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Mois – Der Drachenlord des Deutschrap

30. Juli 2024
in 3 min lesen

In gewisser Weise macht Deutschrap auch abseits der Musik zugänglich, was so schiefläuft in Deutschland. Weil beinahe die ganze Jugend darüber spricht und Bescheid weiß, folgt hier eine kurze Zusammenfassung der Causa „Mois“.

Als Zelemkhan Arsanov 15 Jahre alt ist, flüchtet er mit seiner Familie aus Tschetschenien nach Österreich. Mit 27 Jahren zieht er mit Frau und Kind 2018 nach NRW. Bereits ein Jahr zuvor lädt er unter dem Pseudonym „Mois“ Videos auf YouTube hoch, in denen er anfangs alles Mögliche kommentiert, aber immer mehr auf Geschehnisse im Deutschrap reagiert. Mit einem Kollegen spielt er die gesamte YouTube-Klaviatur von Challenges bis Straßenumfragen und Co. durch, zahlreiche positive Erwähnungen und eigene erfolgreiche Lieder versprechen eine glorreiche Zukunft. Im Januar 2019 hat Mois 500.000 Abonnenten und ein gutes Verhältnis zu den Rappern Kollegah, Farid Bang und Sun Diego, mit denen er heute allesamt im Clinch liegt. Im Juni desselben Jahres sind es bereits eine Million Abonnements auf Mois’ YouTube-Kanal, das eigens gegründete Label ist erfolgreich. Bis April 2023 wird es ruhiger um Mois, der auf Instagram (1,1 Millionen Follower) und YouTube (fast zwei Millionen Follower) immer weniger hochlädt und schließlich bei dem Rapper Sun Diego unter Vertrag genommen wird. Es tauchen Videos von ihm auf wie er, angeblich wegen seines Drogenkonsums, in Handschellen abgeführt wird. Der Rapper Maestro wirft ihm schließlich in einem Video Blasphemie, psychischen Missbrauch und einen überdurchschnittlichen Drogenkonsum vor.

Etliche Stellungnahmen – darunter sogar welche seiner eigenen Brüder – lassen Mois wie einen manipulativen Narzissten wirken. Vordergründig inszeniert er sich als guten Menschen, hintergründig soll er gesammelte Spendengelder für Erdbebenopfer in der Türkei veruntreut und selbst ausgegeben haben. Mois selbst gelingt es nicht, all diese Vorwürfe zu entkräften. Er beginnt mit der Zeit, immer wirrer aufzutreten, zeigt sich nur ohne Oberteil und mit Sonnenhut und beginnt, in seinen Videos ausschließlich Englisch zu reden. Von nun an nennt sich Mois „Zois“ oder den „man in the mirror“. Wegen seiner psychotischen Auftritte (offiziell wegen Urheberrechtsverletzungen) werden sein Instagram- und sein YouTube-Kanal gesperrt, er umgeht die Sperren mit neuen Kanälen auf X, TikTok und Telegram.

An dieser Stelle kommt Mois’ Frau Anys ins Spiel. Mois behauptete in einem Livestream, dass seine (mittlerweile) Ex-Frau mit dem Rapper Sun Diego fremdgegangen sei und beide mit dem Livestreamer MontanaBlack unter einer Decke stecken sollen. Anys, die zwar nicht nach deutschem, aber nach muslimischem Recht sieben Jahre mit Mois verheiratet war, streitet das Fremdgehen ab, bezeichnet Mois auf Instagram daraufhin als Frauenschläger und berichtet von einem Leben in Unterdrückung. Ihr sei von Mois’ Familie verheimlicht worden, dass dieser bereits ein Kind aus einer früheren Ehe habe, ihre Schwiegermutter soll sie wie einen Sklaven herumkommandiert haben. Unter anderem sei ihr etwa verboten worden, schwanger zum Arzt zu gehen.

Nach einem Selbstmordversuch sei die Familie dann von Mois zu Hause ausgezogen. Anys, die daraufhin von Mois geknechtet, geschlagen und gewürgt wurde, durfte weiterhin keinen Kontakt mit ihrer Familie haben. Sie dokumentierte besonders starke Verletzungen aufgrund eines Zwischenfalls, bei dem Mois sogar kurz von der Polizei mitgenommen wurde, weil Nachbarn diese kontaktiert hatten. Anys berichtet, sie sei deswegen dem Tod entkommen. Aufgrund ihrer Kinder, berichtet sie, sei sie aber immer geblieben und habe keine Aussage machen wollen. Anys hat sich währenddessen immer wieder von Sun Diego beraten lassen. Selbiger meint, Mois habe sie immer wieder zu ihm geschickt, damit er sie beruhigen konnte. Eine Affäre verneinen beide. Zu der inzwischen getrennten Anys und seinen Kindern hat Mois keinen Kontakt mehr. Stattdessen bat er bereits häufig um Geld, da Anys und seine Familie ihn finanziell ausgenutzt haben sollen.

In einem Interview offenbarte Mois dann neulich, dass er Gott dankbar sei, dass er Anys nicht getötet habe. Besonders Meme-fähig: Er tat dies, obwohl es ihm schwerfalle, sich zu kontrollieren:

Im selben Atemzug bezeichnet Mois den jüdischen Sun Diego als „dreckigen Juden“. Auf ihn und seine Frau setzte er ein Kopfgeld aus, seitdem stehen sie unter Polizeischutz. Auch deswegen wird in Deutschland gegen Mois ermittelt, er befindet sich mittlerweile auf der Flucht in Italien oder Griechenland und ist obdachlos. In den neuesten seiner Videos beleidigt er immer mehr Rapper, seine Exfrau und Sun Diego, droht ihnen, sie „aufzuessen“, macht vulgäre Anspielungen oder droht, intime Videos von Anys zu veröffentlichen. Ein jüngst veröffentlichter Song mit dem Namen „Man in the Mirror“ geht zwar viral, seine Zuschauerschaft wartet aber im Grunde nur noch darauf, mit welchem unberechenbaren Auftritt er sich als Nächstes ins Bein schießt. Die ganze Thematik lässt einen mal mehr und mal weniger verstört zurück.

Im Endeffekt ist das Ganze aber metapolitisch ein Erfolg. Denn jeder dürfte zustimmen, dass der Drachenlord des Raps in einem funktionierenden Deutschland und Österreich längst remigriert worden wäre, bevor er die arabische Beleidigung „Kahba“ auch nur einmal in die Kamera krakeelt hätte.

PhrasenDrescher

Der Phrasendrescher - wie könnte es anders sein - promoviert derzeit interdisziplinär in der Philosophie und der Politikwissenschaft. Als glühender Verehrer von Friedrich Nietzsche weiß er, dass man auch Untergänge akzeptieren muss und arbeitet bereits an der Heraufkunft neuer, stärkerer Werte.

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