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exc-6045cb324f9c62207e7ed8e0 Gert Chesi, CC BY-SA 4.0, Wikicommons

Albert Schweitzer – Ein Elsässer in Afrika

13. März 2021
in 3 min lesen

Am 4. September 1965 starb der deutsche Theologe, Musiker, Philosoph, Arzt, Philanthrop und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer in dem Krankenhaus in Lambaréné, das er 1913 im damaligen Französisch -Äquatorialafrika gegründet hatte und das seit 1960 in Gabun liegt.

Geboren am 14. Januar 1875 im elsässischen Kaysersberg, besuchte er die Grundschule in Günsbach, gefolgt von einer Sekundarausbildung in Münster und in Mühlhausen im Elsass.

Frühe Jahre

Von seinem Vater Louis Schweitzer (1846–1925), einem lutherischen Pastor, erhielt er eine sehr gute musikalische Ausbildung. Sie bildete die Grundlage für sein großartiges Orgelspiel in späteren Jahren, das zudem von dem französischen Organisten und Komponisten Charles Marie Widor (1844–1937) inspiriert und gefördert worden war.

Schweitzer wuchs in einem Umfeld großer religiöser Toleranz auf, das sein Interesse an anderen Religionen und an der Rolle von Gottes Sohn weckte. 1906 veröffentlichte er Die Suche nach dem historischen Jesus, das ein Standardwerk bleibt, und 1930 Die Mystik des Apostels Paulus.

Von 1893 bis 1900 studierte Schweitzer Theologie und Philosophie in Straßburg, Paris und Berlin. 1902 erhielt er in der Hauptstadt seiner Heimatregion die Qualifikation als Universitätsdozent, arbeitete dort als Privatlehrer und leitete von 1903 bis 1906 ein örtliches Kloster.

Ein Entschluss und seine Folgen

Nachdem Schweitzer im Jahr 1905 beschlossen hatte, Missionsarzt zu werden, begann er ein Studium der Medizin, das er 1913 abschloss. Er wollte das Evangelium durch christliche Heilungsarbeit verbreiten und nicht durch Predigten.

1912 heiratete er die jüdische Konvertitin Helene Bresslau (1879-1957) aus Berlin, die er bereits seit vielen Jahren kannte. Die Krankenschwester und Fürsorgerin diente später als seine Assistentin und Anästhesistin bei chirurgischen Eingriffen. Beseelt von der Idee, ihr Leben der Menschheit zu widmen, gingen sie 1913 gemeinsam in eine der französischen Besitzungen in Zentralafrika.

Mitten in einem Regenwald, in der Nähe einer Station der Pariser Missionsgesellschaft, wurde schnell ein bescheidenes Hospital gebaut, das man durch Spenden und Schweitzers Veröffentlichungen, Reden und Konzerte in Europa finanzierte.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 standen Schweitzer und seine Frau sofort unter strenger Überwachung der französischen Militärverwaltung, die ihnen außerdem zunächst das Arbeiten verbot.

1917 internierte man beide dann an verschiedenen Orten im Mutterland. Nachdem das Elsass 1918 erneut von Frankreich annektiert worden war, profitierte Schweitzer von der rasch wiedererlangten französischen Staatsbürgerschaft seiner Eltern und fand Anstellung als medizinischer Assistent und stellvertretender Pastor.

Die Wege des Herrn

Ihre einzige Tochter Rhena (1919-2009), medizin-technisch ausgebildet, ging ebenfalls nach Afrika, um an der Seite ihres Vaters zu arbeiten und übernahm nach dessen Tod bis 1970 seine Aufgaben.

Erst 1924 konnte Schweitzer nach Lambaréné zurückkehren, wo er 1927 in der Nähe der alten eine neue Klinik in Betrieb nehmen ließ. Die beiden älteren Gebäude dienen heute als Museum, das seinem Erbe gewidmet ist. Danach pendelte er mehrmals zwischen beiden Kontinenten.

Bresslaus Gesundheit verhinderte später ihre vollständige Rückkehr zur Arbeit, doch sie hielt sich öfters auf dem schwarzen Kontinent auf. Auch tourten Rhena und sie durch die USA, um Spenden für ihr afrikanisches Projekt zu sammeln.

Während des Zweiten Weltkriegs gelang es ihr trotz aller Schwierigkeiten, Lambaréné zu erreichen. In Zürich erlag Bresslau schließlich in den 50er Jahren einer Lungenerkrankung.

Die moderne Einrichtung aus dem Jahr 1981 umfasst Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Pädiatrie, eine Mutterschafts- und Zahnklinik sowie Forschungsstationen für Malaria, HIV/AIDS und Tuberkulose. Diese wurde bis weit ins 21. Jahrhundert von Europäern betrieben.

Die Bürde des weißen Mannes

Schweitzers Weltanschauung basierte auf der Ehrfurcht vor dem Leben. Er war fest davon überzeugt, dass die westliche Zivilisation untergehen würde, da sie ihre ethische Grundlage verloren hätte.

Trotz seines lebenslangen selbstlosen Engagements, Eingeborenen mitten im Nirgendwo zu helfen, wurde Schweitzer vorgeworfen, paternalistisch zu sein, wie seine Aussage „Der Afrikaner ist zwar mein Bruder, aber mein jüngerer Bruder“ zu beweisen scheint.

Gerade deshalb kam die Unabhängigkeit Gabuns für Schweitzer zu früh, ohne eine angemessene Vorbereitung oder sinnvolle Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten: „Keine Gesellschaft kann vom Urzeitalter direkt in einen Industriestaat übergehen, ohne die Triebkräfte zu verlieren, die die Zeit und eine landwirtschaftliche Etappe freisetzen.“

Trotzdem äußerte der Philanthrop scharfe Kritik am Kolonialismus, der seiner Meinung nach die Menschen grundsätzlich in nur zwei Klassen einteilte: zivilisierte und andere.

Infolgedessen betrachtete er seine Arbeit in Afrika als Entschädigung für die historische Schuld der Europäer in anderen Teilen der Welt. In diesem Sinne war er seiner Zeit weit voraus, wie die jüngsten Entwicklungen im Westen gezeigt haben.

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