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Untertanentum und Massenmedien

30. September 2021
in 2 min lesen

In der kommenden Ausgabe von Deutschlands reaktionärstem, libertärstem und heterofamilienfreundlichstem Meinungsmagazin, nämlich der KRAUTZONE, setze ich meine „Typologie der Deutschen“ fort. Es wird um den Untertan, den deutschen Archetyp schlechthin, gehen. Naheliegenderweise habe ich ein Interesse am regen Absatz unserer Hefte, ich möchte also an dieser Stelle nicht zu sehr vorgreifen. Wer der Untertan genau ist und was ihn ausmacht, das lesen Sie, neben vielen anderen spannenden Themen, in Heft 23. Die Typologisierung des Untertans verlangt allerdings eine dringende Ergänzung, denn mit der Einsendung meines Heftartikels endete nicht mein autodidaktischer Anschauungsunterricht.

Das signifikante Merkmal des Untertans ist seine Bewegung in und mit der Masse. Was er sagt, denkt oder macht, sagt, denkt und macht er innerhalb der Herde anderer Untertanen. Lassen Sie sich nicht täuschen, wenn Sie im Zug von einem einzelnen Untertan ob Ihrer falsch sitzenden Maske angeblafft werden – der Untertan wähnt sich in der Umgebung seiner schützenden Herde. Die Herde, das sind die Fahrgäste, die betreten jede Form von Blickkontakt meiden.

Egal wie unangenehm solche Situationen sind – und sie sind es, ich erlebe das auf Zugfahrten ständig –, so müssen wir für Corona fast dankbar sein: An keinem anderen Thema der letzten Jahrzehnte veranschaulichte sich deutsches Untertanentum, diese Lust an der Jagd im Rudel, diese Geilheit auf moralinsaures Herrenmenschentum gepaart mit der Angst vor dem eigenen Untergang, so deutlich.

Aber zum Untertanentum gehört eben auch das Umfallen, was mich dann zum eigentlichen Anliegen meiner heutigen Kolumne bringt: Der Fanatismus unserer lieben Zeigefingerwedler scheint keine Grenzen zu kennen, und doch wird dieser Moment kommen, ab dem sich der Untertan im Brustton der vollen Überzeugung als Masken-, Impf- und Anweisungsverweigerer erster Stunde ausgibt. Das ist so ein deutsches Ding, so eine verwirrende Einstellung, die wir vielleicht noch am ehesten mit den Italienern teilen. Das weiße Bettlaken, das zur Begrüßung aus dem Fenster gehängt wird, ist genauso ernst gemeint wie die Panzerfaust, die aus demselben kurz zuvor abgeschossen wurde.

Wie bereits gesagt, der Untertan kann nicht ohne die Masse der Untertanen gedacht werden, und es ist letztendlich sie, die kippen muss. Wir können uns alle toll und mutig fühlen, wenn wir uns den schikanösen Anweisungen widersetzen, wenn wir nicht mitmachen, und dazu gehört heutzutage auch einiges – überzeugen werden wir damit aber keinen der Untertanen. Ich glaube, dass wir stattdessen die Masse verstehen lernen müssen, innerhalb der sich der Untertan bewegt. Zu dieser Masse zählen all jene, die den Untertanen direkt oder indirekt bestätigen, zu dieser Masse zählen in unserem Land aber auch und vor allem die Massenmedien, allen voran der staatliche Rundfunk.

Der Staatsfunk lügt, betrügt und verprasst Milliarden – und auch wenn sich im Laufe der letzten Jahre Millionen von ihm abgewendet haben, funkt er weiter und erzeugt für all die Untertanen in diesem Land das wohlig-warme Gefühl der Bestätigung. Und nicht nur das: Unter seinen Geld- und Geltungsschirm stellen sich die großen Zeitungen unserer Republik. „FAZ“ lesen bedeutet nichts anderes als „ZDF“ schauen.

Die große Preisfrage also an die gesamte Runde: Was tun?

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

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