Seit einigen Jahren gibt es in der Blackpill-Sparte der amerikanischen Incel-Scene, also unter sexlosen heterosexuellen jungen Männern, die jede Hoffnung darauf, eine Freundin zu finden, beerdigt haben, das verstörende Phänomen der „Trans-Maxxer“. Wer bislang höchstens den großen Zeh in diese Untiefen menschlicher Abgründe gesteckt hat, braucht, um das nachvollziehen zu können, vermutlich eine Schritt-für-Schritt-Erklärung.
Incels sind, wie beschrieben, eine besorgniserregend stark anwachsende Gruppe einsamer junger Männer, die sich teils im Internet in großen Leidensgenossen-Gemeinschaften zusammenfinden. Wie es so oft passiert, hat diese Bubble, die sich auf der Grundlage unerfreulicher Eigenschaften und Umstände formierte, auf ihre Mitglieder meist keine heilsame Wirkung, sondern einen geradeheraus zerstörerischen Effekt: Man motiviert sich nicht gegenseitig, einen Ausweg aus seiner traurigen Lage zu finden, sondern suhlt sich im Gegenteil gemeinschaftlich im Elend, kultiviert Hass auf die restliche Gesellschaft, erstickt jedes Gefühl von Eigenverantwortung und gibt sich dem Defätismus hin. Der Gipfel dieser Entwicklung ist die „Blackpill-Szene“, die mit einer gewissen weltanschaulichen Tiefe dahinter die Gewissheit erlangt hat, dass jedes Aufbegehren gegen die Arschkarte, die man sein Leben nennt, sowieso vergebens ist. Das Ende vom Lied: Stagnation, anwachsende Animosität nach außen, aber gleichzeitig die kühle Brise der Akzeptanz.
Gewisse Körnchen Wahrheit finden sich im ideologischen Unterbau der Incels durchaus: Ja, die kleine „Globalisierung“ des Partnermarkts hat Männern mit unterdurchschnittlich begehrenswerten Attributen nicht gerade ein einfaches Blatt zugeteilt. Um sich einzureden, dass man erstens sowieso völlig chancenlos ist und daher zweitens auch keinerlei Verantwortung für die eigene Situation trägt, geht man gedanklich aber teils auch völlig irrationale Wege: Die (wahre) Whitepill für sexuell unterperformende Männer, dass, abgesehen von Elefantenmensch-mäßig Deformierten, ihnen ein selbstbewusstes, humorvolles Auftreten gerade als Männern über manche physische Unzulänglichkeit hinweghelfen könnte, wird kategorisch abgelehnt. Tragisch, da in vielen Fällen das Auftreten oder auch einfach der Mangel an Kontakt mit der echten Außenwelt eine deutlich entscheidendere Baustelle sein dürfte als das schwindende Kinn und die schiefe Nase, und dazu noch eine, die sie selbst in der Hand haben.
Ein Elliot Rodger (der Amokläufer von Isla Vista) etwa sah ja nicht einmal besonders unansehnlich aus – seinem Manifest kann man jedoch entnehmen, dass er darauf wartete, dass eine Frau ihn von sich aus ansprechen würde. Er war also noch eine Ebene weiter von Selbstverbesserung entfernt, er nahm sich passiv aus dem Spiel, schon bevor ihm sein eigenartiges, schwächliches Auftreten zum Verhängnis werden konnte. Beides, die Feigheit und die Waschlappen-Ausstrahlung, kann man beheben. Doch dafür bräuchte es mentale Überwindungskraft und Disziplin. Das Ergebnis ist eine quälende Stimme, die ihnen „ändere was!“ ins Ohr schreit und mit der Blackpill zum Verstummen gebracht wird, um sich den Seelenfrieden der Hoffnungslosen zu erkaufen.
Die Trans-Maxxer scheinen ähnliche Sehnsüchte zu hegen, wie ein Elliot Rodger sie zum Ausdruck brachte: Auch sie möchten von der Außenwelt als begehrenswert wahrgenommen und, ohne ihre Passivität verlassen zu müssen, mit Offerten umgarnt werden. Der soziale Stand und der Selbstbewusstseins-Boost des sexuellen Verlangens nach ihnen scheint dabei eine größere Rolle zu spielen als der Sex selbst. Ihre Lösung dafür ist so pragmatisch wie bizarr: Sie feminisieren sich, zum einen, um in der Gesellschaft den höheren Stand einer woken Opfergruppe einzustreichen, zum anderen aber auch, um sexuelle Begierde zu wecken. Da Frauen auf dem sexuellen Marktplatz einen Angebotsüberschuss aufweisen, hatten sie bei ihnen gerade als nicht sonderlich ansehnliche Typen mit ihrer Passivität furchtbare Karten, bei schwulen Männern aber sieht es erheblich anders aus. Hier reden wir von einer Szene, die sowohl Angebots- als auch Nachfrage-mäßig aus allen Nähten quillt und in der ein schüchterner, feminisierter Mann zahlreiche Interessenten findet.
Das Problem ist natürlich: Sie sind überhaupt nicht schwul. Die Lösung? Eine Drogen- und Hypnose-basierte Konversionstherapie. Ich mache keine Scherze, auf entsprechenden Foren finden sich Playlists mit Videos, die dazu gedacht sind, tiefenwirksam die eigene Sexualität umzukrempeln, mitsamt Anleitungen, wie und unter dem Einfluss welcher Substanzen man sie konsumieren sollte. Allein an dem Ansatz, die Natur seines sexuellen Verlangens von Grund auf zu ändern, um begehrenswert zu werden, sehen wir, dass dieses unerfüllte sexuelle Verlangen selber nicht der Vater des Gedankens ist. Es geht um das Gefühl, gewollt zu werden, und dann kommt lange nichts. Matt Walsh sagte vor Kurzem, in der Hypersexualisierung, dem Vollspammen der gesamten Kultur mit sexuellen Reizen teils abgründigster Ausformungen, seien wir eigentlich am Ende eine antisexuelle Gesellschaft im aufreizenden Gewand geworden.
Interessant finde ich an den Trans-Maxxern auch gerade, dass sie ideologisch keine eingefleischten Linken sind, sondern die woke Ideologie in ihrem grenzenlosen Zynismus durchaus realistischer betrachten, als mancher Otto Normalmensch es tut. Nur kommen sie nicht zu dem Schluss, gegen die Absurdität und die Lügen, die Wurzeln zum Teil auch ihrer Misere, wie die völlige Abkopplung der Sexualität von Fortpflanzung, aufzubegehren. Im Gegenteil, sie wollen das Spiel mit ihrem schlechten Blatt gewinnen. Denn eines, die hedonistische Triebauslebungs-Party, hinterfragen sie nicht. Sie wollen nur zumindest auch ein kleines Stück vom Kuchen und nicht immer nur die Krümel auflesen.