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Dann bin ich eben rechts!

24. Dezember 2019
in 5 min lesen

Kaum eine politische Verortung wird so angefeindet wie „rechts”. Es gibt Konzerte gegen rechts, Omas gegen rechts, Fahrradkorsos gegen rechts, Spendenläufe gegen rechts, Fakten gegen rechts und so weiter. So gut wie niemand würde sich heute noch als „Rechter” bezeichnen. Unser Autor hält dagegen und meint: „Ich bin rechts und das ist auch gut so.” Warum?

„Rechts“ – ein toter Begriff. „Rechts“ – bis auf die Grundfeste verbrannt. „Rechts“ – eine Ausgeburt der Hölle. Wer bezeichnet sich denn heute noch als rechts? Trotzdem lohnt es sich, an einem „bösen“ Begriff festzuhalten. Leider wird heute „rechts“ mit rechtsradikal, völkisch, nationalistisch oder gar rechtsex trem gleichgesetzt. Was hat ein bürgerlicher CDUler mit dem Attentäter von Neuseeland, Brenton Tarrant, gemein? Gar nichts. Oder zumindest so wenig wie ein dickbäuchiger Sozialdemokrat mit Gulag-Genosse Stalin. So fair sollte man sein.

Deutschland braucht wieder Rechte. Leute, die sich zum Begriff „rechts“ bekennen und die Deutungshoheit nicht den akademischen Anbräunern überlassen. Auch die Distanzeritis im eigenen Lager ist kontraproduktiv. Verzichtet man auf den Begriff „rechts“, werden bald die gemäßigten Konservativen die Verleumdungen und Angriffe der Linken zu spüren bekommen. Es hat schon längst begonnen. Aber was genau ist denn eigentlich rechts? War Hitler rechts? Ist die CDU rechts? Fragen, die gar nicht so leicht zu beantworten sind. „Igitt, er hat ‚Volk‘ gesagt, dieses Schundblatt lese ich nicht mehr weiter.“ Davon würden wir Dir natürlich abraten. Man muss als „Rechter“ nicht sein Volk in Ehren halten oder sich mit allen Deutschen solidarisieren. Auch die Nation ist nicht zwangsläufig Mittelpunkt rechten Denkens. Die ersten nationalen Bestrebungen – Deutschland war jahrhundertelang ein Flickenteppich – kamen von liberaler und freiheitlicher Seite. Man wollte als Nationalliberale auch endlich die Einigung zur deutschen Nation. Die Reaktionäre, die Fürsten und der berühmte Reichskanzler von Metternich im Dienste Österreichs kämpften gegen die deutsche Nation. Man wollte weiter ein Zusammenschluss souveräner Fürstentümer bleiben. Was ist jetzt rechts? Reaktionäre Vertreter eines adligen Prinzips? Oder die Bündelung zu einer eigenen Nation? Die Antwort gibt erste Hinweise darauf, dass Nation nicht automatisch „rechts“ ist, auch wenn sich drei Generationen von Linksradikalen auf die Abschaffung Deutschlands eingeschworen haben. Auch der Bezug zum deutschen Volk ist nicht von politischer Wortsymbolik geprägt. Selbst Rassismus – heute der Inbegriff rechtsextremen Denkens – überschreitet das politische Lagerdenken. Che Guevara – Ikone der linken Wohlstandsrebellen – wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Der Neger erhielt seine rassische Reinheit durch seine bekannte Gewohnheit, Bäder zu meiden.“

Während jeder dahergelaufene Aktivist sich auf Immanuel Kants Prinzip der Menschenwürde oder seinen kategorischen Imperativ beruft, kennt kaum jemand ein weiteres Buch des Königsberger Denkers. 1775 schrieb der Philosoph ein Essay mit dem Namen „Von den verschiedenen Rassen der Menschen – oder Alle Neger stinken“. Kant war es, der den Begriff der Rasse erstmals in den deutschsprachigen Diskurs einführte. Ist Kant jetzt ein Nazi? Natürlich nicht. Ist er davon überzeugt, dass es zwischen Menschen und Menschengruppen Unterschiede gibt? Natürlich! Das macht ihn heute zu einem Rechten, auch wenn der Begriff damals noch keine Verwendung fand. Ob Kants „Negertitel“ heute als beleidigend angesehen wird? Natürlich! Früher allerdings nicht. Das 21. Jahrhundert und die linken Wortverschiebern haben es geschafft, alles vor ihrem selbstverherrlichenden Moralzeitalter als Nazis darzustellen. Würden sie mehr Bücher lesen, würden sie auch Kant verbrennen.

