Wehrpflicht? Gebt mir ein Gewehr!

13. März 2025
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„Wehrpflicht!“, hallt es durch die späte Bundesrepublik. Während die Boomer und Greise eifrig nicken, schweigt die Jugend eisern und grimmig. Hier, inmitten dieser kultur- und geschichtspolitischen Wüste, schafft es nicht mal ein heraufbeschworener Russensturm, den Widerstandswillen zu wecken. Dabei war Deutschland immer Frontstaat. Die Geschichte unserer Nation ist die des Eisens: Von der sagenumwobenen Varusschlacht über das Lechfeld bis hin zum Leipziger Umland und dem Berliner Stadtgebiet. Von der Heiligen Lanze, den unzähligen Burgen, der Waffen- und Rüstungsmacherkunst über das Zündnadelgewehr bis hin zum Düsenjäger. Von den germanischen Stammeskriegern, Panzerreitern, Rittern, Landsknechten, Musketieren bis hin zu den Stoßtruppkämpfern. Kaum ein Land hat so eine kontinuierliche und vielfältige Militärtradition wie wir. Wie konnte es also so weit kommen, dass die grundlegende Frage nach Pflicht und Verweigerung auf der Tagesordnung steht – und das vor allem bei Rechten?

Diese Frage ist rhetorisch gemeint, wir alle wissen hinlänglich, wer und was uns auf jenen Pfad geführt hat, der nicht nur in Sachen Identitätsfindung eine Sackgasse darstellt, sondern auch ein bezeichnendes Bild des politischen Handlungs(un)willens abgibt. Mein lieber Kollege Vesargo hat in seiner gestrigen Kolumne nachvollziehbar gegen eine Wehrpflicht argumentiert. Er hat die gefährliche Zwickmühle offengelegt, in der sich rechte Männer befinden: Einerseits will man seinem Vaterland dienen und sich in die Traditionslinie einreihen, in der der Vater, Großvater und Urgroßvater bereits standen. Kind eines Landes und Bürger eines Staates zu sein, bringt Rechte, aber auch Pflichten.

Welche Pflicht könnte da ehrenvoller sein als die der Wehrhaftigkeit? Das alles wäre nicht diskutabel, hätte man uns nicht das Vaterland derart vergrault. An dessen Stelle thront die Spät-BRD, eine Art Verwaltungseinheit für über 80 Millionen Steuernummern, deren historischer Auftrag es zu sein scheint, all das gründlich und nachhaltig zu beseitigen, was an das echte, das geheime, das heilige Deutschland erinnert. Dieser Staat ist die Manifestation der linksextremen Parole: „Wer Deutschland nicht liebt, hat Deutschland verstanden.“ Dafür also dienen? Nee, lass mal. Zack. Fertig. Damit könnte ich an dieser Stelle einen Strich unter meine Kolumne machen und wäre nicht einen Millimeter von der Position Vesargos abgewichen. Denn im Grundsatz teile ich sie.

Aber ich will den Komplex Wehrpflicht mal von einer anderen Seite betrachten. Ich glaube nämlich, dass es sich (junge) Rechte zu leicht machen, wenn sie mit Verweis auf dieses Deutschland den Dienst an der Waffe kategorisch ablehnen. Gesetzt, dass eine konservative Regierung die Verantwortung übernimmt und das Land vom Kopf auf die Füße stellt – mit allen kultur-, geschichts-, sozial- und wirtschaftspolitischen Implikationen, die erforderlich wären –, würden sich dann scharenweise junge deutsche Männer freiwillig zum Wehrdienst melden? Würden sie, im Falle einer dann wiedereingeführten Wehrpflicht völlig vorbehaltlos rund ein Jahr ihrer besten Zeit an den Nagel hängen?

Wir reden viel über das Ja und Nein zur Wehrpflicht, aber praktisch gar nicht über die sinnvolle Beschaffenheit dieser Pflicht. Dabei ist diese Frage umso wichtiger, da wir seit drei Jahren einem konventionellen Krieg praktisch per Liveschaltung beiwohnen können. Dieser Krieg wird von zwei Nationen ausgefochten, deren demografisches Problem dem unseren ähnelt. Alles in allem ist dieser Krieg anachronistisch: Schützengräben und tagelanges Artilleriegewitter auf der einen Seite, Kampfdrohnen und präzise Aufklärungsdaten auf der anderen Seite. Wann und wo auch immer der nächste Krieg stattfinden wird, an dem unser Land direkt beteiligt ist: Er wird wohl genauso aussehen.

Wie auch in der Ukraine wird das durchschnittliche Alter unserer Soldaten wesentlich höher sein, als das noch vor 100 Jahren der Fall war. Die Verluste in den Reihen derjenigen, die jetzt zwischen 35 und 50 sind, werden die 20- bis 35-Jährigen nicht auffüllen können. Auch muss Klarheit über die Frage herrschen, ob Frauen Teil der kämpfenden Truppe sein sollen. Erfahrungen aus der Ukraine beweisen, dass die daraus resultierenden Gruppendynamiken problematisch sind. Neben ethischen Erwägungen ist im Bundeswehralltag ein stetiger Anlass zum Ärgernis, dass beim Vorweis körperlicher Fitness mit zweierlei Maß gemessen wird. Man sollte sich in dieser Frage also grundsätzlich ehrlich machen, bevor man einen verpflichtenden Wehrdienst für alle fordert.

