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Warum ein Ami Preußen zurückwill

26. Juli 2024
in 4 min lesen

Von Bill Lind

Im Jahr 1947, in dem ich geboren wurde, schafften die Alliierten Preußen ab. Hätte Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen, hätte Hitler dasselbe vorgehabt. Was brachte sowohl Hitler als auch die Alliierten dazu, Preußen zu hassen? Die Antwort heißt: Preußische Tugend. Das war natürlich nicht das, was die Alliierten sagten. Ihr angegebener Grund für die Auflösung Preußens war der „preußische Militarismus“. Preußen hatte eine starke Armee, nicht weil es in den Krieg ziehen wollte, sondern weil Preußen keine natürlichen Grenzen hatte. Die Preußen konnten hinter keinen Bergen, großen Flüssen oder riesigen Sümpfen Schutz suchen. Nur das Wissen, gegen die beste Armee der Welt kämpfen zu müssen, konnte potenzielle Angreifer abschrecken.

Nach der Reichsgründung im Jahr 1871 strebten Preußen und das neue Deutschland nach Frieden. In einer Krise nach der anderen nutzte Bismarck die Diplomatie, um einen allgemeinen europäischen Krieg zu verhindern. Kaiser Wilhelm II. tat dasselbe und bestand darauf, dass Deutschland nachgab, anstatt in den Krieg zu ziehen, bis zu dem Punkt, dass er von einigen deutschen Nationalisten als „Friedenskaiser“ verspottet wurde. Der Berater des US-Präsidenten Woodrow Wilson, CoIonel House, verbrachte einen Großteil des Sommers 1914 mit Kaiser Wilhelm und schrieb später an Wilson, es sei klar gewesen, dass der Kaiser in jenem verhängnisvollen Sommer weder einen Krieg erwartete noch wollte. Der „preußische Militarismus“ war also eine Lüge.

Hitler war zumindest ehrlicher. Er hasste die Preußen, weil sie sich ihm nicht beugen wollten. Sie waren unabhängige Denker mit starkem Charakter, die die Gleichschaltung ablehnten. Der preußische Geist wurde während einer der Schlachten König Friedrichs des Großen gut veranschaulicht. Er schickte einem seiner Generäle einen Befehl, der, wenn er befolgt worden wäre, zur Niederlage geführt hätte. Der General lehnte den Befehl ab und schickte dem König eine Nachricht mit den Worten: „Eure Majestät kann nach der Schlacht meinen Kopf haben, wenn er ihn will, aber solange er auf meinen Schultern ruht, werde ich ihn in seinen Dienst stellen.“ Das unabhängige Handeln des Generals rettete die Lage und seinen Kopf.

Dieser Geist lebte in der Wehrmacht weiter. In den 1970er Jahren gehörte ich zu einer kleinen Gruppe von Amerikanern, die General Friedrich-Wilhelm von Mellenthin trafen. Einer von uns fragte ihn nach Stalingrad, das Hitlers Befehl um jeden Preis gehalten werden musste. Er sagte: „Stalingrad war vor allem ein Versagen unseres Personalsystems. Es gab General von Paulus einen Stabschef, der ihm selbst zu ähnlich war: übermäßig nachgiebig. Wenn ich sein Stabschef gewesen wäre, wären wir nie in dieser Stadt geblieben!“ Hitler mochte Menschen nicht, die seinen Befehlen nicht gehorchten.

Ein unabhängiger Geist war der Kern der preußischen Tugend. Aber es steckte noch mehr dahinter. Die preußische Tugend vereinte das Beste der Werte des Adels und der Mittelklasse. Die Unabhängigkeit war aristokratisch. Das galt auch für physischen und moralischen Mut, die Fähigkeit, Härten ohne Klagen zu ertragen, und eine starke Abneigung gegen die Zurschaustellung von Reichtum oder Reichtum. Von der Mittelklasse übernahm die preußische Tugend den Glauben, dass Arbeit an sich gut ist, nicht nur, weil man dafür bezahlt wird (und Müßiggang war moralisch falsch), dass man mit gespartem Geld mehr kaufen kann als mit ausgegebenem Geld, weil es Unabhängigkeit und Sicherheit gibt, und dass eine getroffene Vereinbarung eine eingehaltene Vereinbarung ist. Sowohl von der Aristokratie als auch von der Mittelklasse übernahm die preußische Tugend die Hingabe an die Pflicht, in der die gegenwärtige Generation sowohl ihren Vorfahren als auch den kommenden Generationen dienen muss.

Im Sommer 1968 arbeitete ich in Duisburg als Praktikant für Mannesmann. Eines Abends sah ich im Fernsehen ein Interview mit einer Wolgadeutschen, die die Sowjetunion verlassen und nach Westdeutschland ausreisen durfte. Sie konnte nichts mitnehmen außer den Kleidern, die sie am Leib trug. Der Interviewer fragte sie: „Wie ist es, in Ihrem Alter (in ihren 50ern) ohne irgendetwas neu anzufangen?“ Sie antwortete: „Das Einzige, worüber ich mir Sorgen mache, ist meine Gesundheit. Solange ich gesund bin, kann ich arbeiten. Solange ich arbeiten kann, kann ich sparen. Und solange ich sparen kann, werden es meine Kinder oder deren Kinder schaffen, wenn ich es nicht schaffe.“ Sie war vielleicht keine geborene Preußin, aber das war preußische Tugend.

