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80 Jahre nach Stauffenberg

24. Juli 2024
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Es war mal wieder der 20. Juli, der Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Hitler, das von einer Gruppe reaktionärer Militärs und Politiker rund um den Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg geplant und ausgeführt wurde. Vor 80 Jahren deponierte Stauffenberg eine Bombe im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen; die Bombe riss jedoch Hitler nicht in den Tod, da dieser sich im Moment der Detonation über einen massiven Eichentisch beugte und so vor den gröbsten Auswirkungen der Explosion geschützt wurde – die meisten Leser der KRAUTZONE kennen die Geschichte.

Ein Teil der Verschwörer – inklusive Stauffenberg – wurde noch in derselben Nacht hingerichtet, ein weiterer Teil wurde in Prozessen am Volksgerichtshof durch Roland Freisler, den wohl berüchtigtsten und fanatischsten Richter des Dritten Reiches, zum Tode verurteilt. Seitdem wird spekuliert, wie dieses Attentat scheitern konnte – scheinbar war Hitler Bomben gegenüber immun, denn es war bei Weitem nicht der erste Versuch, den GröFaZ mittels dieser Methode zu beseitigen – oder wie ein Stauffenberg-Deutschland hätte aussehen und den Alliierten gegenüber auftreten können.

Das Gedenken an Stauffenberg war auch stets schwierig: Vielen galt er als Verräter, und in den Gründungsmythos und das Selbstverständnis beider deutscher Nachkriegsstaaten passt(e) er eigentlich nicht hinein. Dennoch gab und gibt es Versuche, Stauffenberg dafür zu gewinnen: So wurde in der DDR eine Biografie über ihn veröffentlicht, die versucht, ihn irgendwie im Sinne des Klassenkampfes zu deuten. Und auch in der heutigen Bundesrepublik – und gerade am vergangenen Wochenende, als sich das Attentat zum 80. Male jährte – versucht man, obwohl Stauffenberg auch von der bösen Neuen Rechten vereinnahmt wird, wie die „Tagesschau“ berichtet, den Grafen auch im Sinne des sogenannten „besten Deutschlands aller Zeiten“ zu deuten.

„Beim Gedenken an das gescheiterte Hitler-Attentat vor 80 Jahren hat Bundeskanzler Olaf Scholz an die Verantwortung jedes Einzelnen für die Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erinnert“, schreibt die „Tagesschau“ im ersten Satz ihres Artikels über die Gedenkfeier. Na, das geht schon mal gut los. Jeder weiß eigentlich, inklusive unserer Politiker, dass einem Stauffenberg bei der Planung des Attentats sicherlich nicht im Sinne stand, das Land mit Millionen von Migranten zu fluten oder die Kinder sexueller Degeneration auszusetzen. Aber der wohl perfideste Satz des Kanzlers ist dieser:

„Es gibt den Gegenentwurf zur Nazi-Diktatur. Es gibt das andere, das bessere Deutschland – freiheitlich, demokratisch, rechtsstaatlich.“

Als wäre die heutige Bundesrepublik der einzig legitime Gegenentwurf zum Nationalsozialismus – welch ein Unsinn. Stauffenberg und seinen Mitverschwörern stand ein autoritäres, reaktionäres Deutschland im Sinn, das wenig mit dem zu tun hat, was die heutige Bundesrepublik so repräsentiert – aber eben auch nicht viel mit dem Nationalsozialismus. Aber das möchte man nicht hören: Man will den Leuten eben die Buntheit, die Ersetzungsmigration und die linksliberale Dekadenz als einzigen Gegenentwurf präsentieren und jeden anderen Weg – etwa einen, wie ihn wir, die rechte Opposition, uns vorstellen – als maskierten, Kreide fressenden Nationalsozialismus verkaufen. Und leider fruchtet diese Propaganda bei manchen Teilen der Bevölkerung.

Bei der Gedenkfeier durfte natürlich auch nicht der Bundespräsident fehlen. Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus war nötig, weil die Demokratie von Weimar nicht die Unterstützung hatte, die sie brauchte“, sagte er in seiner Rede. Ja, schon klar – weil auch gerade die Stauffenberg-Attentäter so begeisterte Anhänger der Weimarer Republik waren. Aber nun gut, es gibt etwas, das mich ein wenig mehr aufregt: „Steinmeier würdigte den gesamten deutschen Widerstand gegen die NS-Diktatur“, schreibt die „Tagesschau“.

Dieser kleine Satz greift das oben Geschriebene wieder auf: Wenn man nun mal als einzig legitimer Gegenentwurf gelten will, muss man auch versuchen, all diejenigen, die sich irgendwie gegen den Hitler-Staat auflehnten, für sich zu vereinnahmen. Aber der Widerstand gegen den NS war, wie wir nun mal alle wissen, alles andere als homogen – von Kommunisten über christlichen Widerstand und Jugendbanden wie die Edelweißpiraten bis hin zu den Stauffenberg-Verschwörern, die sich zum größten Teil aus Offizieren und Reaktionären rekrutierten: Unterschiedlicher kann eine Gruppe kaum sein. Und nicht alle verdienen das gleiche Gedenken; ich für meinen Teil wüsste nicht, warum ich irgendwelcher Kommunisten gedenken sollte. Selbst bei Stauffenberg – der mir von allen Widerstandskämpfern geistig mit am nächsten ist – stellt sich die Frage, inwiefern es sich hier um einen gescheiterten Helden handelt: Warum zum Beispiel hat er nie sichergestellt, dass die Bombe Hitler auch wirklich trifft? Das hätte zwar seinen Tod bedeutet, doch dem musste er sich durchs Scheitern ohnehin entgegenstellen.

Wie man das Urteil zu Stauffenberg auch fällen mag: Er hat es nicht verdient, von der jetzigen BRD-Elite so vereinnahmt zu werden. Es wäre so, als würden wir eine Gedenkfeier für das heldenhafte Leiden des Ernst Thälmann veranstalten – vollkommen absurd. Mir schwebt jedenfalls, ähnlich wie Stauffenberg, ein Deutschland jenseits von Nationalsozialismus und linksliberalem Gutmenschentum vor: Ja, das geht! Und bis sich das vielleicht erreichen lässt, gilt die Parole, die der einäugige Graf vom George-Kreis übernahm und vermutlich als letzte Worte vor der Erschießung ausrief:

„Es lebe das Geheime Deutschland!“

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

3 Comments

  1. Zitat: „Warum zum Beispiel hat er nie sichergestellt, dass die Bombe Hitler auch wirklich trifft? Das hätte zwar seinen Tod bedeutet, doch dem musste er sich durchs Scheitern ohnehin entgegenstellen.“

    Vielleicht hätte es der Autor ja besser gemacht.

    Wie aber jedes Kind weiß, war Stauffenbergs Anwesenheit in Berlin erforderlich.

  2. das geheime, von Finanzeliten geführte, Deutschland. Jenes Deutschland, welches wir heute vorfinden. Stauffenberg zum Helden machen, das ich nicht lache. Es geht heute, wie damals, nur um die Rasse. Und das nicht aus deutscher Sicht.

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