Ich habe im Urin, dass die Ukraine-Staffel sich so langsam dem Ende nähert. Vermutlich wird den westlichen Führungsriegen von Anfang an klar gewesen sein, dass man die Übernahme des Donbass auf lange Sicht lediglich für die Russen verteuern, aber nicht brechen können wird. Und genau das zeichnet sich peu à peu immer deutlicher ab: Mit Bachmut ist der zentrale umkämpfte Verkehrsknotenpunkt im Bezirk Donezk so gut wie gefallen, nachdem man ihn monatelang mit enormem Blutzoll verteidigt hatte. Die strategische Bedeutung der Stadt änderte sich in Berichten westlicher Medien seit dem Jahreswechsel allmählich zu „größtenteils symbolischem Wert“, was mir suggeriert, dass man schon vor über zwei Monaten die Aussichtslosigkeit der Lage verstand und den Aufprall der schlechten Neuigkeiten für die eigene Bevölkerung abfedern wollte, damit sich auch nach dem Fall von Bachmut niemand beschwert, sich seine Lebensmittel kaum mehr leisten zu können.
Die personelle Situation der ukrainischen Armee scheint mehr als kritisch; diverse Videos von Zwangsrekrutierungen alter Männer (Q1) und Jugendlicher (Q2) kursieren im Netz.
Währenddessen befindet sich der Großteil der 300.000 russischen Reservisten, die im Rahmen der Ende September eingeleiteten und Anfang November beendeten Teilmobilisierung eingezogen wurden, noch nicht einmal im Einsatz, und es sind größtenteils Söldner der Wagner-Gruppe, welche die ukrainischen Streitkräfte in Bachmut übermannt haben. Sollte es tatsächlich zur angekündigten ukrainischen Frühjahrsoffensive kommen, dürfte diese den Endpunkt des offenen Krieges sowie den Anfang eines rapiden Zerfalls der Wehrkraft des ukrainischen Heeres markieren.
Lange Rede, kurzer Sinn: Das blau-gelbe Emoji in deiner Twitter-Bio, mit dem du gerade allen zeigst, was für ein guter Mensch du bist, hat vermutlich bald ausgedient, Gisela. Zeit also, sich nach Alternativen umzusehen. Der gute, alte Regenbogen geht natürlich immer, da macht man nichts falsch mit. Aber der ist ja schon lange kein „Current Thing“, also „momentanes Ding“ mehr, das man unterstützen kann, sondern hat sich in den letzten 15 Jahren zur inoffiziellen Flagge des woke-westlichen Imperiums gemausert. Wie hoch der Bedarf nach einem momentanen Ding jedoch ist, hat die Ukraine-Kiste wie vorher schon Covid eindrücklich gezeigt: Ach, was sind sie aufgegangen in einer gemeinsamen Identität, einem gemeinsamen Feindbild und diesmal sogar etwas ganz Neuem: einer Art legitimierter Version von Nationalismus, nur halt einem stellvertretenden.
Mann, du Alles auf Erden…
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Wenn man eine White Pill hieraus destillieren will, dann wohl diese: Wenn unser Lager die Kathedrale der politischen Macht erobern würde, wären diese ganzen Maskenmenschen über Nacht und mit glühendem Eifer die patriotischsten der Patrioten, schon immer gewesen. Auch wenn sie es (unter dem jetzigen Regiment) niemals zugeben würden, sind sie danach nämlich so ausgedurstet, dass sie das Ukraine-Placebo gieriger in sich reingesoffen haben als ein halb Toter in der Wüste den blau-gelben Inhalt einer Slush-Maschine. Slawa Ukrajini, zeigen wir’s den Vatniks! Ach, was war das schön, diese Gemeinschaft, die Identität und ein äußeres Feindbild, dem man mit dem Segen des Regenbogenpapstes höchstpersönlich den Tod wünschen durfte.
Allein innerhalb der ersten zwei Wochen des Krieges haben mutmaßliche Antifanten in Berlin über 100 Anschläge auf russische Einrichtungen sowie solche in Besitz von Russischstämmigen wie Restaurants, Läden oder Schulen verübt, darunter ein Brandanschlag auf die Turnhalle einer deutsch-russischen Schule. „Die Linken sind die wahren Nazis“ ist ja ein oftmals verschriener Facebook-Boomer-Spruch, aber ein Fünkchen Wahrheit steckt schon darin, dass die glühendsten Anhänger des linken Zeitgeistes selbst Gelüste nach einigem von dem zu hegen scheinen, was sie politischen Gegnern geschnürt ins Nazi-Paket täglich unterstellen.
Und nun? Die schwulen Ballons jucken ja leider keine Sau, und die immer mal wieder angedeutete Alien-Staffel wurde vorerst wieder gecancelt. Neben der beständig schwelenden Klimahysterie haben sie momentan eigentlich nur noch ein akutes Eisen im Feuer: die Geschlechterabschaffung. Ähnlich wie 2020 in das Corona-Happening im Mai die George Floyd/BLM-Offensive hineingemischt wurde, hat man das ja auch über den Sommer mit der Transsexualitäts-Kiste versucht, aber sich dabei eine ordentlich blutige Nase abgeholt und scheinbar zunächst wieder einen Rückzieher gemacht: Angekündigt war die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes, welches Geschlecht zu einer reinen Selbsterklärungssache macht, ja eigentlich noch für letztes Jahr, nachdem Justizminister Buschmann (FDP) den Entwurf zusammen mit Familienministerin Paus (Grüne) letzten Juni vorstellte.
Nachdem das ganze zum PR-Debakel wurde, die kleine Schlacht des Queer-Beauftragten Lehmann in der „Welt“ gegen die Experten, die dort die Buchstaben-Einflussnahme der Öffentlich-Rechtlichen kritisiert hatten, krachend verloren ging und die Ideologie dahinter international mit Matt Walshs Film „What Is a Woman?“ erstmals vor der breiten Öffentlichkeit in ein kritisches Licht gerückt wurde, fand man jedoch bis heute nicht den Schneid, es einfach durchzuziehen, und eiert nach wie vor mit Änderungen rum. Vielleicht können wir uns also, sobald der Ukraine-Sideplot abgeschlossen ist, auf etwas vollkommen Neues freuen. Ach ja, die Bugs gibt’s ja noch, stimmt. Die führen sie ja gerade nachdrücklicher ins Feld als Gott gegen die Ägypter. Ob Gisela demnächst ein Schaben-Emoji in ihre Bio packt, wird die Zeit zeigen müssen.