Dunkel
Hell
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The Royal Society, Debbie Rowe, CC BY-SA 4.0, Wikicommons

Musks Einblicke in Twitters Löschapparat zur Wahl 2020

7. Dezember 2022
in 2 min lesen

Mitte Oktober 2020, genau in der heißesten Phase des Wahlkampfs zwischen Trump und Biden, veröffentlichte die „New York Post“, die älteste Nachrichtenzeitung der USA, eines der schlagkräftigsten Exposés der Politikgeschichte über die Biden-Familie. Joe Bidens Sohn Hunter hatte einen Laptop in einem Reparaturladen abgegeben und so lange nicht wieder abgeholt, bis er per Gesetz in den Besitz des Shopbetreibers überging. Auf diesem sogenannten „Laptop from hell“ fand sich nicht nur Peinliches wie Bilder von Hunter bei seinen beiden Lieblingsbeschäftigungen, Crack rauchen und Prostituierte wegflanken, sondern auch E-Mails, die über jeden Zweifel erhaben bewiesen, dass er in ukrainischen und chinesischen Firmen in lukrative Positionen gehievt wurde, damit man sich so Zugang zum damaligen Vizepräsidenten Joe Biden verschaffen konnte, welcher im Schriftverkehr als „Big Guy“ bezeichnet wurde.

Facebook wie auch Twitter zensierten den Artikel der „Post“ noch am selben Tag. Facebook hatte schon zuvor Besuch vom FBI bekommen, das ihm nahegelegt hatte, eine kommende groß angelegte „russische Desinformationskampagne“ im Keim zu ersticken. Bei Twitter war es, so wurde nun bekannt, eine Entscheidung der Konzernspitze. In einem ersten 36-teiligen Twitter-Thread, auf den noch weitere seiner Art folgen sollen, hat uns Matt Taibbi nun Einblicke aus dem Innenleben Twitters zu dem Zeitpunkt gegeben, zu dem der Konzern entschied, den Artikel zu behandeln, wie er es ansonsten nur mit Kinderpornografie macht, und seine Verbreitung bis hin zum privaten Schriftverkehr zu verbieten. Möglich war Taibbi das, weil Elon Musk als neuer Besitzer von Twitter ihm exklusiv interne Informationen zukommen ließ.

Zunächst einmal zeigt er uns die Kommunikation zwischen dem Twitter-Löschteam und der Biden-Kampagne. Letztere gab routinemäßig Löschaufträge in Form von mehreren Posts oder Threads, die sie weghaben wollte, auf, welche nicht einmal die Regel enthielten, gegen die angeblich verstoßen wurde, sondern einfach nur plump die Links. Twitter antwortete ebenso einsilbig: „Handled.“ (Zu Deutsch: „erledigt“). Ausnahme waren da die Löschaufträge gegen VIPs wie etwa James Woods. Hier schrieb man:

„Hab mir den anderen mit SJ [Anm. d. Red.: wahrscheinlich eine bestimmte Richtlinie] geschnappt. Den zweiten, den High-profile-Fall, leite ich noch mal an die Sicherheitsabteilung weiter.”



Beim Laptop from hell wird schnell klar, dass wir es mit einer handstreichartigen Entscheidung von oben zu tun haben, die für viele bei Twitter nicht nachvollziehbar war. Zweifler wurden mit verklausulierten Redeschwallen über die Richtlinien und dem Hinweis, dass es sich nur um eine vorläufige Lösung „bis weitere Informationen kommen” handelt, vertröstet – nur kamen die natürlich nie, jedenfalls nicht vor der Wahl.

Die wahrscheinlich einschlagendste Enthüllung dürfte aber gar nicht Twitter selbst, sondern die Demokraten betreffen. Einen Tag nach der Zensur-Entscheidung meldete sich ein Carl Szabo vom Researchunternehmen NetChoice bei Twitter. Dieser gab an, sich mit zwölf Mitgliedern des Rechtsausschusses des Repräsentantenhauses getroffen zu haben, drei Demokraten und neun Republikanern. Beide Fraktionen seien wohl sauer gewesen, die Republikaner aus denkbaren Gründen, ihre Sprecherin des Weißen Hauses war etwa gerade aufgrund der Entscheidung gesperrt worden, die Gründe der Demokraten jedoch ziehen einem die Schuhe aus:

„Die Demokraten beschwerten sich darüber, dass die Tech-Konzerne zu unbeholfen vorgehen würden: Sie ließen die Konservativen Verwirrung stiften und die Biden-Kampagne als korrupt hinstellen, obwohl Biden unschuldig sei. Sie [Anm. d. Red.: die Demokraten] verknüpften den Fall mit Clintons E-Mail-Skandal: Sie hat überhaupt nichts falsch gemacht, aber weil die Presse die Geschichte nicht ruhen lassen wollte, wurde es zu einem Skandal jenseits jeder vernünftigen Proportion. Ihrer Meinung nach tun Soziale-Medien-Konzerne jetzt genau dasselbe: Sie sperren nicht genug schädliche Beiträge, so dass, wenn sie es mal tun, so wie gestern mit der Laptop-Geschichte, es auf einmal zu einem Aufschrei kommt. Wenn die Konzerne mehr löschen und sperren würden, dann würden Konservative überhaupt gar nicht mehr daran denken, solche Lügengeschichten (wie über den Laptop) über die sozialen Medien zu verbreiten.“

Im März des Folgejahres wurden alle Informationen der „New York Post“ dann von der „New York Times“ unabhängig verifiziert. Auch in deutschen Medien wurde nun die Affäre thematisiert – selbstredend nicht ohne das gewohnte Framing. 79 Prozent der Amerikaner, die den Fall verfolgt haben, glauben, dass mit einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung über den Fall nun Trump im Weißen Haus säße.

Shlomo Finkelstein

Shlomo Finkelstein wollte immer schon irgendwas mit Hass machen. Seit 2015 erstellt er als "Die vulgäre Analyse" Videos, und seit 2019 zusammen mit Idiotenwatch den Podcast "Honigwabe".

Belltower News schreibt über ihn: "Da er vorgibt, sein Hass sei rational begründet, sind besonders junge Menschen der Gefahr ausgesetzt, die Thesen für bare Münze zu nehmen und sich so zu radikalisieren."

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