Wenige Monate vor diesem Beitrag, am 7. Januar 2015, stürmte ein Islamistenkommando die Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Angespornt „von dem Willen, besser zu werden – für sich selbst, die Gesellschaft und Gott“, schlachtete es elf Redakteure und einen Polizisten ab. Die französische Regierung setzte zum Schutz der Hauptstadt Soldaten ein. Die „Opération Sentinelle“ dauert bis heute an und wurde in den letzten Jahren stetig ausgeweitet. Am 13. November 2015 massakrierten die Glaubensbrüder von El-Hassan bei den Anschlägen auf mehrere Pariser Ziele 150 Menschen, 683 wurden verletzt.
Neben diesen Anschlägen folgten viele weitere islamistische Attacken in den Zentren der europäischen Länder. Zu viele, um sie hier alle aufzuzählen. Es gibt keine Amadeu Antonio Stiftung, die sich der Opfer islamischer Gewalt annimmt. Es gibt kein vollständiges Register aller muslimischen Angriffe. Dafür gibt es Gestalten wie El-Hassan, die sich mit ihren Genossen im Staatsmedienbetrieb eingenistet haben. Von da aus verbreiten sie ihre kranke Ideologie, vornehmlich unter jungen Zuschauern.
Jetzt plötzlich, nach all diesen Jahren, steht El-Hassan in der Kritik, weil sie 2014 auf einem „Al-Quds-Marsch“ mitlief, auf dem – wer hätte das gedacht? – judenfeindliche Parolen skandiert wurden. Sie bestreitet, dass sie den Judenhass ihrer Glaubensbrüder und -schwestern mitpropagiert habe, und die Leitung des Rundfunks sitzt jetzt in der Zwickmühle: Soll man die holde Maid aus Palästina nun, wie geplant, für die Moderation der Wissenssendung „Quarks“ einsetzen oder nicht? Hat sie denn nicht mit dem Ablegen ihres Kopftuchs das rituelle Integrationsopfer erbracht? Muss nicht gerade damit der kryptonazistische Volksdeutsche zufrieden sein? Schwierig, schwierig…
Angestrengt knarzen in der Chefetage des WDR die Bürostühle, und man wägt ab: Als muslimische, nichtdeutsche Frau erfüllt El-Hassan alle ideologischen Anforderungen für die Fernsehsendung. Andererseits kann man Antisemitismus nicht so einfach wegwedeln wie Hass auf Christen. Da trifft es sich gut, dass eine ganze Reihe „Kulturschaffender“, also staatlich alimentierter Vorklatscher und Mundmaler, ihre Solidarität mit der „Medizinerin und preisgekrönte[n] Journalistin“ erklärt haben. Auf der Liste – dieses Land hat seine Vorliebe für Listen wiederentdeckt, aber ich schweife ab – auf der Liste jedenfalls befinden sich unter anderem: Carolin Emcke und Jakob Augstein. Endlich steht der Name wieder irgendwo! Aleida Assmann, Michael Rothberg und Kai Hafez. Nie gehört? Egal. Igor Levit. Ausgewiesener Experte für Menschlichkeit, insbesondere als Absprecher derselben. Mein Favorit allerdings, abgeschlagen auf dem letzten Platz, Nr. 385: Ralf Lange-Sonntag, Pfarrer.
Propaganda, so bin ich mittlerweile überzeugt, hat nicht die Aufgabe, zu überzeugen. Propaganda hat die Aufgabe, zu erniedrigen, zu diffamieren, zu verhöhnen. Wenn man das begriffen hat, stellt man auch nicht mehr diese verzweifelt-dumme Frage, ob der Rundfunk denn nicht wisse, wer für ihn arbeite. Er weiß es sehr wohl.
Bevor ich es vergesse, nächsten Sonntag ist Wahl. Unter den Parteien, die über die Fünf-Prozent-Hürde kommen, gibt es eine, die den Rundfunkbeitrag abschaffen will. Jeder hat bei der Wahl seine Prioritäten, meine stehen jedenfalls fest.