Es wird Frühling in der Bundesrepublik. Die Tage werden wieder länger und lauer. Am vergangenen Freitag starteten die Osterferien, und kaum ist es in Deutschland wieder etwas wärmer, kaum kriechen die Leute nach dem Winterschlaf endlich wieder aus ihren eigenen vier Wänden hervor, schon beginnt das bunte Treiben auf deutschen Straßen. „Tödlicher Stich ins Herz: U-Bahn-Streit in Berlin eskaliert“, „Eisenstangen und Bolzenschneider: Massenschlägerei im Phoenix-Viertel“, „Mann wird Mitfahrt im Bus verweigert – dann sticht er auf Rollstuhlfahrerin ein“, „Blutiger Streit in Disco bei Hamburg: Junger Mann tot – Großeinsatz und Fahndung“.
Das waren die Schlagzeilen, die allein am vergangenen Sonntag die Berichterstattung dominierten. Egal, ob in Trittau, Hamburg, Berlin – binnen weniger Stunden kam es in der Nacht auf Sonntag zu mehreren Messerattacken, zweimal sogar mit Todesfolge. In Berlin war es ein Syrer, der in der U-Bahn einen 29-Jährigen erstach und wenig später auf der Flucht von der Polizei erschossen wurde. In Trittau war es Medienberichten zufolge ein „Mann“, der bei einer Eskalation in einer Disco ein Messer zückte und damit einen 21-Jährigen tötete.
Nach ihm wird noch gefahndet. Auch in Minden, Gelsenkirchen, Kronach und Geesthacht kam es in der vergangenen Woche zu Messerattacken mit Schwerverletzten. „Verdammte Messer!“, titelte die „Bild“-Zeitung mehr oder minder gekonnt provokant am gestrigen Nachmittag.
Aber sind es wirklich die Messer, die kleinen und großen Brot- und Gemüsemesser in der Küchenschublade, die einem Angst bereiten sollten? Oder sind es viel eher die Menschen, die diese Messer gewissermaßen zweckentfremden und für „Auseinandersetzungen“ oder „eskalierende Streitigkeiten“ nutzen, wie es die Medien nur allzu gerne beschönigen?
Bis vor wenigen Jahren schien diese Form der Nutzung für Messer in der Bundesrepublik noch größtenteils unbekannt zu sein. Erst seit 2022 werden sogenannte „Messerangriffe“ als separate Gewaltdelikte in der Polizeilichen Kriminalstatistik vom BKA erfasst. Und – oh Schreck – seit 2022 stieg die Zahl der Messerangriffe jährlich an und lag im vergangenen Jahr bei über 29.000. Das macht im Schnitt fast 80 Gewaltdelikte pro Tag, bei denen ein Messer im Spiel war. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen derartige Straftaten um 10,8 Prozent an.
In 9.917 Fällen mündete die Messerattacke im Jahr 2024 in gefährliche und schwere Körperverletzung. In 922 Fällen endete die Attacke mit Todesfolge. Eine traurige Bilanz, deren Ende nicht absehbar ist. Zumindest nicht, solange wir als Prävention nur „Messerverbotszonen“ bekommen.