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Till Lindemann – Pfui Teufel!

9. Juni 2023
in 3 min lesen

Mit mittlerweile über 20 Millionen verkauften Tonträgern ist die 1994 gegründete Band Rammstein eine der erfolgreichsten aktiven Musikgruppen aus Deutschland – wenn nicht sogar die erfolgreichste. Berühmt und berüchtigt wurde sie vor allem durch allerlei Provokationen: Seien es die Liedtexte, die Musikvideos, die Bühnenauftritte – selbst der Bandname ist als Anspielung auf das Flugtagunglück 1988, das sich auf der US-amerikanischen Airbase Ramstein in der Westpfalz abspielte, nichts weiter als eine Provokation. Hinzu kommt noch das Auftreten des Sängers Till Lindemann, dessen ausgefallene Kostümierung bei Auftritten und dessen markante Stimme der Band ihre Unverwechselbarkeit verleihen.

Und besagter Till Lindemann ist es, der seit einigen Tagen im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit steht. Was ist passiert? Nun, offenbar soll es bei Rammstein-Konzerten hinter der Bühne ziemlich wild hergehen – wobei „wild“ hier noch einen Euphemismus darstellt. Ende Mai kamen Gerüchte auf, die besagen, Lindemann vergnüge sich mit jungen Damen hinter der Bühne, sexuelle Leistungen fordere er von ihnen ein. Am 5. Juni veröffentlichte die YouTuberin Kayla Shyx (von der ich bis dato noch nie etwas gehört hatte) das Video „Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert“ – eine 36-minütige Ausführung, mit Chatverläufen, Fotos und eigenen Erfahrungsberichten als Untermauerung, darüber, was denn alles auf den Aftershowpartys der Band passiere.

Laut dem Mädel passiere Folgendes: Eine Managerin namens Alena Makeeva, die Lindemann recht nahestehe, suche sich junge, attraktive Damen heraus, die dem Frontsänger sexuell gefallen könnten. Sie würden von Makeeva freundlich gefragt, ob sie denn nicht auf die Aftershowparty kommen wollen. Nachdem sie eingewilligt hätten, würden sie nach dem Konzert in einen von Security-Männern bewachten, abgeschotteten Raum geführt, an dessen Türschwelle sie ihr Handy abgeben müssten (leider nicht aus guten Gründen…). Und dann komme Lindemann herein und suche sich ein Mädel heraus, um mit ihm zu verkehren. Sollte dieses sich verweigern, werde er aggressiv. Neben diesem Bericht von Kayla Shyx gebe es wohl Fotos von Verletzungen, die von dem brutalen Geschlechtsakt herrühren sollen. Des Weiteren ist vom Einsatz von Rohypnol oder ähnlichen K.-o.-Tropfen die Rede, mit welchen die Frauen gefügig gemacht werden sollen.

So viel zur Seite der Anklägerinnen. Das klingt ja alles erst mal ziemlich grausig. Till Lindemann hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert, so dass eine Gegendarstellung bislang fehlt. Bewiesen ist an der ganzen Sache zudem noch nichts, wir wissen noch nicht, inwiefern die Geschichten stimmen oder nicht, auch wenn die Indizien – bei so vielen sich ähnelnden Berichten – bis jetzt recht eindeutig erscheinen. Für die meisten Internetnutzer jedenfalls, gerade aus dem Mainstreamlager, scheint der Fall bereits klar gelöst und das Urteil gefällt zu sein: Lindemann ist ein altes Schwein, der Mann muss ins Gefängnis, die armen Mä… ähm Frauen (oder was auch immer) können gar nichts, aber auch gar nichts dafür, volle Solidarität mit ihnen.


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Doch ich stelle mir die Frage: Wie ginge man in meinem Staate, in meiner Gesellschaft mit so einem Fall um? Eine Schwäche des Mainstreams wird hier ja vollkommen klar: Die sexualmoralische Degeneration an sich wird nie infrage gestellt. Nicht die Verkommenheit Lindemanns an sich sei das Problem, sondern die Tatsache, dass er sich für seine Eskapaden keine professionellen Prostituierten oder Ähnliches geholt habe – alle sagen sie das im Mainstream, auch Kayla Shyx selbst. Tja, ich sehe das ein wenig anders…

Vorausgesetzt, alle Vorwürfe bewahrheiteten sich: Lindemann hätte das wirklich gemacht, und die jungen Frauen wären allesamt, teils unter Alkohol- und Drogeneinwirkung, als Sexobjekt benutzt worden, dann könnte der Mann keine Gnade erwarten. An den Pranger und dann in die Zelle mit ihm. Solche Verkommenheit kann ich nicht dulden, schon gar nicht in der Öffentlichkeit, und schon gar nicht unter der Prämisse, junge Frauen dafür zu verführen oder gar zu schänden. Lindemann müsste dafür büßen.

Doch wie umgehen mit dem Verhalten der Frauen? Verantwortlich oder nicht? Das gute alte Victim Blaming anwenden? Viele, vor allem liberalkonservativ eingestellte Leute in unserem Lager dürften der Auffassung sein, dass die Mädchen sehr wohl eine Teilverantwortung tragen für das, was ihnen angetan wurde: Man muss eben wissen, worauf man sich einlässt, wenn man auf eine Aftershowparty mit einem Rockstar geht. Und ja, ich muss zustimmen, Victim Blaming finde ich manchmal gar nicht so schlecht, aber eben nur unter der Prämisse, dass das Opfer auch Verantwortung tragen kann. Wir jedoch haben es hier mit 18-jährigen, 20-jährigen Frauen zu tun. Seien wir ehrlich: Wer glaubt, dass die meisten von denen die Folgen ihres Handelns absehen und deshalb dafür verantwortlich gemacht werden können? Ich glaube es nicht – Ähnliches, wenn auch nicht im selben Maße, gilt für junge Männer.

Daher: Junge und naive Mädchen tragen keine Verantwortung, was nicht heißt, dass sie tun können, was sie wollen. Eher im Gegenteil. Wichtig wären stabile, autoritäre gesellschaftliche Regeln, die so etwas vorbeugen. Tolerierte sexuelle Maßlosigkeit macht doch so etwas erst möglich. Von daher gilt es, die Folgen der sexuellen Revolution rückgängig zu machen. Und das echte Patriarchat wurde halt nur noch nie ausprobiert…

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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