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Verschwindet „Coach Red Pill“ im Arbeitslager?

2. August 2023
in 3 min lesen

Gonzalo Lira, ein chilenisch-amerikanischer YouTuber, der bis vor gut einem Jahr noch als „Coach Red Pill“ bekannt war, ist in der Nacht auf gestern kurzzeitig wieder aufgetaucht, nachdem er einige Monate in ukrainischer Gefangenschaft verschwunden war. Anfang Mai publizierte die ukrainische Regierung ein musikalisch unterlegtes Propagandavideo seiner Verhaftung in seiner Wohnung in Charkiw, auf dem man sieht, wie ein Militärtrupp in voller Montur ihn an der Wohnungstür mit Maschinengewehren und den Worten „Welcome to Ukraine“ begrüßt.

Lira betätigte sich von 2017 bis knapp vor Anfang des Krieges als eine Art Anti-SJW-YouTuber, gar nicht so unähnlich meinereinem. Er trat recht paradiesvogelhaft auf, filmte sich mit mehreren Kameras gleichzeitig aus unterschiedlichen Winkeln und schnitt zwischen diesen hin und her wie in einem Interview, während er über Feminismus, Massenmigration oder gegen Ende auch Covid sprach. Vor seiner Vlog-Karriere verdingte er sich als Romanautor, schrieb mehrere Agententhriller, die sich gar nicht schlecht verkauften, und half lustigerweise sogar bei der Story des Videospiels „Soldier Of Fortune“ mit (Q2), einem der ersten so richtig harten Metzelspiele, die es überhaupt gab, und mit Abstand das erste, das damals in meinem Kinderzimmer landete.

Ende 2021 riet er seinen Zuschauern in einem Video, den Westen zu verlassen, da er diesen aus mehreren Gesichtspunkten, allen voran der Covid-Politik, in Begriff sah, in den Totalitarismus gestürzt zu werden.

Eine Aufforderung, der er auch selber nachkam, wie ein Blick in die Videobeschreibung verrät: Das Video entstand in Charkiw, der ostukrainischen Stadt, in der er auch verhaftet werden sollte. Die Familie seiner Frau lebt in dieser Region der Ukraine, weshalb sie sich entschlossen hatten, mit ihren Kindern dorthin zu ziehen.

Als der Krieg dann ausbrach, befand er sich gerade geschäftlich in einem großen Hotel in Kiew, aus welchem er prompt begann, kleine Clips auf Telegram zu veröffentlichen: Bombenalarme, provisorische Luftschutzmaßnahmen im Hotelkeller und vor allem: westliche Journalisten. Letztere filmte er nicht nur, sondern rückte ihnen, wie es sich gehört, pöbelnd auf die Pelle und beschimpfte sie als Systemschweine. Diese beschwerten sich dann offenbar bei der Hotelleitung, woraufhin Lira auf die Straße gesetzt wurde.

Daraufhin machte er sich auf den Weg zurück in den Osten des Landes, nach Charkiw. Von dort aus brachte er gut ein Jahr mit Streams zu, die meist den Krieg behandelten und nicht sonderlich schmeichelhaft für die ukrainische Regierung und den Westen ausfielen. Insgesamt zweimal wurde er verhaftet, das erste Mal ließ man ihn vorerst wieder mit der Anweisung ziehen, bis zur juristischen Klärung nicht das Land zu verlassen. Beim zweiten Anlauf wurde es dann weitaus düsterer.


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In seinem 25-teiligen Thread und drei YouTube-Videos (hier, hier und hier) berichtet Lira von der Missachtung basaler Rechte, wie das auf einen Anwalt oder seine Kaution zahlen zu dürfen, und von Folter. Die Folter, so Lira, sei nicht aus Rache erfolgt, sondern weil man ihn um Geld erpressen wollte, was letztlich auch von Erfolg gekrönt war: Um insgesamt 100.000 Euro erleichterte man ihn nach eigener Aussage. Die Methoden umfassten, neben natürlich exzessiven Schlägen, die in Rippenbrüchen, Prellungen und Blutergüssen resultierten, das Auskratzen der Sklera, des weißen Teils seines Augapfels, während man ihn spöttisch fragte, ob ihm ein Auge zum Lesen noch reichen würde.

Nun also ist er wieder auf freiem Fuß, oder, wie man leider vermuten muss: Er war es. In seiner Rückmeldung erzählte er, auf Kaution freigelassen worden zu sein und am heutigen Tag eigentlich seinen Prozess antreten zu müssen, von dem ihm versichert worden sei, er würde in fünf bis acht Jahren Arbeitslager münden. Deshalb machte er sich auf zur Grenze nach Ungarn, dem westlichen Land, dem er noch am ehesten zutraute, ihn nicht einfach auszuliefern. Der Weg nach Russland war ihm von ukrainischer wie russischer Militärpräsenz an der Grenze versperrt, so Lira.

Er kündigte an, sich binnen zwölf Stunden nach der Absetzung der Posts wieder zu melden – gelinge ihm dies nicht, sei er wahrscheinlich auf dem Weg ins Arbeitslager, in welchem er, schwer herzkrank, erwarte, auch zu sterben. Inzwischen ist sein Thread mehr als doppelt so lange her, und es gab keine Rückmeldung mehr. Man rufe sich ins Gedächtnis: Die Amis müssten wohl nicht mehr als einen Anruf tätigen, um ihren Bürger da rauszuholen, tun dies jedoch nicht, weil ihnen wohl auch ganz recht sein wird, dass ein ideologischer Feind verstummt. Wie Lira selbst anmerkt: Wäre er nur eine drogensüchtige Transe, wie der Basketballspieler, der in Moskau mit Drogen erwischt wurde und vor einigen Monaten gegen den berüchtigten Waffendealer, den Nicolas Cage in „Lord of War” spielt, ausgetauscht wurde.

Shlomo Finkelstein

Shlomo Finkelstein wollte immer schon irgendwas mit Hass machen. Seit 2015 erstellt er als "Die vulgäre Analyse" Videos, und seit 2019 zusammen mit Idiotenwatch den Podcast "Honigwabe".

Belltower News schreibt über ihn: "Da er vorgibt, sein Hass sei rational begründet, sind besonders junge Menschen der Gefahr ausgesetzt, die Thesen für bare Münze zu nehmen und sich so zu radikalisieren."

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