellen, Nichtbinären, Transsexuellen und Agendern, ausgeweitet. Sei es der Frauensport, der Frauenknast oder das Frauenklo. Überall müssen gebürtige Frauen mittlerweile Platz machen für Menschen, die das Frausein neuerdings für sich entdeckt haben und in Anspruch nehmen. Wer das kritisiert, ist eine diskriminierende queerfeindliche TERF und wird von durch Zwangsgebühren finanzierten „Journalisten“ wie Jan Böhmermann höchst niveauvoll im Fernsehen als „Kackhaufen“ (#TURD) betitelt.
In seiner Show zeigte Böhmermann gekonnt investigativ auf, wie „TERFs“ rund um Alice Schwarzer oder die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht mit von ihm als „Rechtsextremisten“ abgestempelten Politikern wie Beatrix von Storch gemeinsame Sache machen und in ihrem menschenverachtenden Kampf womöglich von russischen Oligarchen finanziert würden. Wer Menschen mit Perücke, Minirock und Penis nicht als Frauen durchgehen lässt, ist schlicht und ergreifend diskriminierend.
Böhmermanns Meinung nach müsse das veraltete „Transsexuellengesetz“ endlich durch das Selbstbestimmungsgesetz abgelöst werden. Denn: „Was hat das noch mit Feminismus zu tun?“, so lautete die Frage, mit welcher Böhmermann das autoritäre Weltbild all jener „Gesetzeskritiker“ an den Pranger stellen wollte. Ja, ganz recht, was hat das mit Feminismus oder überhaupt mit Frauenrechten zu tun, wenn ein humorbefreiter Pseudo-Comedian wie Böhmermann im öffentlich-rechtlichen Rundfunk neutrale Hetze gegen Frauen betreibt, die schlichtweg einfach Frauen bleiben möchten?
Es beweist den Charakter der Bundesrepublik.