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Die „Süddeutsche“ und Hunter Bidens Laptop – Tja, was soll’s

6. April 2022
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Die US-Wahlkämpfe sind seit jeher so schäbig wie ihre Protagonisten. Ein Strudel aus grellem Marketing, kitschigen Affären und völlig enthemmter Berichterstattung konterkariert alle vier Jahre das, was für jede Demokratie eine Art von Ritual darstellen sollte. Wenn diese Staatsform, ihre Vertreter und Institutionen nicht nur in den USA, sondern im ganzen Westen, zunehmend das Ansehen verliert, dann liegt das nicht zuletzt an der zelebrierten Entwürdigung ihrer selbst. Die Hauptverantwortung dafür trägt die Presse.

Es ist schon ein – im wahrsten Sinne des Wortes – merkwürdiger Beruf, den Journalisten ausüben: Sie bestimmen nicht nur hinter verschlossenen Türen, was der Bürger liest, sieht oder hört. Journalisten können sich nach Belieben den Auslassungen oder Andichtungen, Bagatellisierungen oder Skandalisierungen bedienen und haben damit die Kontrolle darüber, wie der Bürger das Gelesene, Gesehene und Gehörte einordnet. Die Presse muss sich vor niemandem verantworten. Behauptungen müssen nicht belegt, finanzielle Abhängigkeiten nicht offengelegt und millionenfach verbreitete Falschbehauptungen nicht revidiert werden.

Beredtes Zeugnis dafür ist der Umgang mit dem geheimnisumwitterten Laptop von Hunter Biden, dem Sohn des amtierenden US-Präsidenten. Die Geschichte ist schnell erzählt: Hunter Biden gibt im Frühjahr 2019 seinen defekten Laptop zwecks Datensicherung in einem Reparaturladen in Delaware ab, vergisst aber dessen Abholung. Der Besitzer des Ladens, ein überzeugter Republikaner, sieht sich schließlich die Daten auf dem Gerät an und staunt nicht schlecht. Er stößt auf brisante Inhalte, etwa Bilder, die den Sohn von Joseph Biden beim Konsum von harten Drogen zeigen. Aber nicht nur das – gesicherte Dokumente erhärten darüber hinaus den schon lange schwelenden Vorwurf, dass Hunter Biden im Rahmen seines Verwaltungsratspostens bei einem ukrainischen Gasproduzenten in korrupte Machenschaften verstrickt war. Pikant: Zum Zeitpunkt der Berufung von Hunter Biden in die Burisma Holdings war Vater Joseph Biden US-Vizepräsident – es war der Mai 2014, der Ukrainekonflikt hatte gerade seinen Höhepunkt erreicht.

Jedenfalls leitet der Besitzer des Reparaturladens den Laptop an das FBI weiter, wartet aber in den Monaten danach vergeblich auf Nachrichten über mögliche Konsequenzen für Hunter Biden. Schließlich wendet er sich an Trumps Anwalt Rudy Giuliani und schickt diesem die Daten, der wiederum das belastende Material an die New York Post weiterleitet. Was danach passiert wird Sie…

Die Honigwabe hat sich ausfürhlich mit dem „Laptop from Hell“ befasst. Reinschauen lohnt sich!

… ernüchtern. Es passiert nämlich so gut wie nichts. Die New York Post berichtet natürlich über die Sache, aber die Medienmaschinerie der Demokratischen Partei, die 2016 geschlossen hinter Clinton und nun hinter Biden steht, ignoriert die komprimittierenden Enthüllungen oder redet sie ganz einfach klein. Und nicht nur das: Twitter und Facebook sperren automatisch Verlinkungen zu dem entsprechenden Beitrag der New York Post. Neben der „Vierten Macht im Staate“ haben sich die sozialen Netzwerke längst zur Fünften erhoben. Konsequenzen? Fehlanzeige. Das Jahr 2020 vergeht, es kommt schließlich zur Wahl, bei der Presse und Soziale Medien abermals die Aufklärung von Ungereimtheiten vereiteln. Joseph Biden wird der 46. Präsident der Vereinigten Staaten.

