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Der Letzte macht das Licht aus – Ein Abgesang auf die Linksfraktion

16. November 2023
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Es gibt sie noch, die guten Nachrichten: Am Dienstag, dem 14. November, wurde bekannt, dass sich die Bundestagsfraktion der Linken zum 6. Dezember auflösen wird, nachdem einige Mitglieder in Gefolgschaft Sahra Wagenknechts Partei und Fraktion verlassen hatten. Damit verliert die Fraktion ihre Mindestgröße von 37 Abgeordneten, die nötig ist, um im Bundestag eine eigene Fraktion bilden zu können.

Von den einst 38 Köpfen der Linksfraktion bleiben nur 28 übrig, diese wiederum gelten damit als „Gruppe“ – und haben so weniger Rechte bezüglich des Stellens von Anträgen oder des Beitragens von Reden. Auch die finanziellen Mittel werden zum Teil gestrichen, und circa 100 Mitarbeiter der Fraktion würden ihren Job verlieren. „Die Linke ist nicht tot, aber es liegt an uns, ob wir einen Aufbruch hinkriegen“, sagt Noch-Fraktionschef Dietmar Bartsch. Doch wie viel Gehalt werden seine Worte haben?

Ich werde nicht umhinkommen, mir etwas Schadenfreude zu gönnen, wenn ich bedenke, dass die Linke als Partei inhaltlich wie personell ausgebrannt ist. Die einstigen großen Redenschwinger – dazu zählen vor allem Gregor Gysi, Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine – haben sich entweder aus der großen Politik zurückgezogen (wobei Gysi sich zwar noch äußert, aber keinen politischen Posten mehr übernehmen möchte, womit die Linke einen ihrer stärksten Rhetoriker einbüßt) oder haben der Partei den Rücken gekehrt.

Die Leute, die momentan am Ruder sitzen – das sind vor allem der bereits erwähnte Dietmar Bartsch in der Bundestagsfraktion sowie Janine Wissler und Martin Schirdewan als Parteivorsitzende im Bund –, haben weder das Charisma noch das rhetorische Talent, um in die Fußstapfen ihrer Vorgänger treten zu können. Ihren Status als eine Art „ostdeutsche Protestpartei“ hat die Linke in den letzten Jahren – Gott sei Dank! – an die AfD verloren.

In aktuellen Umfragen erzielt die AfD Ergebnisse, die selbst die Linke in ihrer Hochzeit, den 2000er-Jahren, nur in Brandenburg und Thüringen erreichen konnte. Wie sich die Umfragewerte in den Wahlen im nächsten Jahr genau widerspiegeln werden, bleibt natürlich noch offen – aber Fakt ist: Die Blütezeit der Linken ist vorbei; in allen ostdeutschen Bundesländern bis auf Thüringen stehen sie bei circa zehn Prozent, während die AfD auch im Westen gerade nur Aufwind erfährt.



Und wenn man sich den Vorsitz der Parteijugend „Linksjugend solid“ mal anschaut, wird es wohl auch so bleiben. Ohne ihr Erscheinungsbild großartig kommentieren zu wollen – schließlich möchte ich die KRAUTZONE nicht in strafrechtliche Bredouille bringen –, darf mir die Bemerkung gestattet sein, dass mit diesen Leuten keine großen politischen Schlachten zu schlagen sind. Da machen die Mädels und Burschen der Jungen Alternative einen eindeutig adretteren Eindruck!

Wir erleben hier Parteiensterben von seiner schönsten Seite. Dietmar Bartsch will sich zwar nicht geschlagen geben, sieht in der Auflösung der Fraktion eine „Chance auf einen Neustart“ und will 2025 wieder in Fraktionsstärke in den Reichstag einziehen (was eine „Herkulesaufgabe“ sei), aber seien wir ehrlich: Wirklich gut sieht es dafür nicht aus. Klar, 2025 liegt noch in weiter Ferne, und Totgesagte leben bekanntlich länger, und doch konnte die Linke bei der letzten Wahl überhaupt nur mit Glück ein Teil des Bundestages werden, da sie, trotz Scheiterns an der Fünf-Prozent-Hürde, drei Direktmandate ergattern konnte – eins davon durch Gysi.

Mit der Konkurrenz durch die Wagenknecht-Partei stehen die Chancen auf Wiedereinzug noch geringer, da einige Linken-Wähler zur neuen Partei überlaufen werden. Vielleicht wird Wagenknecht ihrer ehemaligen parteipolitischen Heimat mehr schaden als der AfD – schön wäre es allemal. Wir von der KRAUTZONE jedenfalls freuen uns schon auf den Untergang der Linken und werden, mit freudigen Liedern auf den Lippen, den politischen Sarg der SED-Nachwehen zu Grabe tragen, die Grabrede halten und den Leichenschmaus zu uns nehmen – und schließlich auf ein besseres Deutschland anstoßen. Zum Wohl!

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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