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Mein Unternehmen zwang mir ein Sensibilisierungsseminar auf – Diesen Schwachsinn lernte ich dort

22. November 2022
in 3 min lesen

Von Karl Renter

Ich arbeite bei einer der großen kombinierten Unternehmensberatungen / Bilanzprüfer im Vereinigten Königreich. Im Prinzip herrscht dort eine “time is money” Kultur. Sollte eigentlich so urkapitalistisch sein wie es nur geht. Allerspätestens seit dem Tod des drogensüchtigen Schwerkriminellen George Floyd scheut mein Arbeitgeber jedoch weder Mühen noch Kosten zur fröhlichen Indoktrination.

Im vergangenen Jahr lud eben jener Arbeitgeber zu einem “Privilegien-Spaziergang” ein. Dort wurde man (als weißer Mann) über seine Privilegien aufgeklärt. Ich wusste gar nicht wie viel Privilegien ich hatte, selbst wenn mein Arbeitgeber, nach eigenem Bekunden, bei Beförderungen künftig auch ethnische Zugehörigkeit einfließen lassen würde.

Dieser peinlichen Veranstaltung schloss sich ein „Rassen-Sensibilisierungs“-Seminar an. Es war betitelt “walk in my shoes” – frei übersetzt “einen Tag in meiner Haut stecken”, wörtlich in “meinen Schuhen laufen”. Aufmachung: Ein computer-animierter Unterrichtsfilm, der nur so vor Klischees und abgedroschenen Gemeinplätzen strotzte, sodass ich befürchtete, jede Minute könnte die Drehbuchpolizei hereinplatzen (Verbrechen gegen den Handlungsstrang). Aber nein, die Prozedur dauerte 15 Minuten: Die weise schwarze Putzfrau klärte den überarbeiten schwarzen Angestellten darüber auf, dass er keine Chance in einer Welt hätte die „sie“, d.h. die weißen Männer, für sich gebaut hätten. Dagegen standen einem arroganten weißen “golden boy” Kollegen alle Türen offen.

Naiverweise nahm ich an, das sei es fürs erste mit meiner jährlichen Dosis an hirntoter Belehrung gewesen. Weit gefehlt. Ich wurde einem der ersten ESG-Projekte zugeteilt. ESG steht für „Environmental, Social and Governance“. Unternehmen werden hierbei nach ihrem ökologischen Fußabdruck, der ethnischen und Geschlechtervielfalt in ihrer Vorstandsetage bewertet. Wenn kein gutes Rating dabei herauskommt, werden professionelle Geldgeber/-verwalter dort nicht investieren.

In meiner ersten virtuellen Sitzung wartete der Projektkoordinator auf mich. Ein prätentiöses Beta-Männchen mit mehrfach um den Hals geschlungenen Fliegerschal. Hinter ihm eine dieser japanischen Pappwände, von denen ich nie weiss, wofür man sie eigentlich aufstellt. Der Beta hieß mich in seiner typisch aufgesetzt öko-jovialen Art willkommen (übertrieben langgezogene Vokale “Heeeeey, Duuu, naaa” wilkommen). Er klärte mich darüber auf, worum es bei ESG ginge: Es könne ja bei einem “Pension Fund” (also einem Fond zum Anlegen von Rentenersparnissen) nicht sein, dass man sein Geld in Sicherheit bringe, aber bei dem Erreichen des Rentenalters „die Welt so kaputt sei, dass von den Rentenersparnissen gar nichts mehr habe“. Aha. Kurz danach verabschiedete sich dieser junge Mann in den Krankheitsurlaub, “geistige Gesundheit”, hieß es. Abermals naiv nahm ich an, dass dies das Ende meiner Involvierung mit derartigen Hirnflatulenzen war.

Aber nein, ESG wurde zur Chefsache. Einer der Firmenpartner (Partner ist ein persönlich haftender Inhaber) nahm sich dem Vorantreiben von ESG höchstpersönlich an. Die Liste der Unternehmen, bei denen man wenigstens eine große “Vorsicht” Flagge setzen wollte, waren u.a:

  • Unternehmen der Bergbaus,
  • Ölförderung,
  • konventionelle Energieerzeuger,
  • Rüstungskonzerne (dazu gehörten auch Unternehmen wie Boing und Airbus),
  • Nuklearindustrie und
  • im Prinzip jedes Unternehmen dessen Lieferkette zu Vorprodukten mit bedenklichen Arbeitsbedingungen zurückreichte.


Ich begann betont naiv Fragen zu stellen: “Wie ist das denn mit dem Rating eines deutschen Mittelständlers im Familienbesitz in der deutschen Provinz bei dem man ohne weiteres keine ethnisch vielfältige Vorstandsetage bekommt?”

“Ja, da braucht man natürlich einen Korrekturfaktor”, antwortet der Chef wohlwollend.

“Was passiert, wenn da etwas falsch bewertet, der Korrekturfaktor nicht korrekt angewendet wird und das Unternehmen deswegen kein Kapital bekommt?”, bohrte ich weiter

“Ja, dafür gibt es ja Mediations- und Revisionsverfahren”.

“Wie schaut es mit Unternehmen wie Airbus und Boeing aus, die ja auch eine Zivilluftfahrtsparte haben?”

“Oder Unternehmen die Privatjets herstellen”?

“Was ist mit Erdölförderung und Kohleabbau, wenn die ‘erneuerbaren Energien’ erst in 30 Jahren so weit sind aber in der Zwischenzeit die kapitalintensiven Erdöl- und Kohleabbauunternehmen keine Investitionen mehr bekommen? Energieknappheit?”

“Warum ist nuklear denn da auf der Liste, ich dachte das ist CO2-freundlich?”

Irgendwann wurde ich zu diesen “ESG Business Development” Sitzungen nicht mehr eingeladen. Komisch. Das Thema ESG beobachte ich nachwievor mit Interesse und Sorge. Ich mache ESG bereits jetzt für die Energieknappheit in den meisten westlichen Länder mitverantwortlich. Der Investitionshorizont beispielsweise eines Erdölunternehmens ist derart lang, dass derartige politische Unsicherheiten, auf Jahre erfolgreiche Förderung verhindern, selbst wenn man das Geld morgen aus dem Hut zaubert.

Interessanterweise waren ESG-Bewerter und Investoren auf einmal beim Thema Ukraine und Waffen sehr flexibel. Waffen sind jetzt ethisch. Wenn man sie gegen Russland verwendet. Man spricht jetzt von “ethically responsible weapons stocks”. Hierbei ist es gefährlich, in wie wenigen Händen die Entscheidung liegt, was nun eine erlaubte Investition darstellt. War das früher eine dezentrale Entscheidung von zahllosen Fondsmanagern á la “Ist diese eine gute Investition?”, entscheiden jetzt ganz wenige riesige Unternehmen. Besonders Friedrich Merz ehemaligem Arbeitgeber, der Anlagenmanagementfirma Blackrock (die Anlagengüter im Wert von 10 Billionen (!) verwaltet) kommt hierbei eine zentrale Rolle zu.

Eine derartige Konzentration von Macht darf ruhig Besorgnis hervorrufen.

To be continued…

Beim nächsten Mal: Warum es auf der Arbeit meiner Frau Toiletten für vier/dreieinhalb Geschlechter gibt, die „colour brave“ Initiative meines Arbeitgebers, BLM-Spenden usw.

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