Ehepaare ließen sich in den 1960er Jahren (10,7 Prozent) deutlich seltener scheiden als heutzutage. Ab den 60ern schnellte die Zahl der Scheidungen in die Höhe. Bereits zehn Jahre später lag die bei Scheidungsquote bei 18,1 Prozent. Im Jahr 2005 wurde bereits jede zweite Ehe geschieden. In den Folgejahren sank der Wert wieder in Richtung 40 Prozent. Den vorläufigsten Tiefstand erreichte die Scheidungsquote 2018 mit 32,9 Prozent. Die Coronajahre sorgten für eine erneute Trendumkehr: Bis 2021 wuchs die Scheidungsquote wieder auf glatte 40 Prozent an.
Warum?
Nach der Emanzipation durch die 68er stieg die Scheidungsrate stark an. In den folgenden Jahrzehnten fand eine Bildungsexpansion statt: Mehr und mehr Frauen nutzten den Zugang zu Universität und Karriere. Zudem wurde das Scheidungsrecht 1977 reformiert: Das Verschuldungsprinzip, nach welchem der Ehepartner, der für das Scheitern der Ehe verantwortlich war, dem anderen Partner gegenüber unterhaltspflichtig gewesen war, wurde durch das Zerrüttungsprinzip ersetzt. Ungeachtet des Verschuldens war neuerdings der wirtschaftlich stärkere Partner verpflichtet dem wirtschaftlich Schwächeren Unterhalt zu zahlen.
2005 trat eine neue Trendwende ein: Erstmals sank die Scheidungsquote. Grund dafür könnte die Tatsache sein, dass die Lebenshaltungskosten als Alleinstehender teurer geworden sind, besonders für alleinerziehende Mütter. Zusätzlich ist nicht auszuschließen, dass sich ein großer Teil der jüngeren Paare wieder nach Traditionen und Stabilität zurücksehnt.
In den Coronajahren stieg die Scheidungsquote wieder an. Zwei Gründe sind möglich: Erstens wurden weniger neue Ehen geschlossen und zweitens sorgte der Lockdown für eine familiäre Belastungsprobe.
Was ist eine Scheidungsquote?
Die Scheidungsquote ist das Verhältnis aller in einem Jahr geschiedenen in Relation zu geschlossenen Ehen. Eine Scheidungsqoute von 100 Prozent bedeutet, dass exakt so viele Ehen geschieden wie neu geschlossen werden. Demnach ist theoretisch auch eine Scheidungsquote von 110 Prozent möglich, wenn sich mehr Paare scheiden lassen als neue Ehen geschlossen werden. Das bedeutet: Die Scheidungsquote wird durch eine Veränderung beider Faktoren – neue Ehen und Scheidungen – beeinflusst.