Dunkel
Hell
Dunkel
Hell
exc-5eb55ad3d9659b05555c281d

Springer-Verlag von Amerikanern gekauft

10. Mai 2020
in 3 min lesen

Mit dem Kommentar „Schluss mit Starrsinn in der Corona-Krise”, katapultierte Chefredakteur Julian Reichelt die BILD-Zeitung in der Gunst der Opposition nach oben – gleichzeitig waren große Teile der Schlafschafe empört. Ein derartiger Paradigmenwechsel in Deutschlands größter Meinungszeitung war schon ewig nicht mehr vorgekommen. Zuletzt handzahm geworden, kritisierte man weder Merkel in Person, noch die teilweise absurd anmutende Regierungspolitik. Und auch zu Beginn der Corona-Krise erledigte die BILD (wie alle anderen Mainstream-Blätter) nicht ihre Aufgabe: Die der 4. Gewalt im Staate.

Doch dann kam Reichelt um die Hecke und spuckte nonchalant den Politikkaspern aus Berlin und den Landeshauptstädten vor die Füße. Ein denkwürdiger Moment der Mainstream-Publizistik, der eigentlich nur zeigt, wie verkommen dieser Presse-Apparat ist, wenn ein schlichtes Ausscheren aus dem Hauptstrom, zu derartigen Einschätzungen führt. Ein paar Auszüge:

„Zweitens, nahezu alle Experten, denen wir uns in dieser Krise anvertrauen (müssen), lagen mit nahezu jeder Einschätzung so falsch, dass unser Glauben an sie sich nur noch mit Verzweiflung erklären lässt.“

„Was mir am meisten Sorgen bereitet: Unsere Wirtschaft ist schon jetzt so massiv und teilweise irreparabel geschädigt, dass unsere Regierung sich kaum noch erlauben kann, zuzugeben, in ihrer Schärfe überzogen zu haben.”

Zeitgleich fragen sich Millionen Deutsche: Was ist mit Reichelt passiert? Die Erklärungen reichen von „entdeckt sein Gewissen” über „will Druck aus der empörten Oppositionkessel ablassen” bis hin zu „ist mit dem falschen Fuß aufgestanden”. Andere vermuteten sogar, dass Reichelt unter die „Corona-Leugner” gegangen ist.

Um es kurz zu fassen: Niemand weiß genau, was in Reichelt gefahren ist. Allerdings gibt es einen Erkläransatz, der bisher wohl der mit Abstand plausibelste ist. Springer gehört nicht mehr Springer! Wie bitte?

Im Juni 2019 einigte sich der US-amerikanische Investor “Kohlberg Kravis Roberts & Co.” mit dem Springer-Verlag auf eine kontrollierte Großinvestition. KKR bot 63 Euro pro Aktie und bewertete damit den Springer-Verlag auf 6,8 Milliarden Euro. Die Übernahme begann letzten Sommer, allerdings ohne großen Paukenschlag, sondern mit dem stückchenhaften Kauf der Aktien. Friede Springer, die Erbin und Merkel-Freundin (erklärt das einiges?), behält allerdings zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden Matthias Döpfner ihren Anteil von 45 Prozent. Ein Großteil der geschäftlichen Anteile gehört aber seit April 2020 “KKR”.

Ende März hatte KKR mit 47,6 Prozent Anteil Friede Springer überholt. Längst ist der Streubesitz vom Springer-Verlag auf unter 5 Prozent gefallen, weshalb das Unternehmen nicht mehr an der Börse gehandelt werden darf.

Ursprünglich hieß es, dass KKR nicht an Friede Springer vorbeikommt. Nach aktuellen Medienmeldungen ist das bereits geschehen. Zudem hält sich KKR eine weitere Option offen. Man hatte sich im Vorfeld die Vorkaufsrechte an den Anteilen der Enkel, Ariane Melanie Springer und Axel Sven Springer, gesichert. Ariane und Axel Sven verstehen sich, um es gelinde zu sagen, nicht besonders gut mit ihrer Stiefmutter Friede, Axel Seniors fünfter Ehefrau. Dabei geht es um rund 6 Prozent. Eine enorme Machtposition, die KKR nach vorne katapultiert, auch wenn sie aktuell noch nicht die absolute Mehrheit haben.

