Dunkel
Hell
Dunkel
Hell

Osterfeuer in der Lausitz

16. April 2022
in 3 min lesen

Im letzten Teil ging es darum, dem Winter feierlich ade zu sagen. Wie auch das Zampern, dient das Osterfeuer dazu, die allerletzten Geister des Winters auszutreiben und den Frühling einzuläuten. Gleichzeitig wird so das Ende der Fastenzeit verkündet. Ebenso symbolisiert das Feuer, das Licht der Welt, also Jesus Christus, welches hinaus in die Welt getragen wird. Der sozialdemokratisierten Gesamtschule verdanken wir den weitverbreiteten Irrglaube, dass Jesus an Heiligabend von den Toten auferstanden ist, Liebe Chantal, lieber Marwin, das ist falsch: Es war am Ostersonntag.

Hier also nochmal ein religiöser Crashkurs, aus vergangenen Zeiten meines Konfirmandenunterrichts, für alle Heiden und die, die es vorgeben zu sein: Am Gründonnertag war das letzte Abendmahl. Jesus und seine zwölf Jünger speisten zusammen, Jesus wusch allen die Füße und wurde später am Abend gefasst, da er zuvor von seinem verräterischen Jünger Judas hintergangen worden war.

Am Karfreitag wurde Jesus dann vom römischen Statthalter, Pontius Pilatus, zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Eine Hinrichtungsmethode übrigens, derer sich die Römer bereits bei Spartakus und seinen aufständischen Sklaven bedienten. Der Karsamstag, auch Ostersamstag genannt, ist Tag der Grabesruhe. In der Nacht zu Ostersonntag wird allerdings gefeiert und mit Osterkerzen und Osterfeuern wird, wie schon erwähnt, das Licht in die Welt getragen. Denn mit dem Einbruch des Sonntags wird die Auferstehung von Jesus Christus und damit der Sieg des Lebens über den Tod gefeiert.

Doch genug des religiösen Exkurses. Kommen wir zum Hier und Jetzt.  Wenn dieser Tage ein Jungspund überhaupt noch in der Lage ist ein (Lager-)Feuer zu entzünden, dann geschieht das vorrangig aus nichtreligiösen Gründen. In unserer Region sieht das glücklicherweise noch anders aus. Ein Osterfeuer hat bei uns Tradition, es wird am Karsamstag ausgerichtet. Wie läuft das ab?

Die Jugendklubmitglieder wissen, was zu tun ist, räumen auf, bereiten vor, kümmern sich um die Amtsgänge und die Versorgung mit Bier und Bratwurst. Wobei letzteres generell der Pfeiler ist, auf dem der reibungslose Ablauf beruht. Aber Spaß bei Seite. Die Jungs kümmern sich um die Beschaffung des Brennholzes, fahren zig Mal in den Wald, schlagen Holz und karren es zum Ort des Geschehens.

Die Mädels sind derweil zum Aufräumen und Saubermachen eingeteilt. Dieses Jahr ist alles noch spontaner und kurzfristiger als die Jahre zuvor. Es kann ja auch niemand damit rechnen, dass Ostern immer so schnell um die Ecke kommt…

Geht es dem Wochenende entgegen, ist es wichtig, dass die Nachtwache ordnungsgemäß abgehalten wird. Denn es gibt die Tradition, dass die Jugend eines jeden Dorfes das aufgebaute Feuer mit Leib und Leben vor Bösewichten und Brandstiftern aus den Nachbardörfern beschützt. Man verbringt die Nacht, von Karfreitag bis zum Morgen des Karsamstages auf alten Sofas am kleinen Feuer neben dem großen Osterfeuer. Unterstützt wird das Ganze mit Unmengen von Schnaps und Bier. Man muss einfach wach bleiben und das Feuer der Nachtwache am Brennen erhalten, um dann, am nächsten Morgen, in seinen nach Qualm miefenden Klamotten die ersten Sonnenstrahlen zu begrüßen. Umgeben von alten Freunden und leeren Flaschen. Das ist wunderbar.

Nachdem der Samstag angebrochen ist, der Klub strahlt, das erste Probebier gezapft wurde und jeder seinen Posten besetzt hat, geht das Spektakel am späten Nachmittag los. Die Dorfbevölkerung rückt auf den Platz vor dem Jugendklub vor. Die Kinder suchen Osterkörbchen, sitzen am kleineren Feuer und machen Stockbrot. Der Bierwagen wird von durstigen Männern umzingelt und die Frauen stürzen sich auf die Bowle. Bricht der Abend herein, wird das große Osterfeuer entzündet. Die Feuerwehr steht parat, falls doch etwas passieren sollte.

Und immer, wenn ein Feuer entfacht wird, macht sich ein vertrautes Gefühl von Behaglichkeit, Zusammengehörigkeit und innerer Zufriedenheit breit. Wohl kaum ein Mensch kann leugnen, dass ihn Feuer nicht fasziniert. Ich meine, bei welchem Ereignis ist man gleichzeitig so von etwas gefesselt, während alle still sind und einfach nur den Anblick genießen? Da fallen mir nur die drei Sekunden ein, während der Sonntagsbraten auf den Tisch gestellt wird und noch niemand anfängt zu essen.

So startet dann der letzte Teil des Abends. Man lauscht dem Knistern des Feuers, sieht hunderte schillernder Rot- und Gelbtöne der Flammen und wird von der strahlenden Hitze durchgewärmt. Musik spielt im Hintergrund, Bier fließt aus dem Zapfhahn und erst, wenn das letzte bisschen Glut verglimmt ist, geht es nach Hause. Denn der Sonntag steht vor der Tür. Ostern geht in die finale Runde…

Klara Fall

Irgendwo im ostdeutschen Hinterland versucht sie zwischen Waldspaziergängen und Mopedschrauberei, den Sinn des Lebens zu finden. Wenn das mal nicht ganz glückt, wird der Kummer in Bier ertränkt und rumphilosophiert, während im Hintergrund die besten Hits der 80er laufen. Natürlich immer mit dem Ziel vor Augen am nächsten Katersonntag einen neuen Artikel zu schreiben.

Mehr vom Autor

Krautzone als Print – jetzt abonnieren!

Kampf gegen Staatsmedien und linken Einheitsbrei