Neben der Frage, ob die Wehrpflicht in einem guten Deutschland also Männer und Frauen gleichermaßen betrifft, sollte auch ein weiterer Sachverhalt grundlegend auf den Prüfstand: Müssen junge Männer für neun bis achtzehn Monate wirklich ihrem Umfeld entrissen und kaserniert werden, oder lässt sich diese starre Struktur nicht aufbrechen, indem etwa der Beschulungsplan ausgemistet wird und auch der Routinedienst gründlich überdacht wird? Ein vernetztes, unter Umständen voll urbanes und vom Feind komplett aufgeklärtes Schlachtfeld verlangt einen anderen Typus von Soldaten.

Man muss ihn dafür nicht erfinden oder aus Mett kneten. Die Theorie des vor allem durch rasch mobilisierbare Miliztruppen zu führenden Verteidigungskrieges wurde bereits geschrieben. Denn die Ukraine hat uns ja gezeigt, wie wichtig die rasche und unkomplizierte Aktivierung von Personal und Ressourcen ist, wenn, methaphorisch gesprochen, die Sturmglocke läutet. Es braucht dann Männer, die ebenso geistesgegenwärtig zum Gewehr greifen wie zum Verbandskasten, zum Schweißbrenner oder zum Drohnenjoystick. Der Wehrdienst in einem besseren Deutschland muss das berücksichtigen und statt Bürokratiechaos und sinnloser Schikane die perfekte Verzahnung von zivilen und militärischen Aufgaben anstreben.

Die identitätsstiftende Aufgabe des Wehrdienstes für Generationen junger Männer ist unbestritten, aber gerade weil die demografischen Verhältnisse so sind, wie sie sind, ist es volkswirtschaftlich unverantwortlich, jedes Jahr Hunderttausende Volljährige dem Ausbildungs- und Berufsleben zu entziehen. Die Phasen der Kasernierung müssen verkürzt werden, dafür muss die Bereitschaft der Reservisten erhöht werden, indem mehr und regelmäßiger trainiert wird.

Auch muss klar sein, was „Pflicht“ eigentlich bedeutet: Vesargo hat seinen Unmut über Pazifisten bekundet. Man kann das so sehen. Man kann aber auch anerkennen, dass es immer Mitmenschen geben wird, die nicht an der Waffe dienen wollen. Sollen sie es dann trotzdem? Ich denke nicht. Aber ich halte einen verpflichtenden Ausweichdienst, wie den populären Zivildienst, ebenfalls für problematisch. Über Jahrzehnte schöpfte die Pflege- und Betreuungsindustrie billigste Arbeitskräfte aus diesem Reservoir. Hier zeigt sich eine weitere aufschlussreiche Differenz zwischen Jung und Alt. Alte Deutsche sehen es nicht nur als selbstverständlich an, dass die jungen Deutschen für Deutschland – das Deutschland der Alten – an der Waffe dienen. Sie nehmen auch die Armee an jungen Pflegekräften als etwas Selbstverständliches hin. Damit muss Schluss sein.

„Selbstverständlichkeit“ ist ein gutes Stichwort, um endlich zum Ende meiner Ausführung zu kommen. Je gesünder die innere Verfasstheit einer Nation ist und je unhinterfragter die Identität, desto selbstverständlicher fügt sich der Bürger seinen Pflichten. In den letzten Jahrzehnten fielen diese Selbstverständlichkeiten wie Dominosteine, die maßgebliche Schuld daran tragen die beiden großen Rentnerparteien, die Vertreter des elendigen Sozialdemokratismus. Aber auch diese Zeit wird einmal vorbei sein. Statt an morgen, wollte ich also mal den Versuch wagen, an das Übermorgen zu denken.

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

6 Comments Leave a Reply

  1. @PCL: das du als Jäger eine Waffe aber überhaupt haben darfst musst du trotzdem bei der öffentlichen Verwaltung beantragen. Du nennst es anders, das Problem bleibt.

  2. @Abcschtze Ein Jagdschein und ein Waffenschein sind zwei unterschiedliche Dinge. Ich besitze Lang- und Kurzwaffen nur mit einem Jagdschein, da brauche ich keinen Waffenschein für. Einzig relevant wäre dies, wenn du die Waffen in der Öffentlichkeit führen möchtest und nicht nur in deinem Jagdgebiet, dazu bräuchte man dann einen Waffenschein

  3. @Pcl: Wenn man offen Rechter in diesem Deutschland ist kann man sich das Geld für den Waffenschein sparen. Die Verwaltungen werden einem eine Unzuverlässigkeit zuschreiben und den Waffenschein verweigern.

  4. Macht einfach einen Jagdschein Leute. Die Waffen die man sich dann legal kaufen kann, sind teilweise besser als die von der Bundeswehr. Und als Bonus lernt man noch was über die heimische Flora und Fauna

  5. Wir brauchen zivile Milizen und deutlich mehr privaten Waffenbesitz! Nicht nach aussen, sondern Schutz nach innen gerichtet.

  6. Nur wenn der Bürger Waffenträger der Nation ist kann er auch sein Souverän sein , also eindeutig ein Miliz system !Danke für den intressanten Artikel .

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