Aber abseits von Volk, Nation und reaktionären Fürstenbestrebungen gibt es weitere Merkmale, die einen Rechten von einem Linken unterscheiden. Rechte haben heute einen Hang dazu, Dinge jenseits der Ökonomie und des Materialismus zu sehen. Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass man Kapitalismus oder Geld als solches ablehnt. Das machen schließlich die Sozialisten. Nein, als Rechter ist man davon überzeugt, dass es Kategorien braucht, die den Materialismus ergänzen, aber ganz und gar nicht messbar sind: Familie, Tradition, Werteerhalt, Anstand, Ehre, Aufopferungsbereitschaft, Pflichtgefühl. Diese Normen stehen „jenseits von Angebot und Nachfrage“, wie Wilhelm Röpke, ein deutscher Ökonom und Miterfinder der sozialen Marktwirtschaft, sich sicher war. Das heißt trotzdem, dass die Wirtschaft vom freien Markt freier Menschen ausgehen muss und nicht von staatlichen Planungsstellen, deren Beamte die „freie Wirtschaft“ nur aus RTL-Fernsehshows kennen. Hier kritisiere ich auch die „rechten“ Sozialisten: Das sind diejenigen, die zwar Volk und Nation in Ehren halten, aber gleichzeitig für Enteignungen, Erbschaftssteuer und gegen die „Gierkapitalisten“ sind. Früher wären auch sie Linke gewesen.

Und das führt uns wiederum zum nächsten Thema: Braucht der Rechte den Staat? Hier scheiden sich die Geister. Die einen sagen, dass der Staat – gerade der Rechtsstaat – ein unabänderlicher Faktor im politischen Gefüge sein muss. Die anderen hingegen sehen im Staat als größtem Gleichmacher ein riesiges Hemmnis für das „Wahre, Schöne und Gute“. Der Staat verteilt zu den Armen um, was im Gegensatz zu einer natürlichen Belohnung der eigenen Leistung steht. Das Leistungsprinzip wird unterdrückt, und die Faulen werden belohnt, während die Leistungsstarken unter Androhung von Freiheitsentzug einen riesigen Teil ihres Einkommens abgeben müssen. Auf einmal klingt der schöne deutsche Staat, in dem ja „eigentlich alles immer so ganz gut funktioniert“, gar nicht mehr so „rechts“, oder? Wenn ein durchschnittlicher Verdiener – kein Reicher – 39,9 Prozent Steuern auf seinen Bruttolohn zahlen muss, dann läuft etwas gehörig falsch im Staate Deutschland. Nicht mit eingerechnet sind die Sozialabgaben, die Mehrwertsteuer am Konsum, die Rundfunkgebühr, die Grundsteuern, die Energiesteuer oder die Mineralölsteuer. Damit werden dann Genderstudiengänge und andere linksgrüne Utopien querfinanziert.

Und ein letztes Merkmal der Rechten, das meist vergessen wird, aber vielleicht sogar die größte Aussagekraft hat: Rechte lieben Schönheit. Egal ob in der Kunst, der Musik oder im Baustil. Sag mir, was dir gefällt, und ich sag dir, wie du tickst. Während Linke die sinnentleerte Bühnenkunst verherrlichen und nackt schreiend umherlaufen, sich die Haare blau färben oder „moderne Kunst“ zelebrieren, sucht der Rechte die stillen Zwischentöne, die ruhige Schönheit und die Ästhetik. Griechische Säulen gefallen dir besser als der Bauhaus-Stil? Lieber Leser, wir müssen über ein Abo reden! Und zu guter Letzt: Auch ein selbstständiger, individueller Mensch mit eigenen Überzeugungen ist in gewisser Weise ästhetisch.

Niemand verlangt von Dir, es Immanuel Kant gleichzutun, und einen Traktat über schwarze Rassen zu schreiben, oder abwertend gegenüber anderen Leuten zu sein. Was man aber von einem gesunden Menschen verlangen kann, ist, dass er selbstbewusst zu seiner eigenen Überzeugung steht. Es muss wieder normal werden, „Ich bin rechts“ sagen zu können, ohne gesellschaftlich ausgegrenzt oder zusammengeschlagen zu werden. Und das ändert sich nur, wenn mehr und mehr Menschen selbstbewusst sagen: „Dann bin ich eben rechts.“ Sollte der Begriff aufgegeben werden, was de facto schon fast überall der Fall ist, wird man die blutigen Früchte dieses Rückzugsgefechtes ernten müssen: Die Schrebergarten-Konservativen werden von den linken Meinungsfaschisten angegriffen, die Liberalen werden von der Antifa bedrängt, ja sogar die Sozialisten, wie Sahra Wagenknecht, die mit einer Torte beworfen wurde, werden als „Nazis“ beschimpft, weil sie so etwas Selbstverständliches wie Grenzkontrollen fordern. „Normale“ Positionen, die das Grundgesetz festschreibt, wie eben funktionierende Grenzen, die Wertschätzung der Familie oder das Belohnen von Leistung, sind bereits heute Nazi. Und das sind sie aus einem Grund: Weil sich niemand mehr traut, zu sagen: „Ich bin rechts!“

Florian Müller

Der Sklaventreiber-Chef hat diverse Geschwätzwissenschaften studiert und nach eigenen Angaben sogar abgeschlossen. Als geborener Eifeler und gelernter „Jungliberaler“ freundete er sich schnell mit konservativen Werten an – konnte aber mit Christentum und Merkel wenig anfangen. Nach ersten peinlichen Ergüssen entdeckte er das therapeutische Schreiben in der linksradikalen Studentenstadt Marburg, wurde Autor für die „Blaue Narzisse“ und „eigentümlich frei“. Ende 2017 gründete er mit Hannes die Krautzone.

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