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Hausdurchsuchung bei den Höckes

22. Juni 2023
in 3 min lesen

Heute wird es mal um die gute alte Doppelmoral gehen. Viele aus dem konservativen Lager regen sich ja gerne über die (vermeintliche) Doppelmoral unserer Gegner auf, es ist sogar eines der beliebtesten Aufhängerthemen: „Politiker X hat Y gesagt, macht aber am Ende Z, wie kann er nur?“ – solche vor Empörung schäumenden Fragen stellt sich vor allem der Wut-Boomer, beziehungsweise er bekommt sie von seinen Lieblingsoutlets mit ähnlicher Geisteshaltung gestellt, damit er sich dann gepflegt aufregen kann.

Dieser Vorgang hat mittlerweile solch eine Routine im alternativen Lager, dass er mittlerweile von anderen, vor allem jüngeren Leuten aus dem eigenen Lager – mich eingeschlossen – als lächerlich empfunden wird. Ja, mag sein, dass das irgendwo eine gewisse Berechtigung hat, aber der x-te Fall von aufgedeckter Doppelmoral wird die Regierung auch nicht zu Fall bringen. Man kann sich Doppelmoral eben leisten, wenn man Macht hat und haben möchte – ein Prinzip, das besonders viele Liberalkonservative nicht zu verstehen scheinen. Bei Linken zählt eben nicht das (moralische) Handeln, sondern die Zugehörigkeit zur eigenen Gruppe. Deswegen werden eigene Leute, die Blödsinn angestellt haben, auch nicht dem Gegner ans Messer geliefert – ein Prinzip, das unsereins noch dringend zu lernen hat!

Ein typischer Fall von Doppelmoral ereignete sich diese Woche. „AfD-Politiker Höcke: Hausdurchsuchung wegen Drogen!“, titelte die „Bild-Zeitung in ihrer plumpen Art. Was ist angeblich passiert? Höckes damals 14-jähriger Sohn soll mit ein paar Gramm Cannabis erwischt worden sein. Bestätigt ist das wohlgemerkt nicht. Jedenfalls nahm die Exekutive das zum Anlass, im November 2022, also vor einem halben Jahr, eine Hausdurchsuchung bei den Höckes zu vollziehen. Die Information hat also sechs Monate später ihren Weg von den Behörden hin zur Presse gefunden. Nun, dazu gleich mehr.

Interessant ist, dass nach der „Bild so gut wie alle Mainstreammedien anfingen, im Chor der Anklage mitzusingen. Ein gefundenes Fressen: Höcke, der Möchtegern-Führer der AfD, hehe, hat einen Kiffersohn! Und siehe da, die ganze linksliberale Presselandschaft, die sich sonst eher für die Liberalisierung von Cannabis einsetzt, schießt aus allen Rohren gegen Höcke und seinen Sohn, weil Letzterer offenbar mal eine Tüte geraucht hat, während man bei grünen Politikern wie Cem Özdemir, der eine ganze Marihuana-Pflanze auf dem Balkon stehen hatte, drüber hinwegsieht?! Was für eine Doppelmoral! Na ja, keine überraschende, eher eine offenkundige. Höcke ist nun mal der Feind, Özdemir eben nicht.


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Und aus dieser Schmitt’schen Freund-Feind-Unterscheidung heraus werde ich jetzt etwas tun, das man nach meiner Kolumne über Cannabis von vor ein paar Wochen vielleicht nicht erwarten würde: Ich werde Höcke und seinen Sohn verteidigen. Ja, der Bub hat halt ein bisschen Unsinn angestellt, ja, mein Gott, aber eine Hausdurchsuchung wegen zwei Gramm Gras? Lächerlich! „Aber sagtest du nicht, dass du Kiffen als absolut degeneriert ansiehst?! Wie kannst du jetzt so was sagen? Doppelmoral!“, höre ich jetzt manchen schreien. Und ja, bei Grünen und anderen linken Lumpen sehe ich die Kifferei als degeneriert an, bei Höckes Sohn ehrlich gesagt auch (vorausgesetzt, er hat es wirklich gemacht…), nur gibt es eben den entscheidenden Unterschied: Der Grüne und der Linke sind der Gegner, Höcke ist ein Freund, einer von uns.

Deswegen beschmutzt man ihn nicht, nur weil sein Sohn eine Jugendsünde beging. Und ich nehme an, Vater Höcke wird seinem Jungen in dieser Hinsicht schon die Leviten gelesen haben. Das Prinzip gilt bei anderen Fällen übrigens auch: Man distanziert sich zum Beispiel nicht panisch von Höcke, weil er „Alles für Deutschland“ gesagt hat; bei ähnlich gestrickten Fällen gilt das Gleiche. Wir sitzen nun mal alle im selben Boot, da muss nicht noch die Arbeit der Gegner erledigen.

Wer übrigens nach der reißerischen „Bild“-Überschrift sucht, die ich oben zitiert habe und die suggeriert, Höcke wäre ins Visier genommen worden, weil er kiloweise reinstes kolumbianisches Kokain daheim lagerte, wird nicht mehr fündig: Sie wurde geändert in „Hausdurchsuchung bei AfD-Politiker Björn Höcke!“ – immer noch reißerisch, aber nicht mehr ganz so. Es stellt sich nun noch die Frage: Warum bringt die „Bild“ ausgerechnet jetzt eine Story, die sie vermutlich schon vor sechs Monaten hätte bringen können? Welches Kalkül steckt dahinter?

Tja, „zufälligerweise“ wird kommenden Sonntag eine Stichwahl im Landkreis Sonneberg im fränkischen Teil Thüringens stattfinden, die das Amt des Landrates klären wird. Bei der ersten Wahl hatte der AfD-Kandidat Robert Sesselmann mit 47 Prozent knapp die nötige absolute Mehrheit verfehlt. Und das scheint dem Establishment Angst zu machen: Der Tag, an dem ein AfD-Mann ein politisches Amt übernimmt, und sei es nur das Landratsamt im Landkreis Sonneberg, muss verhindert werden. So war etwa auch der „Spiegel“ in Sonneberg, um einen achtminütigen Schmähfilm zu produzieren. Wie die gefeixt haben müssen, als sie den Wut-Boomer vor die Linse bekamen, der öffentlich behauptete, er würde am liebsten die NSDAP wählen! Da haben bestimmt die Korken geknallt. Man nimmt, was man kriegen kann. Schauen wir also mal, was am Sonntag passiert – natürlich bei einem Glas Wein, nicht bei einer Tüte Gras…

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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