Was hat das alles mit der „Süddeutschen“ zu tun? Deutsche Medien agierten bereits 2016 als verlängerter Arm der Demokratischen Partei. Kein Vorwurf gegen Trump war zu dumm oder zu plump, als dass er nicht von den hiesigen etablierten Medien aufgegriffen und unhinterfragt verbreitet werden konnte. Kein Vorwurf gegenüber Clinton oder Biden war so stichfest, dass er nicht mit dem Handrücken vom Tisch gewischt werden konnte. So liest man etwa bei der „Süddeutschen“ in einem Netzartikel vom 25. Oktober 2020 folgendes über die Sache mit Hunter Bidens Laptop:

Man beachte den süffisanten Ton, diese Einrieselung von Zweifeln, dieses Herumlavieren bei Umgang mit Twitter und Facebook – die Konzerne haben nicht zensiert, sie haben nicht die Informationsfreiheit eingeschränkt, nein. Sie haben den freien Informationsfluss lediglich „zumindest am Anfang behindert“. Und natürlich berichten die „New York Times“ und die „Washington Post“ und der Rundfunk nicht oder nur kaum über den Laptop aus „Angst davor, wieder […] einem Skandal nachzurennen“. Natürlich, vor so etwas wie der Verbreitung vor falschen Skandalen haben ausgerechnet diese Vorzeigeblätter, in deren Redaktionen sich der eifrige „Süddeutsche“-Volontär hineinsehnt, Hemmungen.

Reichweitenstarke US-Presseorgane lavieren belastende Informationen herunter, die eben nicht bloß den „weitgehend unbekannten Sohn eines Kandidaten“, sondern eben jenen Kandidaten in seiner ehemaligen Funktion als Vize-Präsidenten betreffen. Twitter und Facebook verhindern aktiv die Verbreitung dieser belastenden Informationen. Die „Süddeutsche“ verkauft uns das alles in der Zwischenzeit unter dem Motto: „Tja, was soll’s.“

Das alles passierte also 2020. Zwei Jahre später hat sich „völlig überraschend“ ergeben, dass der Laptop von Hunter Biden alles andere war, als die „trübe Quelle vager Vorwürfe“. Das hätte man bei der „Süddeutschen“ auch schon seinerzeit feststellen können, wenn man sich mit dem Datenmaterial auseinandergesetzt hätte. Hat man aber nicht. Das erfodert jetzt, in einem Netzartikel vom 31. März 2022 einen etwas verrengten Griff in rabulistische Trickkiste: Zwar richtet sich das Narrativ der Story rund um Hunter Bidens Laptop gegen den favorisierten US-Präsidenten. Andererseits handelt sich hierbei, anders als während des Wahlkampfs 2020, nicht mehr um einen rauchenden Colt. Man kann jetzt also unbesorgt den „Kritischen“ raushängen lassen.

Wir erinnern uns: Im Herbst 2020 war der Laptop die „trübe Quelle vager Vorwürfe“ und aufgewogen gegenüber einer FBI-Ermittlung kein Pfund, auf das man im Wahlkampf hätte setzen können. Heute stellt sich die ganze Sache – völlig überraschend! – etwas anders dar:

Halten wir einmal fest: Der Laptop landet zunächst beim FBI, das die Sache versanden lässt. Wieso? Das interessiert die „Süddeutsche“ auch heute nicht. Dann wendet sich der Besitzer des Reparaturladens an den Anwalt von Trump und wir erfahren in einem ganzen Absatz, dass Trump in der Vergangenheit wieder einmal ein ungezogener Junge war, weil er der Ukraine nicht bedingungslos amerikanische Steuermillionen zur Verfügung stellen wollte. Bemerkenswert: Diese Sache fliegt natürlich durch einen „Whistleblower“ auf. Das sind die Guten. Wieso ist der Besitzer des Reparaturladens für die „Süddeutsche“ eigentlich kein „Whistleblower“?

Dann erfahren wir jetzt vom Süddeutschen Beobachter, wie das Datenmaterial schließlich bei dem „rechten Revolverblatt New York Post“ landete. Und jetzt plötzlich, mehr als zwei Jahre nach der Wahl – völlig überraschend! – hätte Bidens Laptop „Sprengkraft“ gehabt!

