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Schon wieder AfD

23. Juni 2022
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Hach, was soll man machen? Erst letzte Woche hatte ich in meiner Kolumne das Verhältnis der AfD zur unserer guten, ja sehr guten (!) Verfassungsschutzbehörde darzustellen versucht, nun wird die Partei wieder Thema meines Textes. Es geht mir, wie man sich denken kann, um den Parteitag in Riesa am vergangenen Wochenende. Begann er am Samstag doch einigermaßen ermutigend – nämlich mit der Wahl eines neuen, nicht mehr so stark vor den Medien katzbuckelnden Bundesvorstandes –, endete der Sonntag im Streit. Unnötigem Streit, wohlgemerkt.

Streitobjekt war eine Resolution zur Europapolitik, die Teile der AfD zu fahren gedenken. Darin heißt es im Grunde genommen sehr harmlos: Rückkehr zum „Europa der Vaterländer“, wie es den Nachkriegspolitikern Adenauer und de Gaulle vorschwebte. Das heißt in der Konsequenz: Rückbau und Kompetenzbeschneidung der Europäischen Union, wenn nicht gar die Auflösung derselbigen und Ersetzung durch eine andere, neue Organisation.

Was daran so schlimm sei, fragt sich der durchschnittliche KRAUTZONE-Leser. Das frage ich mich auch. Aber anscheinend gab es innerhalb des Bundesvorstandes, vor allem durch Alice Weidel (so zumindest berichtete es Hans-Thomas Tillschneider in einem Podcast mit Götz Kubitschek), Widerstand gegen diese Resolution, obwohl sie von vielen bedeutenden Parteimitgliedern lagerübergreifend ausgearbeitet worden war. Hauptkritikpunkt sei, neben anderen fadenscheinigen Gründen, die Formulierung „Globalisten“ im Text. Der Streit wurde so hitzig, dass der Parteitag abgebrochen werden musste – sehr zur Schadenfreude der Hyänenpresse (die übrigens, ziemlich basiert, nicht allzu offenherzig behandelt wurde: So gab es beispielsweise kein WLAN für Pressevertreter…).

Tja, nun, was das soll, fragt man sich. Erst letzte Woche hatte ich für unbedingte Geschlossenheit plädiert (nicht, dass ich glaube, irgendeiner der AfD-Politiker würde meine Texte lesen), und jetzt das. In Bezug auf die Presse lässt sich im Grunde genommen nur die gleiche Strategie wie gegen den Verfassungsschutz fahren: Keine Kompromisse, keine Anbiederung, keine Kriecherei. Sie wollen die Partei weghaben, also warum die ganze Farce? Wem nützt ein im Streit vorzeitig aufgelöster Parteitag? Warum um alles in der Welt tut sich diese Partei – oder besser gesagt: ihre Führungsriege – so schwer, endlich mal einen Schritt in die richtige Richtung zu wagen?

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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