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Hassgesang auf die CDU

13. Dezember 2023
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Dass die CDU für den kulturellen, ökonomischen und demografischen Untergang eine Mitverantwortung trägt, dürfte bereits jeder treue Leser der KRAUTZONE verinnerlicht haben. Und es sei daran erinnert, dass nicht nur die 16 Jahre unter Angela Merkel schuld an der Misere sind: Die Probleme, die uns heute überwuchern, waren für ein waches Auge schon in den 80er-Jahren unter Helmut Kohl absehbar – die CDU hat dagegen nie etwas Ernsthaftes getan. Und auch Konrad Adenauer hat mit bestem Wissen und Gewissen die deutsche Seele an den anglo-amerikanischen Westen verkauft.

Was die Union in allen drei Epochen auszeichnete, in denen sie die Regierung stellte – also Wirtschaftswunderzeit, die Kohl-Ära und schließlich Merkels bestes Deutschland aller Zeiten –, war ihr ungebrochener, dreister und aus rein funktionalem, bürokratisch-seelenlosem Machttrieb heraus geborener Opportunismus. Wer glaubt, die Beharrlichkeit des alternativlosen „Weiter so!“ habe erst unter unserer geistlos dreinblickenden FDJ-Sekretärin das Licht der Welt erblickt, der irrt: Schon in den 50er-Jahren hieß der Kurs „Weiter so!“, denn er hat ja funktioniert. Die Wirtschaft spross, und die Bäuche waren fett, also warum etwas ändern?

In den 80ern sprach man dann eben jene Leute an, die sich 30 Jahre zuvor besagte Bäuche fett gefressen hatten: Die Renten müssen sicher sein (die olle SPD ist der Aufgabe nämlich nicht gewachsen!), der Rest ist ja erst mal nebensächlich. Ein Werbegesicht der Kohl-CDU war damals die Schauspielerin Katharina Brauren, die in einem Wahlwerbespot eine der SPD gegenüber skeptische, aber Adenauer vergötternde Rentnerin verkörperte.

Ein paar Jahre später sollte sie in einer äußerst ironischen Wendung der Geschichte eben jenes Bürgertum in Loriots Klassiker „Ödipussi“ persiflieren, welches sie eben noch für die Union zu mobilisieren gedacht hatte. Man könnte tatsächlich meinen, Frau Winkelmann spräche in dem Kohl-Werbefilmchen zu einem, kurz nachdem sie die Tietzes verächtlichen Blickes aus ihrer Wohnung geekelt hat – wie ist doch die Erde so schön, so schön!

Dieses Erfolgsrezept hat Merkel ebenfalls aufgegriffen, nur eben in modifizierter Form. Einerseits wurde die mediale Stimmung (ich betone: die mediale Stimmung, die sich von der eigentlichen öffentlichen Meinung deutlich unterscheiden kann) ausgenutzt, andererseits hat man dem treudoofen Rentner das Blaue vom Himmel und den Grill im Garten versprochen. Inhalt, wortgewaltige Reden – fehl am Platze! Wer braucht das schon in einer vor sich hindümpelnden Demokratie? Jeder, der einmal ernsthaft einer Merkel-Rede lauschte, sollte danach begriffen haben, dass das Gebaren von „Diskussion“, „Inhalt“ und „Debatte“ lediglich Schall und Rauch ist. Den Leuten war es entweder egal, was sie sagte, oder sie haben es wirklich nicht besser gewusst. Funktioniert hat die nichtssagende Vielschwafelei wieder einmal: drei Wiederwahlen beweisen es.

Und was versucht die CDU nun? Ganz klar: Die Alternative zur Alternative soll sie mimen. Mit Friedrich Merz hat man da auch den idealen Kandidaten zur Verkörperung des Mummenschanzes: Der Sauerländer mit bitterkalter Managerattitüde wird von den Medien zum Prototyp des knallharten Konservativen aufgebaut, um wankelmütige Wähler von der AfD wegzulocken. Der neueste Taschenspielertrick der Merz-CDU für diesen Zweck: die Distanzierung vom Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“. Wie die „Junge Freiheit“ berichtet, findet sich dieser Grundsatz so nicht mehr im Parteiprogramm der Union. Viele Mainstreammedien, wie „Bild“, sprechen vom Bruch mit der Merkel-Politik, besonders linke Schmierblätter unterstellen sogar eine Anbiederung an die AfD. Doch was steht denn nun stattdessen drin im Grundsatzprogramm? „Muslime, die unsere Werte teilen, gehören zu Deutschland.“ Oha, oha, wie radikal! Endlich haut die CDU mal auf den Tisch! Das also soll der „radikale Bruch“ mit dem Merkel-Kurs sein? Wie lächerlich. Dieser Satz ist mindestens so inhalts- und charakterlos wie eine Rede der Altkanzlerin.

Und da ist sie wieder: Die uralte Strategie der Union – schwätzen, betören und hoffen, dass man durchkommt. Und man kommt durch! Momentan liegen die Unionsparteien bei 32 Prozent laut den neuesten Umfragen. Fragt sich aber nur, wie lange das noch gut geht: Merz und seine Mitblender werden nämlich hauptsächlich von älteren Menschen gewählt, die nur noch für eine begrenzte Zeit die Mehrheit stellen werden – das mag berechnend und kalt klingen, aber so ist es. Bei den jüngeren Semestern liegen andere Parteien vorne: etwa die Grünen oder die AfD. Und wenn die Babyboomer in Rente gehen und von dieser nicht leben können, kann auch die CDU ihr schnelles Ende finden. Sollte das so geschehen, werden wir wieder ein Parteisterben der schönsten Sorte erleben – dann wird endlich eine Partei zu Grabe getragen, die maßgeblich für die Grablegung des Vaterlandes verantwortlich ist. Ähnlich wie bei „Die Linke“ werden dann auch wir freudig die Grabesrede halten…

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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