Zwischen 1904 und 1908 schlugen die deutschen Schutztruppen in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika einen Aufstand der Herero und Nama nieder. Ob der Zweck immer die Mittel heiligt, ob das Vorgehen von General Lothar von Trotha gerechtfertigt oder übertrieben war, darüber wurde bereits seiner Zeit heftig debattiert.
Mehr als hundert Jahre nach dem Ereignis haben sich die geopolitischen Verhältnisse gründlich geändert. Die Deutschen haben keine Kolonien mehr und werden des nachts von Albträumen geplagt. Schweißgebadet wacht man auf und fast sich entsetzt an die Stirn, denn die Schuld, die große Schuld, in die man als Deutscher qua seiner Geschichte und Genetik verstrickt ist, lastet so schwer auf der Seele.
Gut, dass es Geld gibt. Denn mit Geld, das wissen wir, das wissen die Nachkommen und angeblichen Nachkommen der Herero und Nama, lässt sich die Schuld tilgen. Nicht gänzlich. Aber etwas. Bis das Geld eben aufgebraucht ist. Dann stellt man neue Forderungen.
Unser Außenminister Maas hat jetzt unserer ehemaligen Kolonie eine Zahlung von – Achtung, halten Sie sich fest! – 1,1 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren zugesagt. 1,1 Milliarden Euro! Das ist eine Menge Geld, für das musste der deutsche Schuldbürger lange arbeiten.
In einer mit Namibia ausgehandelten Erklärung, die von der Bundesregierung aus unbekannten Gründen nicht veröffentlicht wird, aber dennoch der Süddeutschen vorliegt, heißt es:
“Die Bundesregierung erkennt an, dass die in Phasen des Kolonialkrieges verübten abscheulichen Gräueltaten in Ereignissen gipfelten, die aus heutiger Perspektive als Völkermord bezeichnet würden.“
Völkermord. Natürlich. Darunter macht es unsere Regierung nicht, die sich bekanntlich viel Mühe dabei gibt, als Inverse zum Kaiserreich aufzutreten. Seit 1990 hat die Bundesregierung in “bilateraler Entwicklungszusammenarbeit“ bereits schlappe 800 Millionen Euro in die ehemalige Kolonie gepumpt. Darf man als deutscher Schuldbürger mal ganz beiläufig fragen, was mit der ganzen Kohle passiert ist?
Und dann lese ich auf Wikipedia, dass Deutsch-Südwestafrika mit 2.372 Kilometern Bahnstrecke über das ausgedehnteste Schienennetz aller deutschen Kolonien verfügte. Heute verfügt die Kolonie übrigens über 2.687 Kilometer Schienennetz – das Land lebt also immer noch von der Infrastruktur, welche die deutschen Kolonialherren einst in unverschämter Anmaßung errichteten.
Wenn wir jetzt also knapp 2 Milliarden Euro hinlatzen, wieso sollte ich dann nicht weiterhin von unserer “ehemaligen Kolonie“ sprechen, anstatt von der “Republik Namibia“. Wieso sollte ich aufhören dieses Land als “Deutsch-Südwestafrika“ zu bezeichnen? Man ist dort unten ja scheinbar so sehr angewiesen auf deutsches Geld, wie man hierzulande nach immer neuen Gründen für Kniefälle lechzt.
Man könnte die Sache aber auch anders angehen. Nachdem richtige Historiker in einer unabhängigen und objektiven Studie das DDR-gefütterte Schuldnarrativ relativiert haben, werden alle Forderungen seitens der ehemaligen Kolonie mit dem Wert der von der deutschen Kolonialmacht errichteten Verkehrsinfrastruktur verrechnet. Wie gesagt, wir sprechen hier von 2.372 Kilometern Bahnstrecke.
Was dann an Schienen übrig bleibt, kann man uns per Frachter in Hamburg abliefern. Die Deutsche Bahn will ja neuerdings etwas für das Klima tun, da werden hierzulande neue Strecken dringend benötigt. Wenn das passiert ist, dann begegnen sich die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Namibia auf Augenhöhe. Und wenn dann noch Redebedarf sein sollte, dann können beide Staaten in aller Ruhe die Bedeutung des Wortes “Völkermmord“ erörtern.