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Wer sind die Polizisten von morgen?

23. April 2021
in 3 min lesen

Von Ferdinand Vogel

Der Begriff „Freund und Helfer“ ist genuin deutsch und wird bedeutungsgleich von keiner anderen Kultur so verwendet. Es gibt auch kaum ein Land, das seine Polizei so wertschätzt, achtet und den Polizisten ein Grundvertrauen entgegenbringt. Im europaweiten Vergleich vertrauen die Deutschen auch bei jüngeren Erhebungen ihren Polizisten mehr, als es Italiener, Spanier, Belgier oder Polen tun.

Womöglich handelt es sich hier um eine der Errungenschaften und ein Überbleibsel der alten Bundesrepublik, die einen hohen Berufsethos für Polizisten vorschrieb, allgemein in der Vergangenheit wenigstens gut ausgebildete Beamte vorzuweisen hatte und überhaupt den Rechtsbegriff der „Verhältnismäßigkeit“ von Maßnahmen kennt und lehrt.

Knüppel raus und drauf

Diesen Verhältnismäßigkeitsbegriff kennen viele Staaten überhaupt nicht, was dann zur Folge hat, dass Demonstrationen dann dort mit brutalster Gewalt beantwortet werden. Gewalt, die wir in Deutschland gar nicht mehr kennen, auch wenn viele Berufspolizistenfeinde von Links das gerne herbeireden. Aber vielleicht kommt die hohe Achtung für unsere Polizei noch aus preußischen Zeiten, wo der Staat und seine Institutionen wie Militär und Polizei noch in allen Gesellschaftsschichten anerkannt waren.

50,6 Prozent der Weltbevölkerung leben laut dem „Demokratieindex“ vom Economist in sogenannten autoritären Systemen oder wenigstens teilweise autoritären Systemen. An dieser Stelle sei Sharon Erickson Nepstad aus „Nonviolent Revolutions, Civil Resistance in the Late 20th Century“ erwähnt, die eine Korrelation zwischen Polizeiqualität und der Qualität der Demokratie feststellt.

In afrikanischen, einigen osteuropäischen (auch Russland) bzw. südasiatischen oder südamerikanischen Ländern rekrutiert sich die Polizei aus dem gesellschaftlichen „Bodensatz“ oder harten Anhängern eines Systems. Eine „bürgerliche Polizei“ gibt es dort beinahe nicht, wenngleich Polizisten schon in manchen Nationen in der sozialen Hackordnung noch weit über den meisten Einwohnern stehen.

In vielen dieser Gesellschaften, wie beispielsweise Afghanistan oder Nigeria sind die rechtlichen Parameter so weit gedehnt, dass sich Bürger in einem Zustand permanenter Rechtsunsicherheit bewegen und damit rechnen müssen, wegen jeder Kleinigkeit von der Polizei angesprochen oder schikaniert zu werden.

Paranoia und Ablehnung sind die Folge. Die zunehmende Diversität der Polizeikräfte ist ein weiterer Faktor, der sich dort überaus schädlich für das Vertrauen bei der Bevölkerung auswirkt. Unterschiedliche Ethnien bzw. Volksgruppen können von der Polizei, die wiederum einer anderen Ethnie angehört, im besonderen Maße schikaniert oder misshandelt werden. Auch der innerpolizeiliche Zusammenhalt, die Integrität der Einheiten, schwindet, wenn Sprachen, kulturelle Gepflogenheiten und Religion allzu stark in einer Einheit verschmolzen werden.

Zusätzlich werden vor allem in zunehmend armen Ländern Korruption und andere Formen von polizeiinterner Kriminalität zu Problemen. Man rechnet in Mexiko oder Thailand eben auch damit, dass der nächste Checkpoint der Polizei einen um die Uhr, die Brieftasche oder das Pausenbrot erleichtert.

Den Berkut-Kräften auf dem Maidan während der sogenannten “ukrainischen Revolution” standen gegen Ende Zehntausende Menschen aus unterschiedlichsten Gruppierungen der Gesellschaft entgegen. Neonazis, Antifa, Christen, Orthodoxe, liberale Stadtjugend und alles dazwischen. Vereint im Hass auf die Polizei, der man vorwarf, dass sie die Bevölkerung nicht schützen würde, dafür aber ein unrechtes System verteidige. Die Missachtung und der Hass auf die Polizei sind in den allermeisten Ländern der Welt, vor allem aber in Entwicklungsländern und Krisenregionen, die Norm.

Im Idealfall sind Polizisten also Wächter in Platons Politeia. In vielen anderen Ländern wie denen Afrikas, Zentralasiens oder Südamerikas, haben die Menschen ganz andere „Slangs“ für die Polizisten. Im besten Fall bewahren sie ein gutes System und schützen die Bürger darin, ihre Rechte, Freiheiten und Gesundheit – im schlechteren Fall bewahren sie ein schlechtes Systems und verstärken die negativen Effekte darin.

Die Globalisierung zeigt Entwicklungen auf, die von rechter wie linker Seite kritisiert werden können. Eine zunehmend militarisierte Polizei, die auch in westlichen Nationen wie den USA oder Frankreich längst zur Normalität geworden ist, steht bereit um sich immer weiter atomisierende Gesellschaften zu kontrollieren und die Bevölkerungen zu unterdrücken.

In einer durchgehend globalisierten Erdgemeinschaft, die nur noch nominell von einer Art UN und ein paar Tech-politischen Konglomeraten kontrolliert und verwaltet wird, werden die inneren Spannungsverhältnisse zunehmen. Ethnische, religiöse und soziale Konflikte werden zur Tagesordnung gehören, wo es zum berüchtigten „Clash of Civilizations“ (Huntington) kommt.

In diesen Erdregionen, die dann womöglich dem Namen nach noch eigenständige Staaten sein könnten, würden Staatsoberhäupter und Regierungen ähnlich den feudalen Fürsten ein von globalistischen Akteuren verliehenes Territorium verwalten, das sich nur noch im Detail vom jeweiligen Nachbarland unterscheidet. Eine global angeglichene, militarisierte Polizei, wäre der Machbarkeit und Umsetzbarkeit dieser Idee sicherlich dienlich.

Gastautor

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