Upahl – „Die AfD ist der falsche Weg“

9. Februar 2023
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Am Sonntag veröffentlichte der Kanal „Achtung, Reichelt!“ eine 17-minütige Reportage über das kleine Dörflein Upahl im Nordwesten Mecklenburgs. Das Nest mit seinen circa 500 Einwohnern wurde nämlich dazu auserkoren, neuer Standort eines Containerdorfs für sogenannte Asylbewerber zu werden. Nun, die Gefahr der raschen Überfremdung wohl ahnend, regt sich Widerstand im Dorfe, der von Julian Reichelt und seinem Kamerateam dokumentiert wurde. Natürlich wollen die Bewohner keine Flüchtlingsunterkunft in ihrer Nachbarschaft haben – die allerwenigsten wollen dies, nur sind viele nicht bereit oder ehrlich genug, dies auch zuzugeben –, schon gar nicht, wenn dies die Verdopplung der Einwohnerzahl ihres Heimatortes bedeuten würde. Von der Mainstreampresse werden die Dorfbewohner laut Reichelt mit den üblichen Diffamierungen übergossen: Rassisten seien sie, fremdenfeindlich. Man kennt’s.

Die ganze Sache ist an sich im besten Deutschland aller Zeiten leider keine Besonderheit mehr. Die Politik auf Landesebene setzt sich gerne mal über lokale Befindlichkeiten hinweg, um irgendwohin ihre Asylbewerberunterkünfte zu pflanzen, damit man sich vor den Augen der alles durchsetzenden Gutmenschenkaste vorbildlich präsentieren kann. Der Fall Upahl wird nur deshalb so groß in den Medien präsentiert, da er einerseits von Reichelt dokumentiert wurde, andererseits eine bis dato noch nicht bekannte Änderung mit sich zieht: die Radikalität des Austauschs durch die im Verhältnis zur indigenen Bevölkerung sehr hohe Zahl an Neuankömmlingen.

Besonders frustrierend ist dabei die Reaktion der meisten Ureinwohner Upahls. Als eine Anwohnerin erwähnt, dass die Politik mit ihren Maßnahmen die Leute in die Hände der AfD treibe, entgegnet eine weitere: „Das ist der falsche Weg.“ Sie erfährt Zustimmung von den meisten. Und da frage ich mich dasselbe, was sie sich auch fragt: „Welcher Weg ist dann der richtige?“ Tja, gute Frage. Die restlichen Parteien haben die Anwohner verraten, allen voran – und das mag überraschen – die CDU und die FDP. Die noch linkeren Parteien von den Grünen und den Linken haben, wider Erwarten, zum Teil gegen die Errichtung der Asylunterkunft in Upahl gestimmt. Vermutlich, weil unter ihnen noch ein Teil realitätsnäherer Politiker sitzt? Wer weiß.

Die einzige Partei, die geschlossen gegen das Containerdorf und damit im Interesse der Anwohner gestimmt hat, ist jene, die man meiden soll wie der Teufel das Weihwasser: die AfD. Was also hält die Upahler davon ab, sich zu dieser Partei zu bekennen? Der soziale Druck? Die Medien? Was soll denn noch groß schlimmer werden? Allein der Akt des Widerstands ohne ein Bekenntnis zur bösen Partei reicht offenbar schon aus, um diffamiert zu werden. Warum also nicht den Sprung wagen?



In unserem Lager besteht ja seit jeher die Hoffnung, dass eine Verschlimmerung der Lebensumstände zu einem Umdenken bei den „Normies“ führen müsse, doch der Fall Upahl gibt dieser Theorie einen ordentlichen Dämpfer: Nun soll dein eigenes Dorf mit einer Anzahl an Ausländern geschwemmt werden, du hast sogar Angst, dass eine Tochter Opfer einer Vergewaltigung werden könnte, und dir ist trotzdem die AfD noch zu rechts – ja, deine Tochter hat in der Schule sogar eine Gruppe gegen rechte Gewalt und Rassismus gegründet, so gut bist du eigentlich. Es ist Wahnsinn, wie tief die Gehirnwäsche in den Leuten festsitzt – nicht mal die Bedrohung der eigenen Kinder kann das eingepflanzte Weltbild zertrümmern. Wie soll man da groß eine Chance haben?

Der Frust im rechten Lager sitzt daher entsprechend tief. Ein Teil in mir wünscht den Dorfbewohnern vor lauter Wut den Verlust der Heimat. Wenn nicht mal das sie dazu bewegen kann, von dem bisherigen Weg abzukehren, dann sollen sie eben ausgetauscht werden. Auf der anderen Seite denke ich mir: Die allermeisten Menschen sind eben doch keine vernunftbegabten Wesen, sie wollen geführt werden, und sie werden die meisten politischen Zusammenhänge nie begreifen. Es ist ähnlich wie bei den Corona-Jüngern: Die meisten sind schlicht gefolgt, weil sie nicht anders konnten. Frustriert hat man ihnen unschöne Sachen gewünscht, aber am Ende war stets klar: Sie können ja nichts dafür. Ein Schaf folgt eben seinen Hirten. Von daher heißt es Geduld üben.

Die momentane Politik jedenfalls kennt nur Verlierer: Die Anwohner verlieren ihr Heimat- und Sicherheitsgefühl, das rechte Lager stagniert, da es die Betroffenen nicht zur Loyalität gegenüber der einzigen Partei überzeugen kann, die an den Umständen zumindest ein wenig etwas ändern kann, und selbst die Migranten dürften über ihre Einpferchung in ein enges Containerdorf mitten im Nirgendwo alles andere als glücklich sein – da helfen auch die besten Sozialleistungen nichts. Lange kann das alles nicht mehr gut gehen. Andererseits: Das sagen wir ja bereits seit acht Jahren. Wer weiß, wie lange das Schauspiel noch anhält. Wenn der Vorhang fällt, müssen wir uns für den Applaus bereithalten, doch bis dahin kann es noch ein Weilchen dauern. Tja, schauen wir mal. Meyn Geduld hat Ursach.

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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