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Down mit der Sickness!

29. Februar 2024

Ich werde anscheinend gerade etwas krank. Mein Gaumen fühlt sich ein wenig kratzig an, die Nase beginnt zu laufen, und ich vernehme diesen eigenartigen rauchigen Geruch, der zumindest bei mir oftmals Erkältungen vorausgeht. Daher heute, vom Macher von „Ist Kaffee rechts?“ und „Sind tiefgefrorene Fitnessbowls rechts?“, das finale Meisterstück der Trilogie: „Ist krank werden rechts?“. Nein, das ist mir tatsächlich dann doch etwas zu doof, aber reden wir übers Krankwerden.

Meine exzessive Persönlichkeit bricht sich gerade beim Thema kleine Zipperlein besonders eindrucksvoll Bahn: Entweder ich ignoriere die Erkältung und mache exakt so weiter, als wäre sie nicht da, frei nach dem Motto: „Erkältet bin ich nur, wenn ich Erkältung zulasse“, oder ihre Bekämpfung wird über Nacht mein zentraler Lebensinhalt. Das bedeutet: Ich höre komplett auf, zu rauchen und zu trinken, lutsche Hustenbonbons in Selbstmordquantitäten und trinke den ganzen Tag lang mehrere Liter Tee, während ich in eine Decke gehüllt vor dem PC sitze und Videospielen fröne. Früher pflegte ich besagten Tee in Form einer Art von Sangria-artigem Eimer zuzubereiten. Dazu nahm ich mir einen zwei oder zweieinhalb Liter fassenden Messbecher, schnitt von zehn Beuteln Fencheltee die Zettelchen ab, um sie einfach darin liegen lassen zu können, ohne dass sie mir beim Einschenken in eine Tasse in den Weg gerieten, und verfeinerte das Gesöff, nachdem ich den Eimer mit kochendem Wasser aufgefüllt hatte, mit großen Mengen Honig sowie manchmal auch einigen Salbeibonbons, die sich dann darin auflösten. Das taten sie auf durchaus unterhaltsame Art: Sie zersplittern deutlich hörbar unter der Hitze. Irgendwie hatte das was.

Diese Brühe flößte ich mir dann ein wie Bier bei einem heftigen Besäufnis, es wurden ohne Pause nebenbei kräftige Schlucke genommen, bis der Eimer alle war. Dann ging es zurück in die Küche, den nächsten Eimer mixen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich einmal die für Menschen letale Dosis von Wasser googelte, weil ich in meinem Eifer so schnell so viel davon in mich hineingekippt hatte, dass ich währenddessen aufgetretene Kopfschmerzen auf eine Überwässerung zurückführte. Und das ist alles nicht nur irgendeine Line, die ich hab, ich habe wirklich die Hustensangria gesuckt. Ich wollte die Genesung speedrunnen, das Martyrium sollte jetzt um jeden Preis so schnell wie möglich wieder vorbei sein, damit ich wieder in befriedigender Weise produktiv sein und gleichzeitig meinen Lastern frönen konnte.

Dem gingen in der Regel wie eingangs angedeutet einige Tage bis eine Woche voraus, in denen ich die Erkältung mit der bloßen Kraft der Ignoranz wegwischen wollte, was sie letztlich natürlich nur verschlimmerte. Es wurde weitergearbeitet, teilweise sogar die Nächte durch, dabei Kette geraucht, Kaffee gesoffen, und zum krönenden Abschluss gab es dann ein Bier. Oder zwei. Oder sieben. Dieser Trotz hielt meist an, bis es mir schier unmöglich wurde, noch etwas Anständiges abzuliefern, geschweige denn besagte Laster dabei zu genießen. Bis Zigaretten einfach nur noch Schmerz waren, den ich mehr über mich ergehen ließ, um der Erkältung die kalte Schulter zu zeigen, als dass ich sie noch genoss. Dann kam der Eimer.

Mit zunehmendem Alter nahmen diese absurden Ausmaße des beiderseitigen Exzesses ab, die Tendenz ist aber bis heute gleich geblieben. Und insofern habe ich mir die Herausforderung gestellt: Diese Erkältung werde ich wie ein normaler Mensch verleben. Ich werde morgens eine Tasse Kaffee trinken, aber auch den einen oder anderen Tee. Ich werde nicht alles stehen und liegen lassen, aber auch keine Nachtschichten schieben, während ich mir die Seele aus dem Leib huste, sondern etwas kürzertreten. Den komischen Eimer von damals habe ich eh nicht mehr. Wo kriegt man so was überhaupt her? Vielleicht könnte ich mal beim Woolworth gucken gehen. Aber auf dem Weg wird eine geraucht. Ich bin ja nicht krank.

Shlomo Finkelstein

Shlomo Finkelstein wollte immer schon irgendwas mit Hass machen. Seit 2015 erstellt er als "Die vulgäre Analyse" Videos, und seit 2019 zusammen mit Idiotenwatch den Podcast "Honigwabe".

Belltower News schreibt über ihn: "Da er vorgibt, sein Hass sei rational begründet, sind besonders junge Menschen der Gefahr ausgesetzt, die Thesen für bare Münze zu nehmen und sich so zu radikalisieren."


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