Beim Zweitliga-Fußballclub Erzgebirge Aue ging es die letzten drei Tage hoch her. Fans hatten beim Spiel gegen den FC Heidenheim vergangenen Sonntag ihrem Unmut über die diesen Montag in Sachsen in Kraft getretenen verpflichtenden 2G-Regeln mit Spruchbändern, Gesängen und Plakaten, die sich vor allem gegen Ministerpräsident Kretschmer richteten, Luft gemacht. Der Verein reagierte prompt:
„Aus Sicht des Vereins gehören ‚jegliche Spruchbänder mit politischen Inhalten nicht in ein Fußballstadion‘. Der FCE betrachte sich als ‚politisch neutrale Institution, bei der alle Menschen, gleich welcher politischen Einstellung, willkommen sind und gemeinsam unsere Mannschaft unterstützen‘.“
(„Sportbuzzer.de“, 08.11.). So, so.
Im Dezember 2014 sah man das offenbar noch anders: „FC Erzgebirge Aue zeigt Rassismus und Diskriminierung die Rote Karte“ schrieb „Show Racism The Red Card – Deutschland“ da noch auf Facebook und postete ein Bild der gesamten Auer Mannschaft samt Trainerstab, auf dem sie übergroße Rassismus-Platzverweise stolz der Kamera präsentierten. Erst letztes Jahr, am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, machte man sich erneut „gegen Diskriminierung“ stark, in einem Tweet ihres offiziellen Twitter-Accounts.
Nie wieder!
Gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus!#WeRemember #HolocaustMemorialDay pic.twitter.com/86VfNRxPuN
— FC Erzgebirge Aue (@FCErzgebirgeAue) January 27, 2020
Recht so, denn wie wir alle wissen, haben die Ablehnung von Rassismus und vor allem Diskriminierung, also Menschlichkeit, Menschenwürde und Liebe rein gar nichts mit Politik zu tun. Zwar nimmt man diese Schlagworte regelmäßig zu Hilfe, um sich Akzeptanz für diverse politische Entscheidungen zu erpressen; sei es die Aufnahme neuer Migrantenwellen, die „politische Neuausrichtung“ der Polizei, die gesetzliche Abschaffung des Geschlechts und Mülleimer für „menstruierende Männer“ oder Gesetze gegen „Hassrede im Netz“, aber Diskriminierung ist nun mal einfach böse. Menschen anders, gar schlechter zu behandeln, nur wegen ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihres Alters, ihrer Religion, ihrer politischen Einstellung etc. führt, so deutet es der FC Aue ja selber in seinem Antidiskriminierungs-Tweet zum Auschwitz-Gedenktag an, zurück in die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte.
Tja, und da sind wir nun wieder bei dem, wogegen die Fans sich hier lautstark positionierten: Flächendeckendes 2G für den Einzelhandel, die Gastronomie und auch Sportveranstaltungen wie das Spiel Aue gegen Heidenheim. Das ist, ganz nüchtern betrachtet, die umfassendste und einschneidendste Diskriminierung in Deutschland seit den Kommunisten und Faschisten. Das muss man ja sogar einfach anerkennen, wenn man tatsächlich glaubt, wir retten hier Omi. Obwohl die Infektionszahlen jetzt mysteriöserweise schlimmer sein sollen als letztes Jahr, als niemand geimpft war, die Wirksamkeit der doppelten Impfung nach vier Monaten auf 20 Prozent sinkt („Business Insider“, 09.10.) und wir jetzt unter 2G von Medienseite trotzdem auch noch ermuntert werden, endlich wieder „dicht an dicht zu stehen, aus demselben Glas zu trinken und auf der Tanzfläche den Schweiß zu spüren“ („‚Man kann frei sein und einfach tanzen‘“, „Hessenschau“, 15.10.), aber lassen wir das.
Wo war ich? Genau, Diskriminierung ist böse. Das ist der Hass und nicht die Liebe. Nuancen gibt es da ja nicht, ansonsten wären ja auch all die erwähnten linkspolitischen Bekundungen mit derselben Begrifflichkeit… na ja, linkspolitische Bekundungen. Von der Europameisterschaft im Hinknien und Regenbogenmalen, die wir gerade über uns ergehen lassen mussten, mal ganz zu schweigen.
Mein Appell also an die Auer Fans: Lasst euch nicht beirren. Menschenwürde ist keine Politik. Diskriminierung ist keine Meinung. Zeig Ausgrenzung die Rote Karte. Bitte, liebe Freunde, bitte marschiert zum nächsten Heimspiel mit Transparenten dieser Art. Sie wären in der ultimativen Zwickmühle. Nicht nur die Vereinsführung, sondern die gesamte Medienlandschaft. Tausende Male hat man Statements dieser Art nicht nur toleriert, man hat sie zelebriert. Jedem war klar, dass hiermit linke Forderungen verbunden sind, aber der Autismus wurde so weit hochgeschraubt, dass diese Zaubervokabeln alles zu einer unpolitischen Selbstverständlichkeit umlackieren. Und der durch die Aktion vom Sonntag sowie die Reaktion des Vereins geschaffene Kontext macht es nun möglich, sie ohne explizite Benennung der unliebsamen Forderung einer Kehrtwende in der Corona-Politik zu einem Statement genau dafür umzudrehen, genauso wie es Neulinken in der Vergangenheit mit offenen Grenzen möglich war. Also: Keinen Fußball den Menschenfeinden. NICHT EINEN EINZIGEN MILLIMETER!!!