Julian Reichelt sorgte zuletzt für ein gerütteltes Maß an Aufregung, weil er in seiner Funktion als linientreuer CDU-Medienmacher einen Beitrag über – oder besser gesagt: ein Hetzpamphlet gegen – Björn Höcke veröffentlichte, das in seiner ganzen Argumentation frappierend an die Zeit um 2018 erinnerte. Ja, lang ist’s her, aber Sie erinnern sich vielleicht noch: Damals trat die rechte Oppositionspartei auf der Stelle, weil sie sich über ihre eigentliche Rolle in der späten Bundesrepublik noch nicht sicher war. Sollte sie ihre „Hardliner“ rauswerfen, sich rhetorisch und weltanschaulich kastrieren, um dann schließlich am Sankt Nimmerleinstag den Koalitionseunuchen für die CDU zu spielen? Oder sollte sie kantiger, unversöhnlicher, in gewisser Weise rücksichtsloser werden? Corona, der Antritt der Ampelregierung und die nun vor allen Augen stattfindende Abwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland nahmen ihr diese Entscheidung ab. Deutschlands Substanz wird in einem Ausmaß und mit einer Nachhaltigkeit geschleift, die keine Mäßigung in der Lagebeurteilung mehr zulässt.
Eigentlich ist das allen, die dieser Entwicklung beiwohnen, klar. Eigentlich. Denn – deutscher Eigenart und demografischem Missstand sei Dank – glaubt etwa ein Drittel derjenigen, die bei Telefonumfragen nicht genervt auflegen, dass es die CDU wieder richten wird. Diese Partei, die Deutschlands Transformation von einer gesellschaftlich homogenen, wirtschaftlich extrem leistungsfähigen und kulturell reizvollen Nation hin zu einer zerrütteten und ausgeplünderten Einöde aus Altersheimen, Ein-Euro-Shops und Brennpunktberatungsstellen vorbereitet hat, diese Partei gilt in den wässrigen Augen der überalternden Deutschen als „liberalkonservativ“ – wobei hier das „liberal“ nicht im eigentlichen Sinne zu verstehen ist, sondern als Zugeständnis an den „Linksliberalismus“. Ganz nach dem Motto: „Dann treibt meinetwegen ab, aber lasst doch wenigstens das Kreuz an der Wand hängen!“
Schwach, schwach, schwach, es trieft aus jeder Pore. Liberalkonservative (Libkons) innerhalb und außerhalb der CDU, der WerteUnion, der FDP und all der anderen marginalisierten Parteien können zwar Krawattenknoten binden – was sie fast wieder sympathisch macht –, dicke Bücher mit mahnenden Titeln verfassen („Jetzt reicht’s!“) und in trauter Runde über „linksgrünen Faschismus“ diskutieren („Früher konnt I wenigstäns no soagn, doass…“) – aber letztendlich drehen sie sich nur noch im Kreis. Eine neue Zeit bricht an, in der es keinen Platz mehr gibt für überlebte Parteien, in denen man Namen wie „Dr. Helmut Kohl“ respektvoll raunt, weil „dess ja noch a rischtijer Bolidiga woar“. Libkons mögen ihre Überzeugungen für allgemeingültige Gewissheiten halten, aber das sind sie nicht.
Und der Grund dafür liegt nicht nur in der Wankelmütigkeit ihrer Galionsfiguren – Julian Reichelt legt gerade dafür ja ein beredtes Zeugnis ab –, sondern in der weltanschaulichen Inkonsistenz des Libkontums. Nehmen wir etwa Anabel Schunke als weitere Galionsfigur. Empörungsbewirtschaftung verquickt sie gekonnt mit Egomanentum, wodurch sie Reichelt in gewisser Weise eines voraus hat – oder, um im Jargon ihrer durchschnittlichen Anhänger zu bleiben: „Nicht nur intelligent, sondern auch hübsch!“
Ein bisschen Wut, ein bisschen lange Beine – ein Geschäftsmodell, das sich nun mal anbietet und über das ich hier gar keinen Stab brechen möchte. Das Problem ist die bereits angesprochene Inkonsistenz, an der das Libkontum und eben auch seine Vertreter kranken. Und die tritt bei Schunke in regelmäßigen Fieberschüben zutage, wenn sie – ledig, kinderlos – den Niedergang des westlichen Mannes beklagt und bei dieser Materialisierung eines vor allem ideellen Problems ihren eigenen, der Natur nach (Alter 36) schwindenden Marktwert geflissentlich ignoriert.
Und so trug es sich dann am Tag vor Allerheiligen zu, dass sie beim Ausgießen eines Kessels Spott über den dahinsiechenden deutschen Mann…
… von Etienne Gardé (obere Reihe, drittes Gesicht von links) eines vor den Latz bekam.
