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Passionsandacht für den Karfreitag

7. April 2023
in 2 min lesen

„Glaubst du an Gott?“ Diese Frage kommt in vielen Gesprächen nach dem ein oder anderen Bier auf den Tisch. „Denkst du es gibt etwas Höheres?“ Oft bleibt die Antwort diffus: „Ich kann mir schon vorstellen, dass es eine höhere Kraft gibt“, „ich glaube schon, dass irgendjemand alles gemacht hat“. Zwischen diesen groben Vorstellungen und dem Gott, den die Bibel beschreibt liegen allerdings Welten. Nicht nur deswegen weil sie so vage sind, sondern auch weil Gotteserkenntnis aus philosophischer Überlegung oder frommen Gefühlen für den evangelischen Theologen keine wahre Gotteserkenntnis ist. Gott kann, nach Martin Luther, wahrhaft nur in den Leiden Christi erkannt werden. Dies unterscheidet auch den christlichen Glauben von anderen Religionen.

In den Thesen zu Heidelberger Disputation (1528) schreibt der Augustinermönch Luther:

„Der (verdient ein rechter Theologe genannt zu werden), der das, was von Gottes Wesen sichtbar und der Welt zugewandt ist, als in Leiden und Kreuz sichtbar gemacht begreift.“

Der Apostel Paulus drückt es 1500 Jahre vorher in seinem Brief an die Korinther so aus:

„Ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.“

1. Kor 2,2

Aus diesem Grund hat die Passionszeit und insbesondere der Karfreitag für Christen eine hohe Bedeutung. In dieser Zeit gedenken wir an die Leiden Jesu, die er auf sich genommen hat. Doch warum ist das nötig und was hat das mit uns und unserer Gotteserkenntnis zu tun?


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Die Antwort ist simpel: Nur wer sich selbst erkennt, kann Gott erkennen und nur wer Gott erkennt, erkennt sich selbst. Nach biblischem Zeugnis ist der Mensch eben nicht ein hochvernünftiges Wesen, das mit seinem Geist über allem schwebt und sogar Gott damit erkennen kann. Der Mensch ist ein gebrochener, todverfallener, verlorener Rebell dessen Rebellion in der Leugnung dessen gipfelt dem er alles zu verdanken hat. Was Gott vom Menschen trennt sind keine philosophischen Gymnastikstücke, sondern seine Schuld. Was der Mensch braucht ist also keine Extraration Informationen, sondern die Erkenntnis seines Zustandes vor Gott. Und eben dieser Zustand wird am Kreuz von Golgatha, an das wir in dieser Karwoche denken, deutlich.

An den Wunden des Gottes der sein Leben zu Bezahlung der Menschen gab, kann der Mensch erkennen das er gesündigt hat. Dies ist auch der einzige Ort an dem er das aushalten kann, da er dort nicht nur seine Schuld sieht, sondern auch Gnade und Vergebung empfängt. In den Leiden Jesu darf der Mensch am gleichen Ort den richtenden und rettenden Gott antreffen und er darf seine Schuld dort abladen. Dies ist der Kern des Christentums. Wer das glaubt wird selig. Alles weitere ist Beiwerk.

Wie wir auf den Gekreuzigten blicken entscheidet letzten Endes wie wir zu ihm stehen und ob wir uns mit recht Christen nennen dürfen. Ein paar Verse vorher schreibt Paulus:

„Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft.“

1. Kor 1,18

Schließen möchte ich diese kurze Andacht zur Karwoche mit den Worten der Liederdichterin Margret Birkenfeld:

„Für mich gingst du nach Golgatha,

für mich hast du das Kreuz getragen,

für mich ertrugst du Spott und Hohn,

für mich hast du dich lassen schlagen.

Herr deine Liebe ist so groß, dass ich sie nie begreifen kann,

doch danken will ich dir dafür. Herr deine Liebe ist so groß,

dass ich sie nie begreifen kann, ich bete dich an.“

Karl Napf

Karl Napf vereint etliche Widersprüche in sich. Er ist badischer Protestant, anarchistischer Demokrat und libertärer Antikapitalist. Er strebt dem Ende seines Theologiestudiums entgegen und hegt große Sympathien für Erweckungsprediger wie Spurgeon, Whitefield oder seinen badischen Landsmann Aloys Henhöfer.

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