Liebe Kraz-Gemeinde,
ich grüße euch herzlich zum diesjährigen Pfingstfest und möchte meine kleine Predigt mit der Pfingstgeschichte beginnen, bei der ich dieses Mal einen besonderen Schwerpunkt setzen möchte:
„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.“
Apostelgeschichte 2,1-13
Ich weiß nicht, wie oft Sie die Pfingstgeschichte schon gehört und gelesen haben. An Pfingsten geht es jedenfalls um die Ausgießung des heiligen Geistes. Das Pfingstfest gehörte schon im Judentum zu den wichtigen Jahresfesten und fand 50 Tage nach dem Passahfest statt. Während am Passahfest an den Auszug aus Ägypten erinnert wird, gedenkt man an Pfingsten an die Offenbarung des mosaischen Gesetzes. Parallel dazu wird im Christentum statt Passah Karfreitag und Ostern gefeiert, da Jesus sich als Passahlamm für die Sünden der Menschheit opferte und dies nach biblischem Bericht auch um die Zeit des Passahfestes geschah. Pfingsten ist dann die Ausgießung des heiligen Geistes, der die Christen auf ihrem Weg durch die Jahrhunderte führt und insbesondere durch die heilige Schrift auch zur Buße leitet wie es das mosaische Gesetz für das Volk Israel tat.
Interessant ist aber an dieser Bibelstelle nicht nur, dass die Jünger Jesu mit dem heiligen Geist ausgestattet werden und plötzlich in unterschiedlichen Sprachen predigen können, sondern auch die Reaktion des umstehenden Volkes. Während die Einen die Predigt der Jünger in ihrer eigenen Sprache hören und merken, dass ein Wunder geschehen ist, verstehen die Anderen wohl nur Gebrabbel und halten die Jünger für besoffen. Und damit komme ich dazu, was das mit vollautomatischem Feuer und Umkehr zu tun hat.
Im Film Pulp Fiction, des bekannten Regisseurs Quentin Tarantino gibt es eine Szene in der auf die beiden Hauptfiguren Vincet und Jules aus ziemlicher Nähe geschossen wird. Ein volles Magazin wird auf die beiden abgefeuert, aber die Kugeln schlagen sämtlich nur in die Wand hinter den Protagonisten ein. Auf der Fahrt diskutieren die beiden darüber, ob es sich hierbei um ein Wunder handelt.
Vincent: „Es ist abgefahren, aber es kommt vor.“
Jules: „Okay, wenn du blinder Mann spielen willst, geh mit einem Schäferhund spazieren, aber meine Augen sind verdammt offen.“
Vincent: „Was soll denn das schon wieder?“
Jules: „Ich meine, dass für mich Schluss ist. Von heute an werde ich mich für immer zur Ruhe setzen“
Im weiteren Verlauf des Films bleibt Jules seinem Entschluss treu, hört auf Leute umzubringen und plant ein neues, gottgeweihtes Leben außerhalb von Kriminalität. Vincent hingegen, der das selbe Wunder erlebt hat, bleibt weiter im Gangstergeschäft und wird von Boxer Butch, den er eigentlich töten sollte, mit seiner eigenen vollautomatischen Waffe erschossen.
Genau wie in der Pfingstgeschichte gibt es also auch hier zwei Personen die ein Wunder Gottes erleben: Einen der darin ein Wunder sieht, und einen der es als Zufall abtut. Das beschreibt das Wirken des Heiligen Geistes sehr gut. Gott zeigt sich auf mannigfaltige Weise dem Menschen. Er ist in seiner Schöpfung erkennbar, er spricht durch die Bibel zu uns und er zeigt sich auch in konkreten Erfahrungen. Der Mathematiker Blaise Pascal hat es folgendermaßen ausgedrückt:
„Gott hat in der Welt genug Licht geschaffen, dass die die ihn erkennen wollen, ihn erkennen können, er hat aber auch genug Dunkelheit gelassen, damit die die ihn nicht erkennen wollen, ihn nicht erkennen müssen“.
Das Nicht-Erkennen Gottes ist eine Möglichkeit die Gott dem Menschen lässt. Es ist aber keine Handlung die ohne Konsequenzen bleibt. Wer sich von Gott ansprechen lässt und an das Evangelium glaubt, wer daran glaubt, dass er vor Gott nicht gerecht ist und, dass Jesus seine Sünde getragen hat, der bekommt ein neues Leben. Dieses neue Leben beginnt auf dieser Welt und reicht bis in die Ewigkeit bei Gott. Wer allerdings meint, seine Ohren gegenüber Gott verschließen und die Hinweise auf ihn verachten zu müssen, lebt im selbstgewählten Tod. Dieser ist ein geistlicher Zustand hier auf der Erde der ebenfalls seine Fortsetzung in der Ewigkeit erfährt.
Amen.