Ja, es ist wieder so weit: Der Weltfrauentag steht vor der Tür. Seit über 100 Jahren wird dieser Tag jährlich begangen. 1975 ist der 8. März von der UNO zum internationalen „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ erklärt worden. Seit ein paar Jahren ist er außerdem ein gesetzlicher Feiertag in unserer feministischen Hauptstadt. Doch auch wenn sich womöglich alle Berliner, zumindest diejenigen, die doch tatsächlich auch legal arbeiten gehen, am kommenden Mittwoch über einen geschenkten freien Tag freuen dürfen, stellt sich ganz klar die Frage, ob wir einen solchen „Frauenkampftag“ überhaupt noch benötigen.
Brauchen wir in Zeiten von „feministischer Außenpolitik“, Queerfeminismus, Wahlberechtigung seit über 100 Jahren und einer Frauenerwerbstätigenquote von 75,2 Prozent (Stand 2017) tatsächlich noch einen zusätzlichen Kampftag für Frauen, oder ist dieser vermeintliche „Frauenkampf“ inzwischen nicht doch überflüssig geworden? Wer profitiert außerdem vom „Weltfrauentag“? Sind es tatsächlich Frauen oder doch andere Akteure?
Zuallererst lässt sich feststellen, dass der Weltfrauentag marketingtechnisch reichlich ausgeschlachtet wird. Ähnlich wie am Valentinstag oder am Muttertag regnet es nur so Rabatte und Gutscheincodes für Frauen seitens Kosmetik- und Modeunternehmen. Auch wenn das Klischee der kaufsüchtigen Frau dem feministischen Ursprungsgedanken eigentlich zutiefst zuwider ist, so gibt es an diesem Tag dennoch undenkbar viele Angebote für die konsumorientierte Frau des 21. Jahrhunderts, um ihren Konsumzwang zu stillen. Wer sich nach reichlich Online-Shopping auch mal die Füße vertreten will, kriegt sogleich zahlreiche Frauen-Demos und Veranstaltungen auf dem Silbertablett präsentiert.
In Berlin findet unter dem Titel „Frauen*Kampftag“ eine Großdemonstration statt. Für alle, die es etwas sportlicher mögen, gibt es zusammen mit „Purple Ride“ das gemeinsame Fahrradfahren für „Chancengleichheit unabhängig von Geschlecht und Geschlechtsidentität“. Auch in anderen Städten überschlagen sich die Events, seien es Frauenfilmabende, Frauenworkshops oder Frauenvorträge. In Köln etwa findet schon heute das „Montagsgebet für eine gendergerechte Kirche“ statt, außerdem gibt es einen Workshop unter dem Titel „Wie werde ich Clownin?“.
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Da auch in Zeiten der „Frauen*würdigung“ der Kampf gegen rechts nicht vernachlässigt werden darf, widmet sich die Friedrich-Ebert-Stiftung in einer Podiumsdiskussion mit der Juso-Chefin Jessica Rosenthal in Bonn dem Thema „Was tun gegen Antifeminismus in Europa?“ Was auffällt: Im Fokus aller Veranstaltungen stehen nicht etwa normale Frauen, sondern so gekennzeichnete Frauen*, also all jene, die sich als weiblich definieren, es aber womöglich gar nicht sind. Direkte Gewalt an Frauen wird nur an den wenigsten Stellen angeprangert, und wenn, dann beziehen sich die Vorwürfe in erster Linie auf die Gewalt an Frauen im Iran.
Viel wichtiger hingegen erscheinen die Rechte der LGBTQIA+-Community oder aber der Gender-Pay-Gap. Man muss ja auch genügend Geld verdienen, um sich zum Weltfrauentag mal etwas gönnen zu können. Dass Frauen sich im besten Deutschland aller Zeiten nachts kaum mehr auf die Straße trauen und Messerstecher selbst vor kleinen Mädchen keinen Halt machen, scheint allenfalls zweitrangig. Dass Asylbewerber junge Frauen im Zug oder 14-jährige Mädchen auf dem Weg zur Schule abstechen oder wie in Osnabrück nach Vergewaltigungen an 15-Jährigen auf freien Fuß kommen, auch. Dass LGBTQIA*-Aktivisten unter dem Deckmantel des vermeintlichen Frauenkampfes Frauen selbst ihrer letzten Schutzräume entledigen, fällt unter den Tisch.
Wir brauchen keine Douglas-Rabattcodes oder queere Clown-Workshops. Stattdessen aber innere Sicherheit und eine Frauen- und Familienpolitik, die sich den echten Frauen und Müttern widmet.