Hinter KKR, einem gigantischen Investorenimperium, stecken hauptsächlich drei Eigentümer: Kohlberg, Kravis und Roberts. Über andere Anteilseigener ist nichts bekannt, auch wenn ein paar Stimmen den Trump-Clan hinter einigen Anteilen vermuten. Es bleibt eine Vermutung.

Aber bleiben wir bei den drei großen Eigentümern: Roberts und Kohlberg halten sich in der Öffentlichkeit eher zurück. Außer dass sie Milliardäre sind und zu den 1000 reichsten Menschen des Planeten gehören, existieren kaum Informatione. Kravis hält sich allerdings nicht so bedeckt. Der Unternehmer aus den Südstaaten ist Republikaner und unterstützt die Grand Old Party sowie den aktuellen Präsidenten Donald J. Trump mit Millionenspenden.

Und ihm gehört jetzt quasi die BILD-Zeitung. Was lernen wir daraus?

  1. Globalismus ist nicht automatisch schlecht.

  2. Idealismus, Überzeugung, politischer Kampf und die Bereitschaft für sein Land zu kämpfen, sind anerkennenswert und natürlich notwendig. Aber ein paar Milliarden im Hintergrund schaden sicherlich nicht.

  3. Die Deutschen sind sehr langsam darin, solche Vorgänge zu begreifen und untalentiert, diese einzuordnen. Für sie wird die BILD weiterhin die BILD bleiben. Kaum jemand berichtete über KKR und den gesamten Vorgang.

Und übrigens: Damit ist auch die WELT in US-amerikanischer Hand. Betrachtet man die Berichterstattung über die letzten Wochen hinweg, fällt einem sehr wohl auf, dass auch die einst konservative Zeitung nicht mit Kritik am Umgang mit Corona spart. Wenn auch nicht so offensichtlich wie Reichelt.

Aber warum fährt KKR nicht eine noch radikalere „Trump-Linie”? Das hat zwei Gründe: Erstens, will man nicht die komplette Leserschaft verprellen, schließlich ist man noch immer profitorientiert. Zweitens ist der Springer-Verlag selbst ein riesiges Unternehmen mit festen Strukturen, die man nicht über Nacht einfach umschmeißt. Die Arbeit, die Meldungen, das Hinter-den-Kulissen, machen noch immer die Menschen, die selbst einer eigenen politische Überzeugung folgen. Deshalb ist Julian Reichelts Meldung auch sicherlich keinem Befehl von oben gefolgt, sondern eher als ein „jetzt darf er endlich” einzuordnen.

Warten wir ab, was KKR, die bereits letzten Sommer zusätzlich bekanntgegeben haben, Springer in einem radikalen Sparkurs „umstrukturieren” zu wollen, in den kommenden Monaten reißen kann.

Florian Müller

Der Sklaventreiber-Chef hat diverse Geschwätzwissenschaften studiert und nach eigenen Angaben sogar abgeschlossen. Als geborener Eifeler und gelernter „Jungliberaler“ freundete er sich schnell mit konservativen Werten an – konnte aber mit Christentum und Merkel wenig anfangen. Nach ersten peinlichen Ergüssen entdeckte er das therapeutische Schreiben in der linksradikalen Studentenstadt Marburg, wurde Autor für die „Blaue Narzisse“ und „eigentümlich frei“. Ende 2017 gründete er mit Hannes die Krautzone.

Mehr vom Autor

Krautzone als Print – jetzt abonnieren!

Kampf gegen Staatsmedien und linken Einheitsbrei