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Das war der Generalstreik!

9. Januar 2024
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Groß angekündigt wurde er ja, der Generalstreik. Alle Bauern sollten in ihren Traktoren und anderen Fahrzeugen in die größeren Städte des Landes fahren und dabei gern den Verkehr mit ihren monströsen Maschinen lahmlegen. Auch andere Berufsfelder wurden dazu aufgerufen, sich dem Streik und den Protesten anzuschließen – auf dass sie eben zum Generalstreik werden. Ich muss leider gestehen: Viel habe ich vom Generalstreik nicht mitbekommen; die Geschäfte hatten geöffnet, die Busse und Bahnen fuhren. Aber immerhin, die Bauern waren trotzdem unterwegs: Die Autobahnen waren voll, später dann ebenso die Innenstädte. Ich selbst konnte bei keiner Demo vor Ort sein, doch es hat seine Vorteile, wenn man ein wenig in unserem Lager vernetzt ist: Charlotte Corday besuchte die Demo in Berlin und war so lieb, mir einige Eindrücke in Form von Fotografien zu schicken.

Da steckt schon ein gewisses Machtpotenzial dahinter – wenn es denn richtig ausgenutzt würde. Doch davon kann anscheinend nicht die Rede sein – laut Charlotte tauchten in Berlin nicht so viele Leute auf, wie erwartet wurden. Kollege Fechter äußerte bereits am Freitag Zweifel am Erfolg des Streiks, und seine Befürchtungen sind zum Großteil eingetroffen: Es war eben kein Generalstreik, da nicht alle aufgerufenen Berufe mitgemacht haben, und am Ende wird es wohl nur eine kleine Episode bleiben, wenn sich die Bauernverbände von der Regierung einlullen lassen sollten. Auch waren die Demos wohl nicht ganz so voll wie erwartet. Und es gibt ein drittes Problem: Die Berichterstattung und die Reaktion der führenden Bauernverbände darauf.

Es fing schon mit dem Grund für die Bauernproteste an. Von „Subventionen“ sei immer die Rede gewesen – die Regierung wolle den Landwirten Subventionen streichen. Doch darum ging es im Grunde nie, denn es war die Absicht der Bundesregierung, die Steuerprivilegien für den landwirtschaftlichen Sektor zu streichen: So wird der Agrardiesel in Deutschland deshalb billiger, weil der Staat den Verbrauchern (also den Bauern) die Mineralölsteuer zurückerstattet, und auch bei der Kfz-Steuer erhalten die Landwirte Erleichterungen. Das sind aber eben keine Subventionen – bei diesem dreisten Umframing stellen sich jedem mit etwas ökonomischem Sachverstand die Nackenhaare auf; gerade bei uns Autoren der KRAUTZONE, die wir doch grundsätzlich ein libertäres Wirtschaftsverständnis haben.

Im Mainstream jedoch ward der Propagandasamen gestreut, und er hat gefruchtet, wodurch dem klugscheißenden „Heute-Show“-Normie mit einem IQ von 105 nicht entgangen ist, dass sich die AfD, die den protestierenden Landwirten ihre Unterstützung anbot, ja gegen Subventionen ausspricht – hallo, Doppelmoral, falsches Spiel!! Nun, wie erläutert, es ist ein Scheinwiderspruch. Klar, die Partei ist größtenteils gegen Subventionen, bei Steuersenkungen wäre sie aber sofort dabei.

Stichwort AfD: Es wurde generell versucht, die Proteste in eine rechte (und damit ja böse) Ecke zu drängen. Statt angemessen zu reagieren, sprangen die Bauernverbände über das Stöckchen und distanzierten sich. Als Beispiel dafür möchte ich die „junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ (jAbL) nennen, die ein Video veröffentlichte, in welchem sie ausdrücklich vor einer Vereinnahmung von rechts warnte. „JA zu bäuerlichem Protest, NEIN zu rechter Hetze!“, hieß es dort.

Die jAbL scheint wohl eine der linksten Vereinigungen im landwirtschaftlichen Bereich zu sein – sie gendert schließlich auf ihrer Seite, ich glaube, die meisten Bauern, die ich kenne, würden das schief anschauen –, dennoch war der Ton von anderen Vertretern ähnlich. Man wolle keinen Umsturz, man wolle keine AfD im Boot, denn unsere Demokratie… Der geneigte Leser kennt das Palaver. Auch einer der Redner auf der Berliner Demo hatte – so berichtete es mir Charlotte – nichts Besseres zu tun als darüber rumzuheulen, dass man doch in die böse rechte Ecke gestellt werde. Es ist eben nun mal ein ähnliches Problem wie bei den Rentnern: Der Bauer ist nun mal ein traditioneller CDU-Wähler – vielleicht ist man noch den Freien Wählern zugeneigt, aber dann ist Schluss. Die Grünen sind zwar der Hauptfeind, aber den Hauptfeind der Grünen verortet man dummerweise in der Union. Diesen Fehlschluss haben die meisten Bauern leider nicht erkannt.

Das Hauptargument bei der Distanzeritis ist dann: Es gehe eben nur um Agrarpolitik, der Rest interessiere nicht, deswegen wollen wir die böse AfD auch nicht. „Wir sind sauer […] wegen 30 Jahre verfehlter Agrarpolitik“ heißt es gleich zu Beginn des bereits erwähnten Videos der jAbL. Aber nun verratet mir, ihr lieben Landwirte, wer hat denn die letzten 30 Jahre regiert? Die AfD war es wohl nicht. Die CDU ist für den Niedergang dieses Landes – und damit auch des Agrarsektors – mindestens genauso, eigentlich sogar mehr verantwortlich als die Ampel-Parteien. Sie werden euch nicht retten, im Gegenteil – sie werden euch nur noch tiefer in den Schlamassel reiten. Aber wann werdet ihr das nur lernen?

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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