Las man vor einigen Wochen die Nachrichten, konnte man meinen, es gehe ein Ruck durch die Jugend – oder zwei. So verloren die Grünen innerhalb einer Woche hochrangige Vertreter ihrer Jugendorganisation. Ein paar Tage zuvor war bereits Hans-Georg Maaßens WerteUnion ihrer gesamten Jugendorganisation verlustig gegangen. Was hat dazu geführt, und müssen die anderen Parteien jetzt um ihre Jugend bangen?
Betrachtet man die Austritte der Führungsriege der Grünen Jugend im Bund, in Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hamburg und Schleswig-Holstein, stellt sich schnell die Frage nach der Motivation. Zwar haben die Grünen bei den Landtagswahlen im Osten einen herben Dämpfer erhalten und rangieren bundesweit aktuell zwischen 9 und 13 Prozent, aber ein Untergang ist das im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl noch lange nicht. Dort konnten die Grünen auch nur 14,8 Prozent auf sich vereinen.
Bei einem solchen Ergebnis scheinen auch bei der kommenden Bundestagswahl weitere Mandate für hohe Funktionäre der Grünen Jugend greifbar. Ricarda Lang und Emilia Fester haben es vorgemacht. Fehlende berufliche oder parteikarrieristische Aussichten scheiden als Austrittsgrund schon mal aus. Man kann den Ausgetretenen also Glauben schenken, wenn sie selbst auf ihrer Kampagnenseite „zeitfürwasneues2024.de“ feststellen: „[…] die Ampel ist eine bittere Enttäuschung“, und die Grünen werden „immer mehr zu einer Partei wie alle anderen“; sprich eine Altpartei.
Wer jetzt wiederum denkt, die jungen Ex-Grünen hätten erkannt, dass grüne/linke Gedankenspiele und die Realität sich nicht gut vertragen, und seien deshalb ausgetreten, wird schnell eines Besseren belehrt. Das eigentliche Problem in Deutschland sei, dass es keine wirkliche linke Kraft und Jugendorganisation gebe, die gegen das System antrete. Während Rechte bei dieser Aussage herzlich lachen können, ballen die Mitglieder der Linksjugend [’solid] wahrscheinlich die kommunistische Faust in ihrer Tasche. Wurde ihnen da gerade etwa ihre Existenz oder Bedeutung abgesprochen?
Und es könnte tatsächlich eng für die Jugendorganisation des SED-Nachfolgers werden. So begrüßte die ehemalige Parteivorsitzende der LINKEN, Janine Wissler, den Austritt der Grünen Jugend, und die ehemalige Grüne-Jugend-Vorsitzende Sarah-Lee Heinrich sprach auf dem Parteitag der LINKEN über ihr neues Projekt. Ob die Linksjugend tatsächlich abgelöst wird, muss sich aber erst zeigen. Denn zunächst plagt die neue linke Jugendbewegung der Grünen-Aussteiger das gleiche Problem wie die Ampel-Regierung: Sie brauchen Geld.
30.000 Euro möchten die Jungkommunisten für eine Auftaktkonferenz sammeln. Dass sie die auch erhalten, scheint sehr wahrscheinlich. Immerhin kamen in den ersten fünf Tagen bereits 75 Prozent des anvisierten Betrags zusammen. Wenn diese Konferenz tatsächlich stattgefunden hat, wird sich zeigen, ob es wirklich Zeit für was Neues ist oder ob die Deutschen endgültig die Nase voll von linken Luftblasen haben.
Kommen wir zur ehemaligen Jungen WerteUnion. Hier hat gleich die gesamte Jugendorganisation der Partei den Rücken gekehrt. Zugegeben: Die Junge WerteUnion war in der kurzen Zeit nie als offizielle Jugendorganisation der WerteUnion anerkannt. Aber „Hans-Georg Maaßen“ und „Jugendorganisation“ schreit auch förmlich nach Divergenz. So unterschiedlich die Konstellationen also sind, so ähnlich scheinen die Beweggründe für die Abgrenzung zu sein: Der fehlende Glaube an die Wirkungsweise der Mutterpartei sowie ideologische Unterschiede scheinen auch hier den Ausschlag gegeben zu haben.
Die Junge WerteUnion heißt also jetzt „Junges FreiheitsBündnis“ und ist wie die ehemalige Grüne-Jugend-Führung parteienlos. Doch während bei den Grünen eine Anknüpfung an die Linkspartei nicht unwahrscheinlich scheint, begreift das Junge FreiheitsBündnis diese Außer- oder Überparteilichkeit nicht als Malus, sondern vielmehr als Chance, wie es im Gespräch mit der KRAUTZONE ausführt. Statt durch Parteigrenzen gebunden zu sein, strebt man an, freiheitliches Denken zu verbreiten und parteiübergreifend freiheitliche Politik salonfähig zu machen.
Wenngleich auch der Erfolg dieses Ansatzes noch in den Sternen steht, wird man seinem Grundgedanken einen deutlich größeren Bezug zur Realität attestieren können. Denn wenn die Altparteien uns während und nach Corona eins aufgezeigt haben, dann, dass es mehr freiheitliches Denken braucht und keinen weiteren Linksruck.
Beide Beispiele zeigen in ihren Unterschieden sowie Gemeinsamkeiten eines ganz deutlich: Nachdem die Politik uns jahrelang erzählt hat, die Jugend müsse Verantwortung übernehmen und für die eigene Zukunft einstehen, ist sie bereit, genau das zu tun. Ob von links oder auch von rechts. In diesem Kontext kann man den Entscheidungen, sich von den jeweiligen Parteien loszusagen, also einen gewissen Respekt abgewinnen. Gleichzeitig dient es als mahnendes Beispiel an die anderen Parteien:
Es reicht nicht, immer nur von der und über die Jugend zu reden. Sie muss auch eingebunden und für sich gewonnen werden. Gerade die AfD sollte sich vor dem Hintergrund ihrer guten Wahlergebnisse bei jungen Wählern die Frage stellen, wie weit sie es mit der eigenen Parteijugend treiben kann oder ob es nicht an der Zeit wäre, dichter zusammenzurücken und die eigene Parteijugend als das zu erkennen, was sie ist: die Zukunft.
Ignoriert die Partei ihre Jugend hingegen weiter oder betrachtet sie als den missliebigen Teil, als den der Verfassungsschutz sie zu diffamieren versucht, läuft die AfD Gefahr, dass die Jugend auch hier die Reißleine zieht und sich sagt: Zeit für was Neues.