Von Lucia und der Julbock
„Patriotismus ist Liebe zu den Seinen … .“
– Romain Gary, französischer Schriftsteller 1914 – 1980
Patriotismus ist kein Hass auf das Fremde oder das Andere, keine Überheblichkeit, kein Schwarz-Weiß-Denken, keine völkische Tümelei. Er – und ja, das mag zunächst nach schmachtender Verklärtheit klingen – ist tatsächlich einfach eine Form der Liebe. Liebe zum Eigenen und Stolz auf das Erreichte. Dabei aufgeklärt ist er, wenn der Blick differenziert auf das Positive der eigenen Geschichte gerichtet ist ohne etwa das Negative zu relativieren oder gar zu ignorieren. Er entsteht aus nationaler, kultureller und sprachlicher Identität und produziert wiederum selbst die innere Bereitschaft, sich solidarisch und selbstlos für das Gemeinwesen einzusetzen.
Diese durchaus utilitaristische Wirkung des Patriotismus hat abseits dieser eher philosophischen Dimension aber auch eine wesentlich alltäglichere Komponente, welche jedoch vom Gros der Gesellschaft gar nicht ausreichend wahrgenommen wird. Eine ökonomische Komponente.
China ist nicht unser Freund
Wer das Eigene schützen und stärken will, tut dies eben auch beim täglichen Konsum seiner Waren und stärkt damit die lokale, regionale und nationale Kreislaufwirtschaft. Man verhindert damit Arbeitsplatzverluste und fördert Produktion und Forschung in eigene Produkte innerhalb der eigenen Gesellschaft. Damit stärkt man letztendlich die Haushalte der Bürger, die deutsche Gesellschaft, ihre Wirtschaft und Wissenschaft und ganz nebenher übrigens auch die Handelsbilanz des eigenen Landes. Nicht ganz unbedeutend, oder?!
Was aber tun die Meisten stattdessen? Auf der Jagd nach dem günstigsten Produkt greift man hierzulande nur zu Gerne nach den Erzeugnissen ausländischer Produzenten. Oftmals kommen diese dabei nicht einmal nur vom europäischen Nachbarn, sondern aus dem nahen, mittleren oder fernen Osten. Und während Länder wie etwa China so ihre Volkswirtschaften immer weiter ausbauen und gegenüber unseren Systemen immer konkurrenzfähiger und schließlich sogar autarker machen, bauen wir durch dieses Konsumverhalten aktiv unseren Wirtschaftsstandort ab.
Die Folge ist – allein um beim Beispiel China zu bleiben – ein von uns noch fleißig genährter Systemkonkurrent, welcher so schnell reich damit geworden ist, dass er die deutsche Staatsverschuldung bereits jetzt im Handstreich tilgen könnte. Ein politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, kultureller und letztendlich auch militärischer Akteur auf der Weltbühne, welcher die westliche Welt in jeder Hinsicht zu überholen bereit geworden ist.
Dann ist es eben mal etwas teurer
Egal ob Kleidung, Nahrungsmittel, Kosmetik/Pharmazie oder Technik. Nicht nur die verbesserte Qualität in ehemaligen Schwellenländern, sondern insbesondere ein zunehmendes Nationalbewusstsein und geschicktes Marketing – eigene Produkte werden auf den heimischen Online-Plattformen besser positioniert und sichern sich dadurch einen wichtigen vertrieblichen Wettbewerbsvorteil – haben eigenen Produkten und damit dem eigenen Wirtschaftsstandort dieser Länder Auftrieb gegeben.
Selbst in europäischen Ländern lässt sich dieser Trend beobachten. In Frankreich gehört es bei Vielen zum Nationalstolz einer „Grande Nation“ eben auch das Fahrzeug eines französischen Herstellers zu fahren. Selbst die von der Rezession geplagten Griechen besinnen sich auf einheimische Produkte. Gleiche Phänomene sind schon lange auch in den skandinavischen Ländern sowie in den USA zu bewundern.
Liebe zum eigenen Land sollte kein Lippenbekenntnis bleiben. Nicht nur patriotisch Reden, sondern auch so Handeln gehört dazu. Und das gilt zum Schluss auch beim Konsum. Es ist natürlich klar, dass nicht jeder Haushalt gleichmäßig konsequent derartiges Konsumverhalten finanziell stemmen kann. Ein deutsches Auto kostet eben selbst in kleinster Ausführung oft mehr als ein vergleichbares Modell eines französischen oder gar asiatischen Herstellers. Aber es macht in der Summe langfristig eben doch einen geopolitischen Unterschied, ob man mit dem eigenen Geld einen koreanischen oder japanischen Automobil-, Mobiltelefonie- bzw. Softwarehersteller fördert oder eben einen chinesischen Produzenten.
Genau so macht es einen Unterschied ob man – um bei einem viel kleineren alltäglicheren Maßstab zu bleiben – das Wattestäbchen im 100er Pack „Made in Polen“ und damit bei einem ureuropäischen Land mit entsprechenden kulturellen und politischen Gepräge kauft oder eben für lächerliche 0,01 Cent pro Stäbchen weniger vom Hersteller aus Fernost. In der Masse macht dies wesentliche Unterschiede in den Volkswirtschaften. Und man sollte sich gewahr sein, dass hinter jeder Volkswirtschaft bei der man einkauft eben auch ein politisches und gesellschaftliches System steht, welches man mit seinem Konsumverhalten stärkt und damit konkludent befürwortet … oder eben entgegengesetzt durch bewussten Verzicht ablehnt.
Ich für meinen Teil habe eine Prioritätenliste:
Wenn möglich aus Deutschland,
dann aus Europa,
dann aus westlich gesinnten Ländern,
dann selbstgemacht,
und dann erst aus dem Rest der Welt, weil es einfach nicht anders geht.