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Andreas Kemper wäscht jetzt also Teller

13. Juli 2021
in 4 min lesen

Nachdem der Chefermittler gegen Geldanlagen und traditionelle Werte, Andreas Kemper, die Krautzone quasi als faschistisch bezeichnet hat, schaue ich mir seinen Twitter-Post genauer an. Kemper, ein Mann in Krullschen Dimensionen, dem wir unbedingt mal einen eigenen Artikel widmen müssen, bewirbt das „Dishwasher-Magazin“.

Dabei geht es natürlich nicht um ein Magazin für Tellerwäscher. Sondern für „Arbeiterkinder“, also Kinder, deren Eltern nicht zur akademischen oder bürgerlichen Schicht gehören, aber trotzdem ihren Weg an die Universität finden wollen oder gefunden haben.

„Based“ oder faschistisch? pic.twitter.com/1Rg7eJ339O

— AndreasKemper (@AndreasKemper) July 5, 2021

Da ich im weitesten Sinne selbst Spross einer Arbeiterfamilie bin – keiner meiner Eltern hat mehr als 9 bzw. 10 Schuljahre auf dem Buckel – habe ich einen Artikel an das „Dishwasher“-Magazin geschickt und bin jetzt erfolgreicher Journalist bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Danke, Andreas Kemper, und Danke, Westfälischen Wilhelmsuniversität in Münster.

So geht die Geschichte natürlich nicht weiter, wenn auch der erste Teil mit den „Arbeitereltern“ stimmt. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl zur „Arbeiterschaft“ zu gehören, was sicherlich auch daran lag, dass meine nichtgymnasialen Eltern – im Gegensatz zu Idioten wie mir – schon bald beim Staat arbeiteten.

Was mir aber vermittelt wurde ist, dass man schlichtweg alles aus eigenem Antrieb, mit Fleiß und Wille schaffen kann und sich auch ein profundes Wissen an Kultur, Anstand, Allgemeinbildung und Literatur aneignen kann, sodass man – rein faktisch betrachtet – innerhalb weniger Jahre zum Bürgertum „aufsteigen“ kann.

Das liegt sicherlich nicht nur an den Aufstiegsmöglichkeiten, die man in Deutschland hatte und noch immer hat, sondern auch am sinkenden Stern des Bürgertums oder des „Bürgertums“ von dem manche weder ein Bücherregal besitzen noch korrekt mit Messer und Gabel essen können – oder gänzlich den Verlockungen der modernen „Unterhaltungsindustrie“ erlegen sind. Mehr dazu in Rosipals Hetze gegen das Bürgertum im kommenden Heft 22!

Interessanterweise verneinen Linke diese Permeabilität der Schichten, wie auch das „Dishwasher“-Magazin. Sie sprechen vom „Tellerwäschermythos“ und betonen dabei, dass es sich um eine Lüge handle, in der Gesellschaft aufsteigen zu können. Mir ist vollkommen klar, dass nicht jeder fleißige Tellerwäscher Millionär wird (was mitunter an der linken EZB-Politik liegt) aber doch ein nicht geringer Prozentsatz noch immer – allen Widrigkeiten im Hochsteuerland Deutschland zum Trotz – sein Vermögen selbst erworben hat. In den USA wird dies noch viel deutlicher:

Der Anteil der Selfmade-Milliardäre im Vergleich zu den Erben steigt kontinuierlich in den letzten 40 Jahren. Am besten ist dies für die USA dokumentiert. Forbes berechnet regelmäßig den Anteil der Selfmade-Milliardäre im Vergleich zu denen, die geerbt haben.

Dabei wird nach einem Scoring-System gearbeitet. Für jeden in der Liste der 400 reichsten Amerikaner wird eine Score von 1 bis 10 gegeben. Für 10 steht beispielsweise Oprah Winfrey, die in armen Verhältnissen aufwuchs und mit 2,7 Mrd. Dollar die erste schwarze Selfmade-Milliardärin der Welt wurde.