Ach nein, wie tragisch. Viele Medien hatten also keinen Zugriff auf das Material – hätten’s aber gerne gehabt, versteht sich. Hätten’s dann auch selbstredend veröffentlicht, versteht sich. Deswegen, und wirklich nur deswegen, berichtete man entweder gar nicht oder eben sehr zurückhaltend. Das klingt fürchterlich vernünftig. Aber mit Twitter und Facebook wird die rechtschaffende „Süddeutsche“ doch wenigstens ins Gericht gehen, oder?

Nein, nicht so schnell. Erstmal wird noch ein bisschen herumlaviert, ein bisschen im Trüben gefischt, ein bisschen suggerriert, dass man sich damals in den Redaktionen die Köpfe über die Authenzität der Daten zerbrochen hätte. Es ist das von Dushan Wegner so schön beschriebene „Gaslighting“. Fehlen darf auch hier nicht der Hinweis auf die angebliche russische Urheberschaft des Leaks der Clinton-Mails. Das Wort „Whistleblower“ sucht man in diesem Zusammenhang selbstverständlich vergebens.

Jetzt ist also endlich Twitter und Facebook an der Reihe. Wer aber glaubt, dass die „Süddeutsche“ die damalige Zensur durch die Netzwerkgiganten als Eingriff in den Wahlkampf, als Manipulation, als Verzerrung des demokratischen Wettbewerbs bewertet, der hat sich getäuscht. Nein, Twitter und Facebook „bremsten“ lediglich die Verbreitung der Story, sie haben sich zu „Schiedsrichtern“ erhoben. Zu „Schiedsrichtern“ – das steht da wirklich! Schiedsrichter löschen also die Konten von Benutzern, die unliebsame Informationen teilen. Man lernt nie aus…

Der gesamte Absatz ist nichts als der weitere Versuch die Sache zu einem Narrativ zurechtzubiegen, indem die rechtschaffenen Redakteure der „New York Times“ und „Washington Post“ (und nicht etwa die Hetzer des „rechten Revolverblattes New York Post“) sich um eine ehrliche Aufklärung bemühen. Wie können wir uns diese vorstellen? Klickt man sich jetzt in den Redaktionsräumen der „Qualitätsmedien“ durch die seit 2020 im Netz kursierenden Fotos und Videos, auf denen Hunter Biden eine Crackpfeife raucht und mit Prostituierten verkehrt? „Oh, das ist echt!“ „Na, das eher nicht.“ Und wer hat der „Washington Post“ den Zugriff auf die Daten verwehrt, die seit Jahren frei im Netz kursieren und mindestens der „New York Post“ vorlagen? Twitter? Facebook? Das FBI? Ach nein, lasst mich raten: Es war bestimmt Trump!

Hier endet dann für uns die Beschäftigung mit der Neuinterpretation der Laptop-Saga durch die „Süddeutsche“. Was dem unbedarften Leser als spannende Investigativstory verkauft wird, ist nichts weiter als journalistische Leichenfledderei. Wer vor zwei Jahren die „rechten Revolverblätter“ las, der erfährt durch die „Süddeutsche“ oder jedes andere systemstabilisierende Blatt nichts neues. Interessant ist allenfals, wie der Hauptstrom versucht diese Geschichte zu seiner Geschichte umzudeuten.

Übrigens: Laut dem Media Research Center hätten 17 Prozent der Biden-Wähler eine andere Wahl getroffen, wenn Sie über die Existenz und den Inhalt des Laptops ausreichend informiert worden wären. Das wäre seinerzeit, im Herbst 2020, also wahlentscheidend gewesen. Tja, was soll’s.

Stefan Nguyen

Endlich ein Ausländer im Team und wir müssen uns die Rassistenvorwürfe nicht mehr anhören. Nguyen ist leider nur Viertelvietnamese, hat aber vieles von der asiatischen Mentalität geerbt. Jeden Tag 14 Stunden arbeiten. Schlafen ist für Verlierer. Stefan hat einen Bachelor in International Economics und arbeitet derzeit im Ausland. Wenn er überhaupt einmal Zeit hat, schreibt er in der Print.

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