Die Deutschen sind – nach der Schweiz – in Sachen Eigenheim auf dem letzten Platz innerhalb der EU. Nur 45,5 Prozent (Stand: 2014) der Deutschen leben in ihren eigenen vier Wänden.
Im Gegensatz dazu sind die Rumänen Spitzenreiter was Wohneigentum angeht. Über 96 Prozent der Rumänen besitzen die Wohnung oder das Haus, in dem sie gut und gerne leben.
Warum ist das so? Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es leider nicht.
1. Stadt und Land
Zum einen muss man die geographische Struktur Rumäniens und Deutschland vergleichen. In Deutschland leben 75 Prozent der Bevölkerung in Städten, was es wiederum schwierig macht (Bspw. höhere Immobilienpreise), Wohneigentum zu kaufen. In Rumänien leben „nur“ 54 Prozent in Städten, also 46 Prozent noch auf dem Land.
2. Kein Erbe
Ein weiteres Problem der Verstädterung ist, dass sie eine junge Entwicklung ist und immer weiter fortschreitet. Häufig erbt man das Haus der Eltern oder Großeltern auf dem Land. Zieht es einen dennoch in die Stadt, bleibt oft nur der Verkauf. Eine Faustregel lautet: Viele Ortswechsel bedeuten eine geringe Eigenheimquote. Jedes Jahr ziehen in Deutschland 8,4 Millionen Menschen um. In seinem Leben zieht der Deutsche im Schnitt 4,5 Mal um. Ob das aber Ursache oder Ergebnis der Mietkultur ist, kann nicht beantwortet werden.
3. Eigenheim oder Holzbaracke?
Außerdem kann man den Entwicklungsstand Deutschlands schwerlich mit dem Rumäniens vergleichen. Einfach gesprochen: Wer in einer Holzbaracke in den Karpaten lebt und kein fließendes Wasser hat, zählt trotzdem als Eigentümer seiner vier Wände in die Statistik. Eigentum – in krassen Fällen – muss auch nicht immer Vorteile haben. Insbesondere wenn Immobilienblasen entstehen, also jeder sich seinen Traum vom (überteuerten) Eigenheim auf Pump finanziert.
4. Falsche Investitionen?
Deutschland ist zwar kein Reiseweltmeister mehr (Stand: 2019), belegt dafür aber immer noch Platz 3 der Völker, die am häufigsten in Urlaub fahren. Überholt wurden die Deutschen von den USA und China. Aber Jahrzehnte des Weltenbummelns führen eben auch dazu, dass kein angespartes Kapital vorhanden ist, um sich dem Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Dazu kommen andere, enorme Konsumausgaben (Auto, Mode, Elektronik, etc.), die ein „höherentwickeltes“ Land vorweist. Förderlich für die eigene Immobilie ist das nicht.
5. Der Staat und andere Hürden
Deutschland, das Land der Regularien, macht es Besitzern auch nicht gerade einfach. Allein die Grunderwerbssteuer ist eines von vielen Beispielen, wie Käufer abgeschreckt werden und der Staat sich die Taschen vollmacht. Dazu kommen Notargebühren, Maklerprovision und andere Hürden, die Verkäufer und Käufer behindern.
6. Bauinterventionismus
Aber auch historisch lassen sich die Unterschiede erklären. Nach dem 2. Weltkrieg, als das Wirtschaftswunder langsam Fahrt aufnahm, gab es zwar Arbeit, Optimismus und Nachfrage nach Wohnraum, aber kaum Kapital. Also baute der Staat einfach munter drauf los: Kleine Mietwohnungen waren deshalb günstig zu bekommen. Auch die sozialistische DDR spielt natürlich in die Statistik mit rein. Dort gab es viel weniger Wohneigentum als im Westen. Das wirkt noch immer nach.
7. Rumäniens Wende
In Rumänien lief die Wende anders ab als in Mitteldeutschland. Dort überließ der gescheiterte Staat die staatlichen Wohnungen einfach den Mietern. Die hatten von da an eigene vier Wände, wenn auch massiv renovierungsbedürftig. Der sozialistische Staat hatte – wie überall auf der Welt – die Wohnungen und Häuser verkommen lassen.