Sie hätte es an diesem Punkt einfach gut sein lassen können. Aber eine gewisse Unausgeglichenheit, die – wie Kenner wissen – Anabel Schunke anhaftet, führte dann zur absehbaren Eskalationsspirale. Beschleunigt wird das Ganze einerseits durch die Logik der sozialen Netzwerke, andererseits aber vor allem durch den Faktor Schunke.
Gardé – ob als Stellvertreter der „Faces of Soy“ oder eben als gestandener Familienvater – hat einfach recht. Auf welcher Grundlage will ausgerechnet sie ihn kritisieren? Und wie schäbig kann man sich dabei nicht nur über jene Geschlechtsgenossinnen äußern, die in Schunkes Augen sich auf Männer wie Gardé herablassen, sondern auch in einem Narzissmus aufgehen, der selbst einen gewissen Rainer W. erröten lässt?
Man stelle sich vor, Anabel Schunke hätte in den 20ern ihre Ansprüche etwas heruntergeschraubt. Sie wäre sehr wahrscheinlich heute Ehefrau und Mutter. Nichts hätte sie zu dem initialen Tweet bewogen. Aber sie wollte es anders. Jetzt sind es allenfalls Männer, die ihre Ansprüche herunterschrauben müssen, wenn sie sich bei Tinder für Schunke entscheiden.
Und das bringt mich dann zurück zum Anfang meiner Kolumne. Reichelt, Höcke, CDU, AfD und die Sache mit der Distanzierung. Es sind nicht die Rechten, Reaktionären oder Konservativen, die anschlussfähig werden müssen. Es sind die Libkons. Eine große Wahl bleibt ihnen sowieso nicht, ihre Zeit neigt sich dem Ende entgegen.
@Violette
Aber gerade Schunke hat doch seit Jahren mit Männern aus der alternativen Szene zutun, die mit ihr auf einer Wellenlänge liegen müssten und wahrscheinlich ihren „Intellekt“ sogar geschätzt haben. Da wird ja wohl einer dabei gewesen sein.
Und mit „Intellekt“ meine ich hier natürlich die Tätigkeit als Boomer-Bespaßerin mit einem Uni-Abschluss in einem Fach, wo man eigentlich nur ein bisschen auswendig lernen muss.
@Violette
Ihr Kommentar klingt nach dem üblichen Märchen von den Männern, die Angst vor der „starken (wahlweise intelligenten, erfolgreich, etc.)“ Frau hätten.
Schunkes Einsamkeit ist allerdings eher darauf zurückzuführen, dass es gestandenen Männern eher unlieb ist, wenn ihre Freundin/Frau sich freizügig und verlottert im Internet der Öffentlichkeit preisgibt.
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Ich sehe in der Anspruchshaltung perse ebenfalls keine „liberale Neurose“, wohl aber in ihrer Überzogenheit, zumal sich Schunkes pauschalisierende Kritik an den (deutschen) Männern stets in Oberflächlichkeiten verliert. Wir haben es bei ihr ja nicht gerade mit einer Droste-Hülshoff oder dergleichen zu tun – also einer Person mit einem wirklich hohen Intellekt und einer komplexen Gefühlswelt – sondern mit jemandem, der sich Dank der ihm zugetragenen Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken für mehr hält, als er tatsächlich ist.
„Man stelle sich vor, Anabel Schunke hätte in den 20ern ihre Ansprüche etwas heruntergeschraubt. Sie wäre sehr wahrscheinlich heute Ehefrau und Mutter.“
Das ist ein typischer Kommentar aus reiner Männerperspektive. Der weibliche intuitive Instinkt ist komplexer als der Autor es sich zusammenreimt. Das ist keine bewusst liberale Neurose Schunkes. Vielmehr ist das Problem der Inkompatibilität mit mögl. Partnern ein Ding der Moderne, das auf „zu gebildete“ Frauen häufiger zutrifft, als man darüber Kontrolle hätte. Wahrscheinlich leidet Anabel auch selber darunter.
Irgendwann wird Anabel Schunke einsam und alleine sterben – oder ihre Ansprüche herunterschrauben. Bis dahin wird sie weiter Mimon Baraka spielen.
@Abcschtze: Die von Frau Schunke geposteten Herren sind allesamt Mitarbeiter von Rocketbeans TV. Es handelt sich nicht um Tinder-Profilfotos
Anabel Schunke gefällt das nicht. Mir schon.
PS: Der Umstand das ein verheirateter Mann mit 2 Kindern noch auf Tinder zu finden ist(?!) hätte der Schunke vllt einen besseren Konter ermöglicht…
Sehe ich genauso!