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Schulen: Privat statt Staat!

31. Juli 2022
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Von Hans-Peter Hörner

„Wendest Du Dich mit einem Problem an den Staat, dann hast Du zwei“, sagt ein italienisches Sprichwort. Daran ist auch bezüglich der Schulbildung in Deutschland viel Wahres. Besonders auffällig sind staatliche Schulen, wenn es um Lehrkräftemangel, Unterrichtsausfälle, links-ideologische Pädagogikexperimente und mangelhafte Lernmittel- und Gebäude-Infrastruktur geht. Also eigentlich in allen wichtigen Bereichen, denn die Vernachlässigung des Bildungsthemas durch die Politik trägt jetzt erst ihre reichhaltigen faulen Früchte. Das kurz vor dem Kollaps stehende deutsche Schulsystem verführt bildungsbewusste Eltern aktuell deshalb vielleicht nicht gerade dazu, ihre hoffnungsvollen Sprösslinge in die Obhut der von öffentlicher Hand geführten Schulen zu geben. Bleibt nur die Privatschule als Alternative.

Wie das gut funktioniert, zeigen uns die freiheitsliebenden Niederlande. Dort sind, unter anderem weil es einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf 100 Prozent staatliche Subvention gibt, weit über 70 Prozent aller Schulen privat. Damit ist Holland Spitzenreiter im europäischen Vergleich. Die hohe Lernqualität zeigt sich darin, dass die Niederländer im europäischen Vergleich bei den PISA-Studien ganz vorne liegen. Die vorherrschende pädagogische Freiheit der Schulen wird allerhöchstens durch eine allgemeine Aufsichtsfunktion des Bildungsministeriums eingeschränkt. Die angestellten, nicht verbeamteten Lehrer gehören mit 34.000 bis 69.000 €uro und einem Steuersatz von 38 Prozent in den Niederlanden zu den Gutverdienern. Dies sowie die Selbstentscheidung über die Stoffmenge des Unterrichts und die Inhalte durch die Privatschulen selbst, sorgt bei den Lehrkräften und der Schülerschaft gleichermaßen für hohe Leistungsbereitschaft und Motivation.

Zum Erfolgskonzept der Privatschulen gehört vor allem, dass sie Bildung wieder zu einer guten Investition machen, die sich für alle Beteiligten bestens auswirkt. Die Schüler profitieren von der vorherrschenden eher persönlichen Atmosphäre, einer breiteren Entfaltungsmöglichkeit und dem Unterricht und Lernen in kleineren Klassen. Es wird in kleinen Klassen gearbeitet, Leistungsdruck wird als solcher gar nicht sonderlich wahrgenommen, mehr Motivation macht sich breit und die Entdeckung eigener Stärken und Interessen eröffnet durch bessere Abschlüsse und Zukunftsperspektiven mehr anschließende Chancen. Bilingualer Unterricht ist in der Regel kein leeres Wort, international anerkannte Abschlüsse werden auf dieser Basis problemlos möglich. Der persönliche, individualisierte Umgang zwischen Schülern und Lehrkräften hilft zwar nicht über die Notwendigkeit des Lernens hinweg, eröffnet aber auch die Förderung von Interessens- und Begabungsschwerpunkten im sportlichen oder musikalisch-kreativen Bereich.

Auch die Lehrer sind an Privatschulen deutlich besser aufgehoben, weil sie von einem Großteil der administrativen Aufgaben, die an den öffentlichen Schulen gang und gäbe sind, entbunden werden. Andere Vorteile sind ein Mehr an Freiraum in der Unterrichtsgestaltung und ein Mehr an Motivation durch ständige Weiterbildung und Weiterqualifizierung. Dazu kommt der natürlich leistungsabhängig sichere, aber auch ortsgebundene Arbeitsplatz. Das alles freut Eltern und die Wirtschaft gleichermaßen: Gibt es doch qualifizierten Nachwuchs, der in guten pädagogischen Händen war.

Überhaupt kann man sich den Vorteilen, die Privatschulen bieten, schwer entziehen: Zum einen ist es das vielfältige Lernangebot dank differenzierter pädagogischer, weltanschaulicher und an den Bedürfnissen der Schüler orientierter Profile, zum andren gibt es viel effizientere Anpassungen der Privatschulen an gesellschaftliche und technische Entwicklungen sowie neue gesellschaftliche Rahmenbedingungen, weil privatwirtschaftlich initiativ gehandelt wird und nicht behördlich behäbig. Privatschulen bieten zudem zeitgemäße Bildungskonzepte auf höchstem Niveau und machen, um im Wettbewerb gut bestehen zu können, außerschulische Aktivitäten durch eine Vielzahl von Betreuungsangeboten möglich. Das fördert bei den Schülern das soziale Engagement und ein aktives Miteinander. Klare Werte und Orientierungen werden auf der Basis des Wertekanons der Trägerschaft angeboten und vermittelt. Es gibt auch keine „zwangsversetzten“ Problemlehrer, sondern die Privatschule entscheidet selbst über die Einstellung und Zusammensetzung ihres Lehrpersonals. Mit der stets ausreichenden Anzahl von angestellten Lehrern gibt es auch wenig bis keine Unterrichtsausfälle. Weswegen wohl das Statistische Bundesamt schon 2020 meldete: „Seit fast drei Jahrzehnten besuchen immer mehr Schülerinnen und Schüler in Deutschland private Schulen – in absoluten Zahlen wie auch anteilig. […] Im Schuljahr 2018/19 gab es in Deutschland […] 5.811 allgemeinbildende und berufliche Privatschulen. Im Schuljahr 1992/93 gab es nur 3.232 Privatschulen.“

Damit nahm die Zahl der privaten Schulen in Deutschland von 1992 bis 2019 um 79,8% zu. Und das obwohl oft genug die hohen Kosten für Privatschulen als Gegenargument ins Feld geführt werden. Doch das Privatschulgeld liegt im Rahmen dessen, was das Bundesverfassungsgericht 1994 als Größenordnung aufrief, nämlich etwa – laut „Magazin Schule“ – zwischen 150 und 180 Euro monatlich pro Kind und Haushalt. Schon 1987 hatte das BVfG festgestellt, dass „das Grundgesetz [verhindern solle], dass private Ersatzschulen „Standes- oder Plutokratenschulen“ würden. Gleichwohl ist „das Recht eines jeden, private Schulen zu gründen oder die Kinder auf eine solche Schule schicken zu dürfen“ im Grundgesetz Artikel 7 (4) der Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben. Mit dieser verfassungsrechtlichen Garantie und der höchstgerichtlichen Entscheidung wird auf jeden Fall eine prinzipielle Schulgelddeckelung festgesetzt.

Man sollte beim Abwägen all der finanziellen Dinge auch nicht übersehen, dass der Schulbesuch an den staatlichen Schulen ebenfalls kostet. 2012 berichtet eine Focus-Journalistin: „Ein Schuljahr lang notierte ich alle Ausgaben für Schule und Unterricht: vom Heft bis zur Turnhose, vom Mensa-Essen bis zum Schulrucksack. Die Gesamtsumme – nicht repräsentativ und trotzdem stellvertretend für viele – beläuft sich auf stolze 2.883 Euro. Zusätzlich, unbezahlbar: 330 Schulbrote, elf Kuchen für diverse Schulfeste und ganz viel Trost und Zuspruch, wenn es einmal nicht so gut in der Schule lief.“ Dazu kommen 7.300 Euro, die die öffentliche Hand beispielsweise 2017 im Schnitt „pro Schüler und Jahr für Personal, Schulgebäude und Lehrmittel“ zahlt.

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