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RKI-Files – Die Corona-Täter ringen um ihr Narrativ

27. März 2024

Es fühlt sich fast so an, als wäre es ein Menschenalter her, als vor ziemlich genau vier Jahren, am 17. März 2020, das bis dahin so ferne Coronavirus in Deutschland von einem „mäßigen“ zu einem „hohen“ Risikofaktor hochgestuft wurde. Die Folge waren verschiedene Maßnahmen zur Eindämmung des Virus wie 2G, 3G, Lockdowns oder gar die Erwägung einer Impfpflicht mit ungetesteten mRNA-Impfstoffen, die in manchen Einrichtungen und Berufen auch durchgesetzt wurde. Familien und Freundschaften sollten in den folgenden Monaten und Jahren über die Frage zerbrechen, wie gefährlich das Virus denn nun wirklich sei, und das Leben stand irgendwie still – leere Innenstädte, aufgekaufte Klopapierrollen, Masken überall.

Als Ungeimpfter – wie ich einer bin – durfte man zusätzlich noch das demütigende Nasebohren beim Testen, die Häme akademischer Besserwisser in Medien und Umfeld und die polizeiliche Schikane bei einigen Spaziergängen ertragen. Die Zeit ist mir so unangenehm in Erinnerung geblieben, dass mein Gedächtnis sie in weite Ferne rückte, obwohl sie gerade mal zwei bis vier Jahre her ist. Der Streit um die Verhältnismäßigkeit und Rechtmäßigkeit der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus spaltet das Land bis heute.

Bis heute werden die wenigen deutschen Journalisten, die eine kritische Haltung gegenüber dem Handeln der Regierung einnahmen, als „Querdenker“ verschrien. Einer dieser Journalisten ist Paul Schreyer, Mitherausgeber des Portals „Multipolar“. Er klagte gegen die Geheimhaltung der Protokolle des Krisenstabes des Robert-Koch-Instituts, deren Einstufung als „Verschlusssache“ eine Veröffentlichung verhindern sollte. Mit Erfolg – oder zumindest Teilerfolg, denn einige Stellen in den Dokumenten sind noch geschwärzt, aber auch dagegen wehren sich Schreyer und sein Team.

Doch auch wenn noch nicht alle Informationen zur Verfügung stehen, so sind die „RKI-Files“, wie die Dokumente genannt werden, hochbrisant und werden wohl dazu ausreichen, einige wichtige Befürworter der Maßnahmen wie Christian Drosten in Bedrängnis zu bringen. So zitiert der „Nordkurier“ etwa aus den stellenweise geschwärzten Unterlagen zur kritischen Phase der Entscheidungsfindung 2020:

„Am Wochenende wurde eine neue Risikobewertung vorbereitet. Es soll diese Woche hochskaliert werden. Die Risikobewertung wird veröffentlicht, sobald [geschwärzt] ein Signal dafür gibt.“

Wer das Signal gab, wird bis auf Weiteres unbekannt bleiben. Viel interessanter ist die Begründung hinter der Entscheidung: Aufgrund „steigender Fallzahlen“ und der „Dynamik“ wurden die Maßnahmen durchgeführt. Es stimmt zwar, dass die Fallzahlen rasant stiegen, aber das lag an der vermehrten Durchführung von Tests – die Positivquote, also der Anteil der positiv Getesteten, stieg gerade mal von sechs auf sieben Prozent in der Woche vor dem 17. März 2020.

Es wird schnell klar, warum die RKI-Files unter Verschluss gehalten werden sollten. In ihnen stehen wohl alle Beweise, die alle „Schwurbler“, „Covidioten“ und „Querdenker“ vor einigen Jahren benötigt hätten. Es ist Teil jener Regel, die in den Dunstkreisen der Maßnahmenskeptiker zum Meme avancierte: „Alles, was heute von offiziellen Stellen als Verschwörungstheorie und Geschwurbel abgetan wird, wird sich in ein paar Wochen oder Monaten bewahrheiten.“

Das war so, als die Bundesregierung wenige Wochen vor dem ersten Lockdown verkündete, jede Befürchtung eines solchen Maßnahmenpakets sei eine unbegründete Verschwörungstheorie, und es ist in Bezug auf die RKI-Files ebenso – die Begründung und die Rechtfertigung der Maßnahmen werden sich nicht halten können. Es wird noch einige Zeit dauern, ehe alle Ungerechtigkeiten der Corona-Zeit aufgearbeitet werden können, aber die RKI-Files und ihre (Teil‑) Veröffentlichung sind ein großer Fortschritt in dieser Hinsicht. Dass man sich ihrer nicht mehr erwehren kann, zeigt sich auch darin, dass Mainstreammedien wie das ZDF darüber berichten, als wäre es das Normalste der Welt – und vor allem dabei so tun, als wäre das Hinterfragen der Maßnahmen vor zwei Jahren nicht mit der Hetze der Journaille bestraft worden.

Ganz so einfach sollen die Verantwortlichen und aktiven Mitläufer nicht davonkommen – Jens Spahn und Karl Lauterbach als verantwortliche Minister, Christian Drosten und Kollegen als wissenschaftliche Rückendecker oder Meinungsmacher und Hofnarren wie Sarah Bosetti, die einen Teil der Bevölkerung mal lapidar als „Blinddarm der Gesellschaft“ bezeichnete, den es zu entfernen gelte. So leicht wird man ihnen das nicht vergessen – und dann wird Gerechtigkeit gefordert.

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…


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