Syrische Asylanten – CDU will mit Remigrationsforderung punkten

11. Dezember 2024
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Was für ereignisreiche Wochen doch nun hinter uns liegen, insbesondere wenn der Blick nach Syrien gerichtet wird: Waren die Fronten über die Jahre hinweg doch recht ruhig, so zerbrach die Macht des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad innerhalb weniger Wochen wie ein Kartenhaus. Am 27. November startete die islamistische Miliz Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) zusammen mit der von der Türkei unterstützten Syrischen Nationalen Armee (SNA) eine Großoffensive, infolge der am 1. Dezember Aleppo erobert wurde und die durch die Einnahme von Damaskus eine Woche später, am 8. Dezember, ihr Ende fand; Assad floh derweil nach Moskau.

Was nun kommt, weiß keiner genau. Die noch miteinander verbündeten Rebellen könnten sich bald gegenseitig zerfleischen, während Israel gerade in diesem Moment Teile des Landes für die Errichtung einer „Pufferzone“ besetzt. Für die religiösen Minderheiten Syriens, also alle diejenigen, die nicht dem sunnitischen Islam folgen, könnte das Leben unter der Herrschaft der neuen Macht alles andere als leicht werden. Wie meine Kollegin Reinhild bereits berichtete, wird die HTS in Deutschland als Terrorgruppe eingeordnet; der Chef der HTS, Dscholani, war zuvor Anführer der terroristischen al-Nusra-Front – schon merkwürdig, dass solche Leute im Westen als „Befreier“ gefeiert werden. Gewiss, Assad hat mit eiserner Faust regiert – doch wird es unter den islamistischen Milizen anders sein?

Kaum dass Damaskus gefallen ist, feiern unsere syrischen Gäste auf deutschen Straßen: Sei es in Berlin, Hannover, Duisburg – in so gut wie jeder (verwahrlosten) Großstadt der BRD waren die Exilsyrer im Jubeltaumel. Schön für sie! Und das meine ich durchaus ernst: Ich möchte meine Heimat nicht missen, schon gar nicht, wenn dies eher unfreiwillig und über mehrere Jahre hinweg geschieht. Sobald ich die Möglichkeit hätte, meine geliebte Heimat wiedersehen zu können, wollte ich sie beim Schopfe packen – und ich kann doch davon ausgehen, dass es den Syrern ähnlich geht? Schließlich muss das Land wiederaufgebaut werden, und wenn wir Deutschen es nach dem Zweiten Weltkrieg geschafft haben, der wesentlich verheerender war als der syrische Bürgerkrieg, so sollten das die Syrer doch auch mit ihrem Land schaffen, zumal wir hier in Deutschland so viele von ihren Fachkräften beherbergen. Wer sonst soll Damaskus, Homs und Aleppo wieder in lebenswerte Städte verwandeln?

Die konservativen™ Kräfte in diesem Land, also vor allem die in der CDU, wittern jetzt auch ihre Chance und eröffnen die Debatte über die Rückführung jeder Menge Syrer zurück in ihre Heimat – gegen Anreize wohlgemerkt. So berichtet der „Spiegel“: „Unionspolitiker fordern, nach Deutschland geflohene Syrer bei der Heimkehr zu unterstützen.“ Der Fraktionsvize der Union, Jens Spahn, schlage vor, die Leute mit gecharterten Flügen und 1.000 Euro „Startgeld“ in ihre Heimat zurückzuschicken. Er sagte weiter: „Wenn sich im Heimatland die Dinge normalisieren, stabilisieren, wenn es dort Perspektive gibt, dann gibt es die Erwartung, auch zurückzukehren. Aber das wird man sicherlich erst in einigen Tagen und Wochen beurteilen können.“

Nun, dass ich die CDU nicht besonders gut leiden kann, habe ich ja in mehreren Kolumnen schon mal zum Besten gegeben, aber diese Masche ist mehr als durchschaubar: Wie ein Geschenk vom Himmel erfolgte der Fall Assads ein paar Monate vor der Bundestagswahl, sodass die Union ihren Umfragevorsprung mit solchen „harten“ Forderungen noch ausbauen könnte, indem sie konservative und rechts angehauchte Wähler mit diesem Gesülze einlullt. Denn unter Kanzler Merz wird sich natürlich nichts ändern: Die Syrer bleiben hier, weil irgendein Grund gefunden wird, dass Syrien dann doch nicht sicher ist – vielleicht sind die Rebellen nach der Wahl plötzlich doch Islamisten, zu denen man keine Leute hinschicken kann. Vielleicht ist das dann der Grund, warum sogar noch mehr Syrer nach Deutschland kommen sollten!

Und, lieber Leser, beachte die Argumentationsweise des Jens Spahn: Er stellt das Interesse der Syrer in den Vordergrund, nicht das der Deutschen. Dass diese eventuell ihre Heimat behalten und nicht zur Minderheit im eigenen Land werden wollen, was Grund genug wäre, jeden einzelnen Syrer wieder nach Hause zu schicken, fällt dem Mann von der Union nicht ein.

Und dann: die Linksradikalen. Die sind außer sich, dass man überhaupt an Abschiebung und Remigration denkt – nach dem Sturz des Mannes, vor dem die Leute ja angeblich „geflohen“ sind. Der Linken-Politiker Jan van Aken bezeichnete „alle, die jetzt anfangen, über Abschiebung nach Syrien zu reden als verkommene Drecksäcke“.

Es ist ja schließlich Rassismus, Recht und Gesetz anzuwenden. Na gut, diesen Hut setze ich gerne auf, während ich unseren Gästen eine gute Heimreise wünsche. Aber mal ernsthaft: Es ist schon interessant, wie hartnäckig einige Linke sich weigern, sie wieder zurückzuschicken, wo es doch wirklich allen Beteiligten nur nützen würde: Die Syrer könnten ihre Heimat aufbauen, und die Deutschen bekämen ein Stück der ihrigen wieder. Es wirkt fast so, als wäre es ihnen nie darum gegangen, den Syrern zu helfen, sondern darum, Deutschland so gut es geht zu schaden…

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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