Heute leben sowohl Deutsche als auch Amerikaner in einer Welt, die die preußische Tugend dringend braucht. Wir verschlingen das moralische Kapital unserer Vorfahren, was auf kulturellen Peronismus hinausläuft. Die zeitgenössische Kultur ist eine Kultur der Frivolität. Für viele Amerikaner lautet die wichtigste Frage des Lebens: „Werden Sie unterhalten?“ Die Realität wurde durch tanzende Bilder auf Bildschirmen verdrängt. Der ernsthafte Diskurs, der noch übrig ist, wird vom Kulturmarxismus dominiert, einer Ideologie, die alle traditionellen Tugenden und Kulturen zerstören und durch sofortige Befriedigung ersetzen will. Preußische Tugend ist das Gegenmittel gegen kulturellen und moralischen Verfall. Aber preußische Tugend kann nicht ewig ohne Preußen leben. Deshalb möchte ich als Amerikaner Preußen wieder auf der Landkarte sehen. Wie kann das geschehen? Vor einigen Jahren wurde die Frage diskutiert, ob Berlin und Brandenburg zu einem Bundesland fusioniert werden sollten. Der damalige Brandenburgische Sozialminister Alwin Ziel (SPD) antwortete auf die Frage wie das neue Bundesland heißen soll: „Warum nicht Preußen?“ Leider wurde diese Gelegenheit verpasst. Aber einer der östlichen Bundesländer wäre wahrscheinlich bereit, einen kleinen Teil abzugeben, um es Preußen zu nennen. Es spielt keine Rolle, wie klein es beginnt. Andorra und Liechtenstein sind schließlich kleine und souveräne Staaten. Ein neues Preußen wäre jedoch ein deutsches Bundesland.

Aber wir müssen nicht darauf warten. Wir können jetzt damit beginnen, Preußen zurückzubringen. Wie? Indem wir ein kleines Schild mit dem preußischen Adler und den Worten „Hier ist Preußen“ in unser Fenster hängen. Ich habe das in meinem Haus in Cleveland, Ohio, getan, wo ich manchmal auch die preußische Flagge wehe. Basispolitik wirkt langsam, aber sie ist auch die mächtigste Politik. Wenn die Zahl der Häuser mit „Hier ist Preußen“ wächst, werden die Politiker aufmerksam.


Ich bin zu 85 % englischer Abstammung. Das hindert mich jedoch nicht daran, die Notwendigkeit anzuerkennen, Preußen als Ort und als Ideal wieder aufzubauen (mit Dank an Leibniz). Die deutsche Jugend sucht nach etwas, an das sie glauben kann. Die preußische Tugend steht bereit. „Ich bin ein Preuße kennt ihr meine Farben?“

Gastautor

Hier schreiben unsere Gastautoren, bis sie sich in unserer klebrigen Mischung aus Hass und Hetze verfangen, und schließlich als regelmäßige Autoren ein eigenes Profil bekommen.

6 Comments

  1. Nein! Der unkritischen Apotheose von Preußen, Bismarck und den Hohenzollern durch den Gastautor muss ich widersprechen!
    Bismarck war ein Saupreuße, denn er hat uns Bayern unsere Unabhängigkeit genommen und damit ein gemeinsames bayerisch-österreichisches Donau-Reich für immer verunmöglicht. Noch besser wäre natürlich ein Drei-Völker-Reich Bayern-Österreich-Ungarn mit Viktor Orban als Reichskanzler. Es wäre so schön…
    Preußen brauchen wir nicht und wollen wir auch nicht!

  2. Wer Bruderkriege vom Zaun bricht und ein einiges Deutschland ablehnt und verhindert, bis ihm der Griff nach der Kaiserkrone möglich wird, beweist damit ebenso wenig Tugendhaftigkeit wie mit dem einhergehenden, wiederholten Rechts- und Bündnisbruch.

    Das man dann auch noch, zum ersten mal in der Deutschen Geschichte, die Kaiserwürde zu einer erblichen machte, nachdem man zuvor mit ausländischen Mächten gegen Deutsche paktierte, darf nicht ausgeblendet werden. Und als man sich dann traumtänzerisch auf großem Parkett bewegte, so daß bereits dem dritten Hohenzollern Kaiser die Krone vom Haupte rutschte und mit ihr die deutsche Monarchie versank, verlor man aus meiner Sicht jedweden Anspruch darauf, Preußen aus dem Verband deutscher Staaten historisch hervorzuheben. Preußen ist hoch geflogen, tief gefallen und hat uns mit in eine, nun 110 Jahre währende, Verderbnis gerissen.

    Am Ende verdanken wir das beste Deutschland aller Zeiten unseren preußischen Brüdern.

  3. Wenn alle Länder und Völker mit „Germanische Sprachstammen“ (wie es ja wissenschaftlich heisst) zusammenkommt, Anglo-Sachsische auch, kann uns nichts mehr aufhalten. Preussen verbleibt ein Prachtstück und Vorbild für immer!

  4. Musste laut lachen als ich mir nen geriatrischen Ami vorgestellt hab der in seiner hinterlandshütte in bumfuck nowhere „Hier ist Preußen“ an die Wand pinselt. Der erste und wichtigste Schritt ist es die Tugenden zu leben, euren schw0len LARP Scheiß könnt ihr euch stecken.
    Grüße aus Preußen!

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