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Filmkritik: Je suis Karl

25. Januar 2023
in 3 min lesen

Von Marikka Wiemann

Woran denkt man als Erstes, wenn man den Filmtitel „Je suis Karl“ hört? Vielleicht an den Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo und die Solidarisierungsparole „Je suis Charlie“? Doch „Je suis Karl“ soll weder von den Geschehnissen 2015 erzählen, noch sich mit islamistischem Terror auseinandersetzen, obwohl zumindest der Titel eine Anspielung auf den Anschlag ist. Inhaltlich hat es kaum etwas mit den wahren Ereignissen zu tun. Es ist ein weiteres Werk aus der Propagandafabrik der Bundesrepublik und handelt von der Gefahr neurechter Bewegungen.

An dieser Stelle eine kurze Inhaltszusammenfassung und eine Spoilerwarnung. Wer vorhat, den Film anzuschauen, sollte nicht weiterlesen und stattdessen Netflix einschalten. Der Film beginnt mit einer Rettungsaktion eines Paares, das einen Flüchtling heimlich über die Grenze nach Deutschland schmuggelt. Dann erfolgt ein Szenenwechsel zur Tochter des Paares, Maxi, die in Paris ihre Oma besucht hat und zu ihren Eltern nach Berlin zurückkehrt. Die Freude über ihre Rückkehr währt nur kurz. Bei einem vermeintlichen islamistischen Terroranschlag sterben ihre Mutter und die beiden jüngeren Brüder. Maxi und ihr Vater überleben die Explosion der Bombe. Die Beiden haben unterschiedliche Ansätze mit dem Verlust umzugehen. Der Vater versinkt in Trauer, hat Wahnvorstellungen und wird zunehmend passiv. Maxi hingegen entwickelt Hass und Ängste gegenüber Ausländern.

Scheinbar zufällig lernt sie Karl kennen, der sie vor aufdringlichen Journalisten beschützt und sie zu einer Akademie nach Prag einlädt, in deren Rahmen sich junge Menschen treffen um über das Leben und die Zukunft zu sprechen. Zumindest drückt Karl es so aus. Maxi nimmt die Einladung an und lernt so Mitglieder der neurechten Bewegung „Re/Generation“ kennen. Sie sind jung, hip und es dauert nicht lange bis Maxi in ihren Bann gezogen wird. Sie verliebt sich in den charismatischen Karl und wird dadurch immer mehr in die Machenschaften der Bewegung involviert, die sie für ihre Zwecke missbrauchen. Sie ahnt weder, dass Karl selbst der Überbringer der Paketbombe gewesen ist, noch, dass die Bewegung bereits die nächste Aktion plant. Vor laufender Kamera soll Karl erschossen und dadurch zum Märtyrer gemacht werden…

In der ersten Hälfte des Filmes wird zumindest versucht eine vermeintliche Spannung aufzubauen. Es dauert jedoch nur wenige Minuten bis der Anschlag aus Karls Perspektive gezeigt wird. Als ausländischer Postbote, mit gefärbtem Bart und dunklen Kontaktlinsen überreicht er das Paket Maxis Vater. Spätestens jetzt könnte dem aufmerksamen Beobachter klar werden, dass dieser Film kein Thriller im herkömmlichen Sinn sein soll. Er dient der politischen Erziehung des Zuschauers um ihm gleich zu Beginn den „bösen“ Charakter zu aufzuzeigen. Sonst hätte man mit der Auflösung warten und einen interessanten Plottwist schaffen können. Stattdessen wird der Fokus auf Karl und die Re/Generation gelegt.



Dass es sich hierbei um die Identitäre Bewegung handeln soll, wird für jene Zuschauer sofort deutlich, die sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Der Durchschnittsbürger wird diese Verbindung sehr wahrscheinlich nicht sofort erkennen, zumal die IB schon vor einigen Jahren von den sozialen Plattformen gefegt worden ist. Die mediale Bühne soll ihnen nicht geboten werden – zumindest keine, auf der sie selbst Regie führen. Wer nach Anschauen des Filmes doch irgendwann über die Bewegung stolpert, wird die Parallelen erkennen, auch wenn sie übertrieben dargestellt werden: das Hipster-Image, die Medienarbeit – die Liste lässt sich beliebig ergänzen. Das einprägsamste Element ist die französische Musik, die von der Überlegenheit der weißen Rasse tönt und dazu aufruft in den Krieg zu ziehen. Durch die Verwendung französischer Texte mit deutschen Untertiteln wird die angebliche Gefahr, die von den europaweit vernetzten Neurechten ausgeht, besonders hervorgehoben.

Karls Bösartigkeit wird durch das erneute Auftreten des geretteten Flüchtlings Yusuf verstärkt. Dieser Charakter scheint in die Handlung „hineingepresst“ um die linken Fantasievorstellungen zu vervollständigen. Die Fronten sind klar: Karl der gewaltbereite Nazi und Yusuf, der nette Flüchtling, der selbstverständlich fließend deutsch spricht und den Vermittler zwischen Maxi und ihrem Vater spielt. Nach Karls Tod am Ende des Films kommt es zu brutalen Aufständen und Menschenjagden auf Ausländer. Der Film verliert den letzten Funken Realitätsnähe. Es ist unwahrscheinlich, dass eine gewaltbereite rechte Gruppierung in mehreren europäischen Städten der Polizei so massiv überlegen ist wie im Film dargestellt wird. Wäre dies dennoch der Fall hätte man nicht auf einen Märtyrer warten müssen und direkt die „Machtergreifung“ durchführen können.

Trotz seiner Schwarz-Weiß-Malerei wurde „Je suis Karl“ für mehrere Filmpreise nominiert und ausgezeichnet. Er wurde zum Beispiel bei den internationalen Filmfestspielen in Berlin 2021 in der Berlinale Special Gala gezeigt und für den deutschen Filmpreis 2021 nominiert. Außerdem wurden Jannis Niewöhner und Luna Wedler für die beste Hauptrolle nominiert. Die Besetzung der beiden Hauptcharaktere war allerdings auch der einzige Aspekt, den Film ansatzweise genießen zu können. Eine Empfehlung zum Anschauen kann man nicht geben, es sei denn man möchte einen Filmabend mit der ortsansässigen Antifa veranstalten.

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