Plant die EU ein Baumwollverbot?

23. Januar 2025
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Die EU will uns an die Wäsche. Zumindest laut einem Artikel, der für einige Furore sorgte und EU-Befürworter in Erklärungsnot brachte. Der Aufhänger: Baumwolle könnte in der EU bald verboten sein. Ob das tatsächlich stimmt und warum das eigentlich keine Rolle spielt.

Der Text, um den es konkret geht, stammt vom 27. Dezember vergangenen Jahres und wurde auf dem Modeportal „Fashion United“ veröffentlicht. Für Furore hat er jedoch erst nach den ruhigen Tagen zwischen den Jahren gesorgt. Zahlreiche Blogs, Netzredaktionen, sogenannte Faktenchecker und die Vertretung der EU-Kommission in Österreich haben sich nun zu Wort gemeldet und ihre Sicht auf die Dinge geschildert.

Der Vorwurf: Die Zielvorgaben der EU bezüglich der Wiederverwertungsfähigkeit von Kleidungsmaterialien müssten in Zukunft zu einem Verbot von Baumwolle führen. Das klingt zunächst nachvollziehbar. Immerhin hat sich die EU-Kommission in ihrer „EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien“ zum Ziel gesetzt, dass Textilerzeugnisse bis 2030 „größtenteils aus Recyclingfasern“ bestehen und wiederverwendbar sein sollen. Diese Vorgaben könne Baumwolle jedoch gar nicht erfüllen, da die Fasern zu klein und zu schwach seien, um vollständig zirkulär – sprich wiederverwertungsfähig – zu sein. Das Resultat wäre dann tatsächlich ein Verkaufsverbot von Bekleidung aus Baumwolle.

Aber, aber – werfen die Faktenchecker ein. Der Artikel stamme nicht von einem unabhängigen Journalisten, sondern von dem Partner „Fashion Power“; einer Firma, die sich auf die Produktion von Funktionskleidung aus wiederverwertetem Polyester spezialisiert hat. Und sie haben recht: Fashion Power käme ein Baumwollverbot oder auch nur die Debatte darum sehr gelegen. Denn im Falle eines Verkaufsverbots von Baumwollkleidung bliebe als Alternative neben Woll- vor allem Polyesterkleidung, wie sie Fashion Power praktischerweise herstellt.

Und auch die EU-Kommission versuchte nach dem Aufkommen der Vorwürfe schnell zu beschwichtigen. Es gebe keine EU-Vorschrift, die Baumwolle verbieten wolle, und es sei auch keine geplant. Zwar beziehe sich der Artikel auf die vom EU-Parlament 2023 angenommene „EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien“. Diese sei rechtlich aber gar nicht bindend und könne demnach von sich aus gar nicht zu einem Baumwollverbot führen.

Es ist also festzuhalten, dass Baumwolle von der EU gemäß der aktuellen Gesetzeslage auch in Zukunft nicht verboten wäre, dass die EU-Kommission beteuert, es sei auch zukünftig kein Verbot geplant, und dass der Artikel, der die Debatte ursprünglich losgetreten hat, von einer Firma stammt, die selbst ein Interesse daran hat, die Aufmerksamkeit auf Baumwollalternativen zu lenken. An dieser Stelle haben die Faktenchecker und viele andere Medien geendet. Wir können alle wieder beruhigt in unserem Baumwollschlafanzug schlafen gehen. Hier gibt es nichts zu sehen.

Aber das ist noch nicht das Ende. Denn ob ein Verbot von Baumwolle nun rechtlich bereits beschlossen ist oder nicht, ist eigentlich egal. So funktionieren die Europäische Union und die hinter ihr stehenden Gremien nicht. Der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker hat 1999 im Zusammenhang mit der Einführung des Euro beschrieben, wie die Kommission bei ihren Vorhaben vorgehe:

„Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“

Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die Europäische Kommission im aktuellen Fall genau in diesem Vorgehen gestört wurde. Denn warum sollte man ein Ziel beschließen, wenn es gar nicht rechtsverbindlich ist und auch nicht geplant ist, es später durch eine entsprechende Norm rechtsverbindlich einzuführen? Wahrscheinlicher scheint doch, dass die „EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien“ genau dieses Thema in den Raum stellen sollte und man erst einmal abwarten wollte, was passiert. Nur dass zum Leidwesen der EU-Bürokraten das Geschrei nun doch eine gewisse Größe erreichte, und das ironischerweise aufgrund eines Artikels, der wahrscheinlich eher für ein Umschwenken von Baumwolle auf Polyester werben wollte, anstatt die Bürger über die Vorgänge auf EU-Ebene zu stoßen.

Doch als sie darauf stießen, war der Aufschrei nicht mehr abzuwenden. In Deutschland, Österreich und der Schweiz beschäftigten sich Medien mit der Frage, warum die EU ihre Regulierungswut immer weiter ausbreitet, anstatt endlich mit der Entbürokratisierung zu beginnen. Von über 61.000 abgegebenen Stimmen bei einer Umfrage der Schweizer Zeitung „20 Minuten“ sind 83 Prozent gegen ein Baumwollverbot. Höchste Zeit für die EU-Kommission, Schadensbegrenzung zu betreiben. So veröffentlichte man schnell die Stellungnahme mit der Ankündigung, ein Baumwollverbot sei auch nie geplant gewesen.

Doch was wäre geschehen, wenn sich niemand über den Vorstoß der Richtlinie aufgeregt hätte? Hätte die EU-Kommission dann einfach Schritt für Schritt weitergemacht? Oder kommt das Baumwollverbot nichtsdestotrotz? Denn etwas anderes hat Jean-Claude Juncker im Zusammenhang mit der Euro-Einführung noch gesagt:

„Wenn es ernst wird, muss man lügen.“

Felix A. Cassel

Die rechtsphilosophischen Ideen Carl Schmitts sind für den Bonner Jurastudenten genau so wichtig wie sein Zweitname - auch wenn die Redaktion ihn zur Abkürzung zwingt. Anders als Schmitt schreibt er aber nicht „zu Juristen und für Juristen“, sondern übersetzt richterliche Entscheidungen der "BRD im Endstadium" für den einfachen Bürger - ein typischer "Rechts-populist" also.

3 Comments Leave a Reply

  1. Trotz glyphosat in der Baumwolle ist sie noch energetisch wertvoller als mehrfach Esther also Öl auf der Haut denn das raubt Energie also eher qualitativ höherwertige Kleidung aus energetisch höherwertigen materialen die dann auch mehrer Zyklen verwendet werden kann bevor es der Flohmarkt frisst…

  2. in den 50er Jahren war die Kleidun gröstenteils aus Baumwlloe.Wenn die Bekleidung beschädigt war oder Kinder aus der Kleidung herausgewachsen waren, wurden die wolle aufgezogen und der so gewonnene Wolfaden zu einem Wollkneul aufgerollt. Daraus wurden dann Strümpfe, Handschuhe, Mützen usw. gestrickt. Recycling kannte man schon früher

  3. Dann wählt die AfD. Die will sich von der EU entflächten. Solche Einmischungen, wie Baumwollverbot, Dieselverbot, etc. wären dann nicht mehr möglich.

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