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Fußball in Katar – Nix Regenbogen hier

10. November 2022
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Wusstet Ihr, dass die diesjährige Fußballweltmeisterschaft in Katar stattfindet? Wusstet Ihr, dass dieses Jahr überhaupt eine WM stattfindet? Also klar, ich habe es irgendwie am Rande mitbekommen, aber durch die zunehmende Politisierung des Fußballs interessieren mich solche Turniere einfach nicht mehr – man erinnere sich nur an die Schmierenkomödie von Fußballspiel, als im Zuge der Europameisterschaft die DFB-Mannschaft auf die Ungarn traf; wie sehr hätte ich den Magyaren den Sieg gegönnt. Zugegeben, wirklich spannend fand ich Fußball als Sport und Spiel nie, die großen Turniere – also WM und EM – verfolgte ich nur deswegen, weil mich der Wettbewerb verschiedener gegeneinander antretender Nationen reizte und ich sehen wollte, welches Land sich am Ende durchsetzte – damit ich dies dann in die Statistik aufnehmen und mit den Turnieren anderer Jahre vergleichen konnte (Ihr merkt, es gibt einen Grund, warum ich hier bei der KRAUTZONE gelandet bin).

Jedenfalls hatte sich, wie eigentlich in jedem Lebensbereich, die linksliberale Politisierung des Fußballs in den letzten Monaten noch einmal verhärtet, und so bemerkten die Progressiven das, was ihnen Rechte und Konservative aller Couleur schon seit Jahren und Jahrzehnten erzählten (einige Hartnäckige versuchen es immer noch): Die Araber mögen den Regenbogen nicht – zumindest nicht als Flagge. Gut, ich mag den wehenden Regenbogen ebenso wenig, aber mir sind auch die Muslime in Katar so ziemlich egal – und die Probleme, die ich mit den hiesigen Muselmanen habe, ergeben sich nicht aus deren Ablehnung der sogenannten „Homo-Ehe“ (schreckliches Wort, eigentlich sollte man es nicht verwenden, denn eine „Homo-Ehe“ ist nun mal keine Ehe…).

Die Attacken von links auf das Emirat sind die üblichen: Das Land sei rückständig, homophob, patriarchal et cetera. Schon seit der offiziellen Bekanntgabe der FIFA, Katar zum Austragungsort zu machen, hagelte es regelmäßig Kritik: Die WM sei gekauft, die Arbeiter, die die Stadien errichten, würden wie Sklaven behandelt, im Grunde genommen sei dies alles böser Kapitalismus. Nun, weder mag ich die FIFA und ihre Machenschaften – ich verstehe die Abneigung vieler gegen diesen Verein –, noch will ich die Linken verteidigen: Finanzielle und moralische Aspekte dieser Geschichte will ich nicht beleuchten. Doch der Umgang der Katarer mit den Angriffen aus dem Westen ist bemerkenswert: Ihnen ist es schlicht egal. Sie lachen über die absurden Perversitäten des Globohomo-Westens. Sie weigern sich, das Knie zu beugen: Es wird in Katar keine Regenbögen geben, Punkt! Sie haben es auch nicht nötig, sich zu unterwerfen, schließlich kauft der Westen ihre fossilen Rohstoffe. Da kann man mal Homosexualität als „damage in the mind“ bezeichnen, wenn man Lust drauf hat.



Und wie reagieren manche „rechte“ Kräfte darauf? Nun, wie leider so oft: „Na, wird Manuel Neuer auch eine Regenbogenbinde in Katar tragen? Oder ist er feige? So ein Doppelstandard!!“ Ja, mein Gott, wollt Ihr etwa Regenbogenflaggen in Katar sehen?! Ich nicht. Ich möchte auch hier keine sehen. Warum also überhaupt erst den Linken irgendwelche Doppelstandards in dieser Hinsicht (beziehungsweise generell) vorwerfen? Sollte man sich nicht eher freuen, dass der progressive Universalismus auf Granit stößt und vor irgendwelchen arabischen Emiren den Schwanz einzieht, weil sonst das Öl knapp würde? Wäre es nicht besser, ebenfalls zum Angriff zu blasen, anstatt den Gegner zur Ausweitung des Machtbereichs zu ermuntern?

Man soll sich ja nicht gleich mit den Wüstenscheichs verbrüdern, aber es wäre schon viel wert, wenn man nicht mehr der Ansicht wäre, es sei eine gute Idee, dem politischen Gegner einen vermeintlichen Doppelstandard vorzuwerfen, weil dieser aus pragmatisch-taktischen Gründen seine Ideologie nicht direkt durchsetzt – denn damit übernimmt man, ob man will oder nicht, die Prämissen jener verfluchten Ideologie! Und wir sehen ja: Die Linken sind gerade dabei, ihre Ideen auch nach Katar zu tragen – sie beißen sich dort aber eben (noch) die Zähne aus. Deshalb: Ruhig den Ball flach halten und sich beim Gespräch zwischen einem katarischen Sunniten und einem westlichen Progressiven ruhig das ein oder andere Schmunzeln erlauben – die entscheidenden Kämpfe werden schließlich auf deutschem Boden entschieden, nicht auf arabischem Wüstensand.  

Abschließend will ich noch einmal betonen, dass Katar hier keineswegs in den Himmel gelobt werden soll. Seine Rolle bei der Unterstützung islamischer Terrororganisationen – allen voran den Muslimbrüdern – sowie der Finanzierung islamischer Interessenorganisationen im Ausland (auch im Westen) ist nicht zu unterschätzen. Man darf nicht vergessen, dass ein muslimisch überranntes Europa die Scheichs und ihre Freunde nicht in Bestürzung stoßen würde, um es mal nett auszudrücken. Außerdem hat das Emirat seine ganz eigenen Probleme: Der Reichtum wird nur temporär sein, der Verfall ist absehbar, ähnlich wie bei Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und unter der strengen Oberfläche der Scharia erlaubt sich der muslimische Mann moralische Freiheiten, gelinde gesagt, die ich hier bei Gott nicht beschreiben möchte – traditionell ist das jedenfalls nicht. Also: Der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. Wir können uns aber dennoch ein kleines bisschen vom Selbstbewusstsein dieser Leute abschneiden: Immerhin vertreten sie mit Nachdruck ihre Interessen gegen den linksliberalen Westen – auch wenn es natürlich nicht die unseren sind.  

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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