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Bildquelle: Screenshot

Trump gegen Biden – So lief die Debatte

23. Oktober 2020
in 3 min lesen

Nach der ersten Debatte, die extrem chaotisch verlief, war es letzte Nacht (nach europäischer Zeit) so weit: Trump und Biden trafen ein letztes Mal aufeinander. Wie würde es verlaufen? Viel wurde im Vorfeld spekuliert, nicht Wenige erwarteten eine ähnliche Schlammschlacht wie in der ersten Debatte.

Zumindest diese Befürchtungen, so viel lässt sich direkt zu Beginn sagen, haben sich nicht bestätigt. Beide ließen einander reden, beide unterbrachen sich kaum. Die Moderatorin Kristen Welker tat dies dafür umso öfter. Laut Fox News wurde Trump während der Debatte 111 Mal unterbrochen, Biden 22 Mal. Vor allem wenn Trump auf die Geschäftsbeziehungen von Joe Bidens Sohn Hunter zu sprechen kam, schien Welker sich an ihren Fragenkatalog zu erinnern.

Trotz dieses Handicaps schlug Trump sich diesmal deutlich besser, ließ persönliche Angriffe fast komplett weg und attackierte Biden stattdessen auf der inhaltlichen Ebene. Dieser verstrickte sich in Widersprüchen, leugnete zunächst nachdrücklich, dass er Fracking und die Förderung von Erdöl stoppen wolle, was er nachweislich mehrfach angekündigt hat, nur um Minuten später zu sagen, dass er den Energiesektor bis 2025 CO2-neutral machen wolle, was konkludent eine Abschaffung dieser Energiequellen bedeuten würde. „You said that on tape!“, hielt Trump ihm entgegen. Biden erwiderte: „Show me that tape! Put it on your website!“. Dieser Bitte kam Trump noch in der vergangenen Nacht nach.

Biden lieferte viele auswendig gelernte Phrasen, die er teilweise bereits in der ersten Debatte zum Besten gegeben hatte („You didn’t panic! He panicked!“). Daneben waren es Sonntagsreden, die ihm scheinbar seine PR-Leute vorbereitet hatten. Authentisch wirkte sein Auftritt jedenfalls nicht, wenn er von „empty chairs“ am Küchentisch sprach, weil Angehörige an Corona gestorben seien. Die Schuldzuweisung an Trump wirkte ebenso unglaubwürdig wie sein „Konzept“ für die Bewältigung der Pandemie, welches vor allem Krokodilstränen, Dramatisierungen und Maskenfetisch beinhaltete, wie man ihn hierzulande von den etablierten Parteien kennt.

Trumps Erwiderung, dass die demokratisch regierten Staaten mit harten Shutdowns in den Statistiken was Infektions- und Todeszahlen angeht, nicht besser sondern eher schlechter dastehen als die Staaten ohne harte Shutdowns, bügelte Biden mit der Floskel „I don’t know red states or blue states I only know the United States of America“ ab, was zu Deutsch etwa heißt: „Ich kenne keine demokratischen oder republikanischen Staaten, ich kenne nur die Vereinigten Staaten von Amerika.“. Auch hier der deutliche Unterschied: Sonntagsredner Biden und Präsident Trump, der einfache Worte fand. Trump tat gut daran, Biden ein bisschen mehr Beinfreiheit zu geben. Nicht nur bei der erst doch, dann nicht, dann doch geäußerten Forderung, Erdölförderung und Fracking zu beenden.

Biden sagte haarsträubende Dinge, die man inhaltlich nicht von einem moderaten Demokraten erwarten würde. Er wolle für elf Millionen illegal im Land Lebende ab Tag eins seiner Präsidentschaft einen Weg hin zur amerikanischen Staatsbürgerschaft ebnen. Ebenso sprach er sich für einen Mindestlohn aus. Er unterstützte damit indirekt das, was Trump bereits seit Beginn des Wahlkampfes sagt: Biden ist das moderate Gesicht für einen radikal linken Kurs, den Kamala Harris, Alexandra Ocasio-Cortez und andere Parteilinke ihm, wenn er erstmal gewählt ist, aufzwingen werden.

Seine eigenen Inhalte blieben häufig schwammig und seinen Versuch, sich als optimistischer Macher und ebenbürtiger Kontrahent zu Trump in Szene zu setzen, unterband dieser, indem er immer wieder fragte: „Why didn’t you do that when you were Vice President?“. Eine befriedigende Antwort darauf hatte er nicht parat.

Das Feld der „identity politics“, welches die Demokraten im Wahlkampf als eines ihrer Steckenpferde auserkoren haben, ging in der Debatte bestenfalls unentschieden aus. Trump betonte, dass er mit Rassismus nichts zu tun habe („I’m the least racist person in this room.“) und konnte einige scharfe Angriffe auf Biden fahren, als er ihn daran erinnerte, wer die von ihm angeprangerten Käfige für illegal eingewanderte Kinder einführte (es war Präsident Obama mit Biden als Vize).

Eine Wahl, bei der aus Sicht der meisten Wähler nicht der beliebtere Kandidat, sondern das kleinere Übel gewählt werden muss, konnte Präsident Trump einige schlagkräftige Argumente ins Feld führen, wieso Joe Biden dies nicht ist. Bei einer derart gespaltenen Wählerschaft kommt es aus Sicht der Kontrahenten aber vor allem darauf an, ihre Anhänger zu mobilisieren beziehungsweise die des jeweils anderen zu demobilisieren. Trump konnte auch hier ein paar echte Wirkungstreffer erzielen. Doch Biden war nicht der Tattergreis, als den ihn die Trump-Unterstützer gerne darstellen. Der 77-Jährige Demokrat wirkte klar und brachte durchaus auch ein paar strukturierte Argumente hervor. Alles in allem aber war es ein klarer Punktsieg für Trump.

Maximilian Kneller

Kneller ist Politikwissenschaftler und Linksextremismusexperte. In seiner Freizeit engagiert er sich sehr zur Freude seiner Frau für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Etwa durch die deutliche statistische Reduktion des „orgasm gap“, der dank Pullover tragender Sörens aus dem AStA immer noch ein veritables gesellschaftliches Problem ist. Neben der Zugehörigkeit zu einer gewissen Oppositionspartei schlägt sein Herz für Arminia Bielefeld; er hat also nicht viel Freude im Leben und deshalb vermutlich so bedenkliche Ansichten.

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