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Der letzte Flug von Werner Voß

29. November 2021
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Mit acht britischen Jagdfliegern nahm es Werner Voß alleine auf
Wer von den „Rittern der Lüfte“ schreibt, komm nicht umhin deren Abschusszahlen in den Mittelpunkt seiner Erzählung zu stellen. Werner Voß wird im Laufe seines kurzen Lebens 48 Gegner abschießen. Man könnte auch sagen, er bringt 48 Menschen um. Das ist kein Vorwurf, aber umgekehrt liegt mir diese spezielle Form von „Larping“ fern, der so viele Rechte anhängen – diese Geilheit auf militärische Leistung, die sich immer nur rein quantitativ messen lässt.

48 Abschüsse. 48 ausgelöschte Leben. Ist das viel? Manfred von Richthofen brachte es immerhin auf 80, wieso dann also ein Wort über jemanden wie Voß verlieren, der sich zusammen mit Jacob Josefs nur den 4. Platz teilt?

Wenn also nicht 48, wieso dann nicht 20? 20 Jahre alt wurde Werner Voß, bevor er am 23. September 1917 mit seinem Fokker-Dreidecker aus dem Himmel stürzte. 20 Jahre. Was macht man heute so als 20-Jähriger? Abitur? Eine Reise nach Australien? Computerspielen? Was ist in den letzten hundert Jahren passiert, dass das Leben von 20-Jährigen Männern sich so grundsätzlich unterscheidet?
Jedenfalls: Am Abend des 23. Septembers 1917 führt Voß eine Patrouille an. Mittags waren seine Brüder noch zu Besuch, ein letztes Foto entsteht, darauf Voß mit unendlich müdem Blick. Rückblickend wird ein Kamerad schreiben, dass Voß an diesem Tag mit den Nerven am Ende war.

Die Sonne versinkt langsam hinter den Schützengräben Flanderns, Voß lässt seine Flügelmänner hinter sich, er fliegt die schnellere Maschine. Zwischen den Wolkenfetzen hindurch trifft er plötzlich auf eine britische Staffel.

Acht Gegner! Keine Chance für Voß. Er könnte abdrehen und sich trollen. Seine Kameraden sind irgendwo in der Nähe. Keiner würde Voß der Feigheit bezichtigen. Aber er bleibt. Und fällt. 
Die Briten kehren mit zerlöcherten Flugzeugen zurück. Man hebt anerkennend das Glas auf den Deutschen. James McCudden, der Anführer der siegreichen Staffel und Fliegerass, wird später sagen: „His flying was wonderful, his courage magnificent and in my opinion he was the bravest German airman whom it has been my privilege to see fight.“ Im Jahr darauf fällt er ebenfalls. Im Großen Krieg gibt es keine Sieger.














Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

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