Das chinesische Neujahr ist die einzige Zeit im Jahr, in der Chinesen überall auf der Welt sich ein wenig Ruhe gönnen und viele Geschäfte, Firmen und sogar Behörden eine ganze Woche geschlossen haben.
Das Datum schwankt immer ein wenig zwischen Januar und Februar. Der genaue Zeitpunkt wird jedes Jahr durch den traditionellen Mondkalender bestimmt, der auch sonst noch immer Teile des Alltagslebens bestimmt.
Im Chinesischen gibt es zwei unterschiedliche Ausdrücke für „unser“ und „ihr“ Neujahr. Es kann einem deshalb passieren, dass in der Zeit um den 31. Dezember sozusagen verfrühte Glückwünsche schlichtweg ignoriert werden. So beginnt gemäß den 12 Tierkreiszeichen am 1. Februar 2022 das Jahr des Tigers, der für Mut, Abenteuer, Optimismus, Durchsetzungskraft und Risikobereitschaft steht.
Die Stadt Taipei ist in diesen Tagen noch ein wenig geschäftiger als sonst und an vielen Orten ertönt festliche, aber trotzdem heitere Musik, wobei einige Melodien richtige Ohrwürmer sind. Im Unterschied zum Westen ist das Thema Knete bei dieser Gelegenheit kein Tabu, ganz im Gegenteil. Man wünscht sich gegenseitig Reichtum und es werden mit Geld gefüllte Umschläge selbst an Kinder und Greise verteilt.
Der grandiose Blumenmarkt ist vor den Feiertagen durchgehend geöffnet. Aufgrund des schlechten Wetters war an einem Montag nicht viel los und ich konnte in Ruhe einen aus Blumen geschaffenen Tiger bewundern, der mich allerdings gleichzeitig an ein Huhn erinnerte. Auch in der Dihua Street, wohl die Straße in Taipei mit den meisten erhaltenen alten Gebäuden aus dem frühen 20. Jahrhundert, der ersten Phase der japanischen Kolonialherrschaft, herrscht Hochbetrieb.
Benannt ist sie nach der alten, heute fast vergessenen Bezeichnung für Urumchi, der Hauptstadt der muslimischen Autonomen Region Sinkiang in der Volksrepublik China. Dort kaufen die Einheimischen vieles von dem ein, was während der sehr zahlreichen üppigen Familienessen so alles verzehrt wird, von Würsten über getrocknete Meeresfrüchte bis zu diversen Pilzsorten.
Gleichzeitig fühle ich mich diese Tage ein wenig an sozialistische Verhältnisse erinnert, denn in drei verschiedenen Läden waren bereits morgens um zehn die Eier ausverkauft oder nur zu saftigen Preisen und eingeschränkt zu bekommen. Doch dies sei den Einheimischen angesichts der großen Nachfrage verziehen, weil für sie Essen nun mal eine sehr wichtige Rolle spielt und eine gerade grassierende Vogelgrippe den Nachschub behindert.
Es war auf alle Fälle unklug von mir, nicht dringende Einkäufe trotzdem noch im Jahr des Rindes tätigen zu wollen. Das Verkaufspersonal, in der Regel freundlich und kundenorientiert, wirkte teilweise recht gestresst. Ich bin zu Silvester im Zentrum der Insel zu Gast, eingeladen bei der Familie einer guten Freundin, die wohl mit mir als Junggesellen Mitleid hatte.
Die Fahrkarten hin und zurück waren zunächst meine größte Sorge, doch direkt an einem Schalter im Hauptbahnhof brauchte ich dann ganze drei Minuten, um sie zu erstehen. Da wurde mir mal wieder klar, warum ich nach über drei endlosen Jahren in Spanien samt meinen beiden Katzen wieder die Heimreise nach Asien angetreten hatte.
Hier ist das Wort „Service“ nicht nur eine leere Worthülse wie in großen Teilen Europas. Ein Besuch lohnt sich also auf alle Fälle. Willkommen!
Ich möchte mich hiermit von allen Lesern dieser Kolumne verabschieden und wünsche ihnen angesichts der dramatischen Lage in Deutschland die optimistische Grundeinstellung, die der Tiger symbolisiert.
Weitere interessante Artikel über Asien (und andere Themen) können sie auf meiner Homepage – Flying-Dutchman finden. Vielen Dank für Ihr Interesse!