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Verschwörungstheorie und Praxis

23. Februar 2022
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Als wir Ende letzten Jahres den ehemaligen österreichischen Vizekanzler HC Strache in der „Honigwabe“ zu Gast hatten, kamen wir auch auf seine Einladung zu den Bilderbergern zu sprechen. Eingangs erzählte er davon, wie man ab und an herausfinde, dass manche Verschwörungstheorie auch eine gewisse Praxis haben könnte. Die heiße Phase im Konflikt um den UN-Migrationspakt stand gerade an, als diese Offerte auf seinen Tisch flatterte. Er lehnte ab und machte dies öffentlich. Im selben Zeitraum war zu beobachten, dass in aller Welt, wie auch in seinem politischen Umfeld in Österreich, einer nach dem anderen seine Meinung zum Pakt abrupt zum Positiven änderte. So auch Kanzler Kurz, dem von Straches Seite die Aufkündigung der Regierung angedroht werden musste, um Österreichs Unterschrift auf dem Papier zu verhindern.

Letztes Jahr erfreute sich eine „von Wissenschaftlern erarbeitete“ Rangliste von Verschwörungstheorien medialer Beliebtheit. George Soros, der große Austausch und die Homosexualitätsglorifizierung der Filmbranche finden sich dort, jenseits der „antisemitischen Schwelle ohne Wiederkehr“, auf der gefährlichsten und am weitesten der Realität entrückten Ebene, zusammen mit jüdischen Weltraum-Lasern. Ich frage mich, wie es sich anfühlen muss, wenn deine politische Agenda als globalistischer Weltverbesserer den Medien so genehm und gleichzeitig dem Normalsterblichen so zuwider ist, dass dein bloßer Name in den Rängen der schädlichsten Verschwörungstheorien gehandelt wird.

In den gefährlichen Gefilden dieser Liste finden sich sowohl Dinge, die nicht einmal eine Verschwörungstheorie – sondern schlicht und ergreifend wahr sind (zum Beispiel die mediale Bewerbung von Transsexualität), Dinge, die man in Richtung Verschwörungstheorie interpretieren könnte und die dennoch wahr sind (unter den absurdesten und schlimmsten sieben Stück ist etwa der Deep State aufgeführt), sowie völlig Absurdes wie Reptiloidenherrschaft oder die flache Erde. Sie illustriert insofern recht gut, wie man von Medienseite mit dem Wort „Verschwörungstheorie“ umgeht: Es ist eine Waffe, mit der sich unangenehme Wahrheiten einfach mit dem Stigma von völligem Blödsinn sowie dessen irren Vertretern verquicken lassen. Diese wiederum weisen uns in Richtung der realen Gefahren von VTs: Sie tendieren dazu, Leute, die sich zu obsessiv mit ihnen beschäftigen, in den Wahnsinn zu treiben.

Denn wenn man, vielleicht sogar tatsächlich und nicht nur eingebildet, hinter eine Lüge blickt, die groß genug ist, kann sich der Verstand erst mal für so ziemlich alles öffnen, was die Welt wieder stimmig erklärt. Es wird wohl kein Zufall sein, dass viele nicht nur ein oder zwei, sondern gleich einen ganzen Aktenschrank auf den ersten Blick unzusammenhängender Theorien ihr Eigen nennen: Flache Erde, Chemtrails, Aliens. Und nicht nur kann die eigene Rationalität von zu tiefem Blicken in den Abgrund getrübt werden, man wird gleichzeitig zum Optics-Albtraum fürs eigene politische Lager. Es ist nicht nur die Absurdität der Theorien selber, vielleicht sogar noch mehr ist es der religiöse Eifer und die Besessenheit, die oftmals zutage tritt, die solche Leute zum willkommenen abschreckenden Beispiel machen.

Gleichzeitig müssen auch wir darauf achten, nicht in gegenteiligen Dogmatismus zu verfallen, der in meinen Augen mehr als erreicht ist, sobald bei Schwab und Soros automatisch abgewunken wird. Um ernsthafte Fragen zu haben, wenn eine gefühlte Hälfte aufstrebender Politiker die Kaderschmiede des Weltwirtschaftsforums durchlaufen hat, wie Baerbock und Cem Özdemir, oder, wie die von Baerbock jüngst ins Auswärtige Amt gehievte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan, als „Agenda Contributor“ für das WEF Artikel über „gesellschaftlichen Umbruch“, „große Transformationen“ oder „Covid als Chance für Gesellschaftswandel“ geschrieben haben, muss man nun mitnichten einen an der Waffel haben. Aus diesem unguten Gefühl, das einem manchmal dabei kommt, sich mit solcherart Dingen zu befassen, spricht nämlich nicht die Stimme der Vernunft. Sondern die von Konditionierung durch die ständige Gleichsetzung von ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Sumpf der Politik mit jüdischen Weltraum-Lasern.

Shlomo Finkelstein

Shlomo Finkelstein wollte immer schon irgendwas mit Hass machen. Seit 2015 erstellt er als "Die vulgäre Analyse" Videos, und seit 2019 zusammen mit Idiotenwatch den Podcast "Honigwabe".

Belltower News schreibt über ihn: "Da er vorgibt, sein Hass sei rational begründet, sind besonders junge Menschen der Gefahr ausgesetzt, die Thesen für bare Münze zu nehmen und sich so zu radikalisieren."

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