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Tod dem Hassdaumen

17. November 2021
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Sie haben ja schon eine lange Zeit damit geflirtet. Jetzt machen sie Ernst. YouTube hat angekündigt, die Likes und Dislikes nicht länger anzuzeigen. Standardmäßig, nicht als Option für den Uploader wie gehabt. Ich persönlich sehe sie noch, einige Zuschauer berichten aber, bei ihnen seien sie schon weg.
Die offensichtlichsten Gründe sollten bekannt sein: Die Leute haben keinen Bock auf kulturmarxistische Propaganda oberhalb eines gewissen Schwellenwerts, und das wird sichtbar durch die Dislikes auf Werbefilmchen für offene Grenzen, Bidens Reden oder der neuen KiKA-Serie über Critical Whiteness. Einer der wichtigsten Frames unseres immer mehr auf Einschüchterung setzenden Kulturregimes ist jedoch „#WirSindMehr“, und der wird durch dieses für alle sichtbare Stimmungsbild im Internet angekratzt.

In der Vergangenheit versuchte man noch, des Effekts davon mit der Erzählung gigantischer Bot-Armeen Herr zu werden, wahlweise aus Russland oder Höckes Keller. Aber mit zunehmender Verschlechterung der Zustände, größeren Rissen im medialen Narrativ von der Gesellschaft und steigender Aggressivität im Vorgehen gegen Dissidenten reicht das nun wohl nicht mehr. Der Hassdaumen muss weg. Ein letztes Mal darf er aber, zumindest andeutungsweise, noch eine Ehrenrunde drehen; im Verlautbarungsvideo zur Entscheidung spricht YouTubes Hampelmann von „Gruppen, die ganz gezielt auf YouTuber losgehen, nur weil sie nicht mögen, wofür sie stehen“. Diese Gruppen waren offenbar wieder sehr aktiv, YouTubes Video hat nämlich zehnmal so viele Dislikes wie Likes.

Die Möglichkeit, das Like-Verhältnis unsichtbar zu machen, besteht ja schon seit Langem, um so einem „Spiel mit einem sichtbaren Scoreboard“ entgegenzuwirken. Nur war dann bislang recht offensichtlich, wie das Like-Verhältnis wohl so aussehen würde, ließe man es uns sehen. Das ändert sich jetzt. Der Haupteffekt: Wenn in der neuen „Sesamstraßen“-Folge Elmo als Clown verkleidet für die Impfung kleiner Kinder wirbt (https://www.youtube.com/watch?v=yPlhRUF2aXA), reicht es, wie hier schon geschehen, die Kommentare zu deaktivieren, um Kinder vor digitalem Hassmissbrauch der Trolle zu schützen, und niemand kann mehr sagen, wie die Allgemeinheit so dazu steht.

Was man auch nicht mehr sehen wird, ist, wenn, wie bei der #AllesDichtMachen-Kampagne, die Zuschauerresonanz im Vergleich zur Reaktion der Presse mit im Schnitt gut 90 Prozent Likes überraschend positiv ist. Nach der Implementierung dieser Änderung könnte der normale Mensch nur noch Google befragen, wie die Leute so zu der Kampagne stehen, und die Antwort wäre irgendwas zwischen „so schäbig, dass es weh tut“ („Tagesspiegel“) und „Verhöhnung der Corona-Toten“ (RND) (https://www.rnd.de/medien/stars-gegen-den-lockdown-warum-die-aktion-alles-dicht-machen-ein-verhohnung-der-coronatoten-ist-RKIJZZ5B45F77FSSJHASP7FF5M.html; https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/schauspieler-und-ihre-corona-kritik-alles-dicht-machen-ist-so-schaebig-dass-es-weh-tut/27124112.html). Kurz gesagt legt man die Bewertung und Einsortierung von allem Größeren, das auf YouTube abgeht, wieder vollständig zurück in die Hände der Journos und nimmt der Allgemeinheit ihre Stimme.

Die Zeichen für die Zukunft, auf die wir zusteuern, sind klar: Eine sterilere, immer zentraler kontrollierte Welt wartet auf uns. Viele der kritischsten YouTuber ist man inzwischen ja schon losgeworden, und nun geht es den Stimmbändern der Masse an den Kragen, die das linientreue Waschlappenkonglomerat, das im politischen Bereich an prominenter Stelle größtenteils übrig ist, nicht sehen will. Man erschafft sich eine Welt, in der wir nicht mehr wahrnehmbar existieren, wie man es aus manchen „Black Mirror“-Folgen kennt. In der analogen Welt sorgt dafür stetige Einschüchterung durch die schwelende Drohung des Jobverlusts, der Ausstoßung oder sogar der Gewalt, und digital schreitet man eifrig mit Schwamm und Seife zur Tat. Unsere feindlich kontrollierte Plastikwelt, jetzt mit zehn Prozent weniger kunststofffeindlichem Hass und Hetze.

Shlomo Finkelstein

Shlomo Finkelstein wollte immer schon irgendwas mit Hass machen. Seit 2015 erstellt er als "Die vulgäre Analyse" Videos, und seit 2019 zusammen mit Idiotenwatch den Podcast "Honigwabe".

Belltower News schreibt über ihn: "Da er vorgibt, sein Hass sei rational begründet, sind besonders junge Menschen der Gefahr ausgesetzt, die Thesen für bare Münze zu nehmen und sich so zu radikalisieren."

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