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England – „Ströme von Blut“

7. August 2024
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Enoch Powell (1912-1998) sollte, falls er es nicht schon längst ist, dem geneigten KRAUTZONE-Leser ein Begriff sein. Als Sohn zweier walisischer Lehrer in Birmingham geboren, stellte sich bereits früh sein Talent für Sprachen heraus. Er brachte sich selbst Walisisch bei, studierte Altphilologie und wurde mit bereits 25 Jahren zum jüngsten Professor des Commonwealth, als er an der Sydney University in Australien den Lehrstuhl für Altgriechisch besetzte. Er war zwar vor dem Zweiten Weltkrieg ein Gegner der Appeasement-Politik des Premierministers Chamberlain und für einen Kriegseintritt gegen Deutschland, jedoch entwickelte er während des Kriegseinsatzes – zu dem er sich freiwillig meldete – eine starke Abneigung gegen die US-Amerikaner, denen er unterstellte, dass eines ihrer Kriegsziele die Zerschlagung des British Empire sei (womit er nicht unrecht behalten sollte, siehe unser Heft 38).

Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Abgeordneter der Konservativen im Unterhaus. Obwohl er anfangs keine schlechte politische Karriere hinlegte – in den 1960er-Jahren etwa war er Gesundheitsminister –, endete diese abrupt, als er die Rolle der britischen Kassandra einnahm und am 20. April 1968 eine folgenschwere Rede hielt, die als „Rivers of Blood speech“ (Ströme-von-Blut-Rede) in die Geschichte eingehen sollte. Sie war eine Reaktion auf die Verabschiedung des von der Labour-Regierung unter Harold Wilson initiierten „Race Relations Act 1968“, dessen Zweck es war, Einwanderern zweiter Generation, die also bereits in Großbritannien geboren waren, bessere Bedingungen hinsichtlich ihrer Wohn- und Arbeitssituation sicherzustellen.

Angesichts dieses Gesetzes sagte Powell unter anderem folgendes:

„Wir müssen verrückt sein, buchstäblich verrückt, wenn wir als Nation den jährlichen Zustrom von etwa 50.000 abhängigen Personen zulassen, die zum größten Teil das Material für das künftige Wachstum der von Einwanderern abstammenden Bevölkerung sind. Es ist, als würde man einer Nation zusehen, die eifrig damit beschäftigt ist, ihren eigenen Scheiterhaufen aufzuschichten. […] Aus Gründen, die sie (die Briten) nicht nachvollziehen konnten, und aufgrund einer Entscheidung, zu der sie nie konsultiert wurden, fanden sie sich als Fremde in ihrem eigenen Land wieder.“

Und der Altphilologe schloss mit einer Anspielung auf eine Prophezeiung in Virgils „Aeneis“, die der Rede ihren Namen gab:

„Wenn ich nach vorne schaue, bin ich von Vorahnungen erfüllt. Wie der Römer scheine ich ‚den Tiber von viel Blut schäumen‘ zu sehen. […] Ich weiß nur, dass ein großer Verrat wäre, [die Vorahnung] zu sehen, aber nicht auszusprechen.“

Für diese Rede musste Powell mit dem Ende seiner politischen Karriere bezahlen, auf jeden Fall sorgte sie für ordentlich Tumult im Land. Die „konservativen“ Torys, für die er im Parlament saß, wollten nur noch wenig von ihm wissen – sie waren eben damals auch schon Verräter –, und selbst die Beatles griffen in ihrem Song „Commonwealth“ Powell für seine Positionen an, diese Narren.

Tja, und nun stehen wir hier. Eine Woche dauern die Unruhen in Großbritannien bereits an, nachdem drei kleine Mädchen die verfehlte Einwanderungspolitik mit dem Leben bezahlen mussten. Waren es zuerst Briten, die gegen die Einwanderung protestierten, bilden sich nun hauptsächlich Banden von muslimischen Immigranten, die gezielt den öffentlichen Raum einnehmen …

… oder gleich Jagd auf Briten machen, teilweise schwer mit Messern, Macheten oder Ähnlichem bewaffnet.

Es grenzt an ein Wunder, dass bei diesen Ausschreitungen noch niemand getötet wurde. Und in all diesem Chaos hat Premierminister Keir Starmer von der Labour Party – die den Verrat wenigstens offen verübt, während die Torys, wie die CDU, es stets heimlich tun – nichts Besseres zu tun, als die weißen Briten als Ziel von Repressalien zu markieren und sogar noch muslimische Communitys und Moscheen unter staatlichen Schutz zu stellen. Welch eine Farce! Aber auch ganz gut so, denn es zwingt mehr Leute dazu, sich ihre bisherige linke Haltung radikal zu hinterfragen, als es wohl unter einer Tory-Regierung geschehen wäre.

Was wohl der alte Powell dazu gesagt hätte? Hätte er sich seine Prophezeiung je so ausgemalt? Nun floss Blut aufgrund der Immigration schon lange vor den aktuellen Unruhen, doch sind diese eine neue Stufe, auf die wir uns einstellen müssen. Damit meine ich nicht, man solle sich daran gewöhnen, sondern sich mental darauf vorbereiten. Die Jahre des friedlichen Schlafwandels sind langsam aber sicher vorbei, die Zeiten werden härter, brutaler, blutiger. Es stellt sich angesichts der Bilder und Videos aus Großbritannien überhaupt die Frage, inwiefern sich die aufgestauten Spannungen noch friedlich lösen lassen – und sie stellt sich, ohne dass man eine Gewaltspirale will. Und wie bereits schon mehrfach gesagt bietet England den Blick in die eigene Zukunft, heißt: Sollte das Projekt Remigration scheitern, werden wir bald unsere eigenen „Ströme von Blut“ erleben – und die werden vermutlich größer sein als das, was wir bis jetzt so erlebt haben…

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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