Der Anteil der Selfmade-Milliardäre (Score von 6 bis 10) unter den 400 reichsten Amerikanern lag 1984 bei 48%, 2018, als die Erhebung das letzte Mal gemacht wurde, lag der Anteil bei 67%.“ (Focus; 2019)

Auch im tatsächlich rigideren Land Deutschland, zeigen die Zahlen ein eindeutiges Bild:

In Deutschland ist der Anteil der Reichen, die ihr Vermögen geerbt haben, besonders groß. Laut der Studie haben gut 28 Prozent der deutschen Multimillionäre ihren Wohlstand allein dem Erbe zu verdanken. Das ist – neben der Schweiz – der höchste Wert aller untersuchten Länder. Bei 31 Prozent geht der Reichtum demnach auf eine Mischung aus Erbe und selbsterwirtschaftetem Vermögen zurück. Lediglich 41 Prozent haben es ohne Erbe zu Reichtum gebracht.“ (Spiegel; 2014)

Es geht also doch. Und dabei beziehen sich die Zahlen nur auf die Reichen und Superreichen. Ich will nicht wissen, wie viel Prozent der wohlhabenden Mittelschicht von einer Oma abstammen, die noch 5 Mal die Woche Kartoffeln gegessen hat.

Aber warum betonen Linke so sehr die angeblich rigiden Schichtgrenzen, allen voran Andreas Kemper, der sogar Experte im selbst erfundenen „Klassismus“ ist? Ganz einfach: Man nimmt die böse Gesellschaft und kaschiert damit das eigene Unvermögen, etwas in seinem Leben aufzubauen, weil man schlichtweg

a) zu schlecht oder

b) zu faul ist.

Nach fünf Jahren im Universitätsbetrieb kann ich ein Lied davon singen, wie dort „gearbeitet“ wird. Sicherlich gibt es einige rühmliche Ausnahme, aber gerade in den Geisteswissenschaften hocken schlichtweg nur faule Penner herum. Der Unterschied zu dem Arbeitsalltag eines Selbstständigen, der bereitwillig 12-14 Stunden jeden Tag arbeitet (auch am Wochenende) und damit die Siffstudenten noch mitfinanzieren „darf“ ist schier unvorstellbar.

Aber kommen wir zurück zu den Arbeiterkindern: Nach meinem abgeschlossenen Bachelorstudium in Trier zog es mich nach Marburg und ich stolperte erstmals über das „Arbeiterkinderprogramm“. Vorher hatte ich noch nie davon gehört und hätte mich auch nicht wirklich als rechts, libertär oder reaktionär bezeichnet, sondern als netten Konservativ-Liberalen, der mit der FDP recht unzufrieden war und 2013 eine neue Partei namens AfD gewählt hatte.

Als Einstiegsrechter ohne gefestigtes Weltbild kann ich mich genau daran erinnern, wie sehr mich dieses Plakat anekelte – und wie sehr mich diese Programme noch heute anekeln. Denn jenseits von irgendwelchem Nutzen, akademischen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, verblasenen Steuergeldern und Dauerstudenten, die von meinen Steuern schmarotzen sich aber dazu berufen fühlen, irgendwelchen ominösen „Arbeiterkindern“ zu „helfen“, bewirken solche Programme genau eines:

Sie zementieren nämlich die „Klassenunterschiede“, die vielleicht noch rudimentär, aber doch lange nicht mehr umfassend existieren. Sie schaffen Identitäten von „den Arbeiterkindern“ und „den Bürgerkindern“, die angeblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden.

Hätte ich meinen Eltern erzählt, dass ich als „Arbeiterkind“ beim „Arbeiterkinderprogramm“ gefördert würde, sie hätten mir entweder eine gescheuert oder wären zutiefst enttäuscht gewesen. Denn ich hätte mir meinen „einfachen“ Hintergrund zu Nutze gemacht und etwas nicht aus eigenem Antrieb geschafft.

 

Wir sind übrigens, wie das „Dishwasher-Magazin“, auf der Suche nach jungen, ambitionierten Autoren, die aus der Arbeiterschicht stammen. Wir können eine absolute Gleichbehandlung garantieren. Wenn der Text scheiße ist, lehnen wir ihn ab, wenn der Text gut ist, veröffentlichen wir ihn. Psst, nicht weitersagen: Das machen wir übrigens auch bei Akademikern, Bürgern, Ausländer, Frauen, Behinderten und all den anderen Gruppen, die es ohne linke Hilfe angeblich niemals schaffen würden.

Florian Müller

Der Sklaventreiber-Chef hat diverse Geschwätzwissenschaften studiert und nach eigenen Angaben sogar abgeschlossen. Als geborener Eifeler und gelernter „Jungliberaler“ freundete er sich schnell mit konservativen Werten an – konnte aber mit Christentum und Merkel wenig anfangen. Nach ersten peinlichen Ergüssen entdeckte er das therapeutische Schreiben in der linksradikalen Studentenstadt Marburg, wurde Autor für die „Blaue Narzisse“ und „eigentümlich frei“. Ende 2017 gründete er mit Hannes die Krautzone.

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